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OBERSCHWAPPACH
Klangkultur aus Seide
Solobassist der Bamberger Symphoniker Georg Kekeisen (links) und der Leiter der Kammermusiker Karlheinz Busch.
Foto: Maag | Solobassist der Bamberger Symphoniker Georg Kekeisen (links) und der Leiter der Kammermusiker Karlheinz Busch.
Von unserem Mitarbeiter Leo Maag
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:28 Uhr

Geistvoller und schwungvoller kann ein neues Jahr kaum beginnen. Die drei Neujahrskonzerte des Bamberger Streichquartetts im bis auf den letzten Platz besetzten Spiegelsaal des Schlosses Oberschwappach sind immer von einer besonderen Stimmung geprägt, die Musiker und Besucher gleichermaßen erfasst. Von der „Wiener Klassik zum Wiener Walzer – Musikalische Hochsprache und musikalischer Dialekt“ titelte das Programm und die Darbietungen erfüllten voll die Erwartungen der Zuhörer.

Ein apollinisches Schönheitsideal, eingebettet in eine stringente und geistreiche Form, sind Wesensmerkmale der Wiener Klassik. Als zwei der bedeutendsten Vertreter dieser Epoche gelten Mozart und Haydn. Mit dem Quartett F-Dur KV 138 von Wolfgang Amadeus Mozart begrüßte das Ensemble eingangs seine Musikfreunde zum Jahreswechsel. Dem Rat seines Vaters Leopold folgend, schrieb der junge Mozart 1771 für den neuen, kritischen Fürstbischof Colloredo in Salzburg drei Werke, die auch als „Salzburger Sinfonien“ bekannt wurden. Diese im Stil der italienischen Musik entworfene „moderne“ Gestaltung gefiel dem strengen Dienstherrn und brachte dem jungen Komponisten 1772 eine Anstellung als Konzertmeister. Spritzig und temperamentvoll eröffnet ein „singendes Allegro“. Ein empfindsames Andante folgt und ein witziges, wirbelndes Presto rundet das Werk ab.

Fast 30 Jahre später schrieb Joseph Haydn seine letzten Quartette. Das Werk op. 77 Nr. 1 in G-Dur Hob. III: 81 aus dem Jahr 1799 wurde zum musikalischen Testament des Meisters. Der 67-Jährige zeigt hier seine große Kunst. In vereinfachter Struktur, prägnanter Rhythmik mit einem heiteren, tänzerischen Motiv schon im 1. Satz, und einer tief empfundenen Melodik öffnet sich dieses Meisterwerk. Das Adagio wird weit ausgesungen, ein Menuett im Presto nimmt die Klangenergie von Beethoven voraus und ein kontrapunktisch, klangreiches, virtuoses Finale machen das von den Musikern brillant und werkgetreu gestaltete Werk zu einem der schönsten seiner Gattung.

Ergänzt durch den 1. Solobassisten der „Bamberger“ Georg Kekeisen spielte das begeisternde Ensemble mit Raul Teo Arias, Andreas Lucke, Lois Landsverk und Karlheinz Busch nach der Pause mit freudvoller Lockerheit beschwingte, leichte Wiener Tanzmusik. Schnelle und witzige Polkas von Joseph Strauß („Leichtes Blut“) und C.M. Ziehrer („Loslassen“), eine ruhigere Polka française von Johann Strauß, wobei die Musiker begeistert mitsangen („Bacchus-Polka“), ein Galopp von Joseph Lanner („Regatta-Galopp) und eine melancholische Walzerfolge von Schubert („Valses nobles op. 77“) führten zum Konzertwalzer op. 167 „Die Romantiker“ von Joseph Lanner.

Das Bamberger Streichquartett überzeugte und begeisterte sowohl im klassischen Teil als auch bei der Wiener Tanzmusik des Biedermeiers. Eine hervorragende Klangkultur aus Seide und ein perfektes Zusammenspiel mit unfehlbarer Intonation zeichnen dieses anerkannte Meisterensemble aus.

Der Leiter Karlheinz Busch sprühte als Moderator mit guter Laune und kenntnisreichen Bemerkungen zu den einzelnen Werken und lobte das Engagement des Organisators Julian Roth. Seinem bei der Begrüßung betonten Neujahrswunsch, dass sich diese Tradition der Konzerte noch lange fortsetzten möge, stimmten die Gäste zu.

 
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