Die Dorfgemeinschaft Horhausen lud ein, an einer Führung rund um das Kirchengebäude teilzunehmen. Ebenfalls zugegen war der Historische Verein Landkreis Haßberge e. V. Am vergangenen Donnerstag war es dann so weit – und Heimatchronist Mario Dorsch weckte hohe Erwartungen.
"So manche Horhäuser, die schon oft in dieser Kirche waren, werden, denke ich, über manche Information erstaunt sein." Dies bestätigte sich bereits bei dem Rückblick in die Entstehungsgeschichte des Gebäudes. In den drei Jahren vor seiner Grundsteinlegung herrschte in Horhausen schreckliche Hungersnot. Bis in den Mai hinein lag 1770 eine geschlossene Schneedecke, es gab keine Ernte und kein Saatgut für das Folgejahr. Brot wurde aus Fichtennadeln und Kleien gebacken.
Viele Menschen, insbesondere Kinder, raffte die sogenannte Rote Ruhr, eine Durchfallerkrankung, dahin. Als 1772 die Bauern ihre erste Ernte einfuhren, versammelten sich alle Horhäuserinnen und Horhäuser vor der Kirche und sangen "Großer Gott, wir loben Dich." Und sie wählten den Heiligen Karl Borromäus, dem Schutzpatron für Arme und Kranke, zum Namensgeber ihrer Kirche.
Dorsch schwärmte von der Schlichtheit, die der Rokokokirche seiner Meinung nach einen besonderen Charme verleiht. Als besonders interessant bezeichnete er das Altar-Antependium, "mit gemalten Blumen und Bandwerk im Stile des Rokoko". So etwas sei in anderen Rokokokirchen kaum noch zu finden.
Verluste durch Renovierungen
Bei Renovierungen, blickte Dorsch zurück, ging jedoch so manches verloren: Ein Freskengemälde an der Decke wurde vor dreißig Jahren einfach überpinselt, unter anderem verschwanden hierbei die drei göttlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung unter dem Neuanstrich. Auch eine Balustrade aus massivem Sandstein wurde zu dieser Zeit ein Opfer des Zeitgeistes.
Mehrere Figuren und Skulpturen stammten, so Dorsch, aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, sind aus Holz gefertigt und erhielten in der Zeit 1925 und 1926 neue Modellierungen und mehrfarbige Bemalung. Aus heutiger Sicht ebenfalls kein gelungener Schritt.
Symbolträchtige Figuren
Doch vieles sei noch sehr gut erhalten. Ein Beispiel: Maria Immaculata, Maria ohne Jesuskind auf einer Weltkugel. Die Schlange, biblisches Symbol der Sünde, zertritt sie mit ihren Füßen, hinter ihr symbolisiert ein Strahlenkranz die Sonne. "Gott habe Maria vom ersten Augenblick ihres Daseins von der Sünde bewahrt, weil sie die Mutter Gottes werden sollte."
Einen besonderen Schatz bekamen die Zuhörenden nicht zu sehen: eine Kirchturmuhr aus den 1770 Jahren, kunstvoll hergestellt von der Uhrmacherdynastie Familie Hofmann aus Dörflis. Sie schlummert seelenruhig vor sich hin, aus Geldmangel, vermutet Dorsch, hätten sie die Horhäuser nie durch modernere Werke ersetzt.
Kreuzigungsgruppe: Herkunft ungewiss
Große Fragezeichen ranken sich rund um die Kreuzigungsgruppe mit dem gekreuzigten Jesus, der Gottesmutter Maria und dem Apostel Johannes. Kirchenunterlagen besagen, dass sie 1690 von Wettrungen nach Horhausen gebracht worden sei. 1912 wurde die Gruppe als "handwerkliche Arbeit des 17. Jahrhunderts" beschrieben. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hatte das Werk einst als Arbeit aus der Zeit vor 1.500 nach Christus gedeutet.
Wie dem auch sei, die Gruppe steht blendend da, Elisabeth Ambross sieht in ihr ein Höhepunkt des Gebäudekomplexes. Karl Matzke, Kirchenpfleger seit 1987, erklärt rückblickend, dass ihn der Heilige Borromäus maßgeblich geprägt habe, vielleicht sei er aus diesem Grund dem Gemeinderat beigetreten: "Ich wollte, wie er, etwas für die Gemeinschaft tun."
Lange noch saß die Runde in der "Alten Schule", beeindruckt von dem kurzweiligen Vortrag und den Leistungen, die die Bewohnerinnen und Bewohner Horhausens rund um das Kirchengebäude hervorgebracht hatten.