Jubiläen in der Familie, am Arbeitsplatz oder in Vereinen sind alltäglich und haben für jeden einen persönlichen Stellenwert. Ganz anders ist es sicherlich, wenn in diesem Jahr Orte wie Kirchaich und Horhausen 1000 Jahre und Breitbrunn 900 Jahre alt werden. Ein solches Gemeindejubiläum stellt mehr als nur drei oder vier nüchterne Zahlen dar. Vielmehr geht es darum, wann eine Gemeinde ins Licht der Geschichte rückte und sie ihre Geschichte mit besonderen Veranstaltungen und Aktivitäten lebendig machen will.
Dabei ist es schon eine Besonderheit, dass gleich drei Gemeinden in einem Jahr auf so ein besonderes Jubiläum blicken können. Solche Jubiläen zu feiern ist ja auch erst seit Ende des 20. Jahrhunderts wieder zu einer neuen Tradition geworden. Die älteste Gemeinde im Landkreis Haßberge, Stettfeld, hat so im Jahre 1978 ihr 1200-jähriges Bestehen gefeiert, bevor dann 1980 Knetzgau mit 1200 Jahren oder 1985 die Stadt Haßfurt mit 750 Jahren folgten.
Wer solch ein Jubiläum feiern will, muss nämlich erst die Voraussetzung erfüllen, dass die Jahreszahl der Erstnennung historisch begründet und belegt ist. Hinweise auf eine mögliche Besiedlung der Gegend sind dafür keine Grundlage.
Diese schriftlichen Grundlagen sind aber im letzten Jahrhundert entsprechend aufgearbeitet und verändert worden. Ohne Zweifel hat hier auch die Gebietsreform eine Rolle gespielt, wo kleinere Gemeinde aufgelöst, eingemeindet oder in eine Verwaltungsgemeinschaft eingegliedert wurden. In den größeren Verwaltungen hat in der Folge die Archivpflege eine größere Rolle gespielt.
Früher schrieben die Dorflehrer Geschichte
Zuvor lief vieles über die Schulen- und Kirchenchroniken, deren Fortschreibung oft von Lehrern, Pfarrer oder Küstern erledigt wurde. Teilweise gehörte das Führen von Schulchroniken sogar zu den Pflichten des Dorflehrers. Nach dem 2. Weltkrieg war die Pflege der Heimatgeschichte zunächst etwas verpönt, was auch mit dem Nationalsozialismus zu tun hatte. Erst Mitte der 80er Jahre trat eine Wende mit der Archivpflege auf Gemeindeebene ein, die aber weiterhin ehrenamtlich von Bürgern ausgeführt wurde, die sich der Heimatgeschichte widmeten.
Als einer der ersten Kreisheimatpfleger muss hier der "Dorfschulmeister" und Ehrenbürger von Knetzgau Paul Hinz (1911-2005) genannt werden, der dieses Amt von 1964 bis 1991 ausführte. Noch bis in die heutige Zeit waren vor allem Lehrer in dieser ehrenamtlichen Funktion eines Kreisheimatpflegers tätig, um hier nur Günter Lipp aus Frickendorf oder den verstorbenen Christian Blenk aus Kirchaich zu nennen. Die derzeit amtierenden Kreisheimatpfleger sind Wolfgang Jäger (Bereich Nord), Christiane Tangermann (Ost) und Silke Blakeley (Süd). Ebenso sind auf diesem Gebiet der Geschichte die Kreisarchivpfleger Johann Reuscher (Nord), Edgar Maier (Ost) und Bernd Reinhard (Süd) tätig.
Nicht vergessen darf man auch die Frauen und Männer, die darüber hinaus die Geschichte für ihre Heimatorte oder Gemeinden in Büchern und Ortschroniken erforscht und aufgearbeitet haben. Stellvertretend können hier Dr. Rainer Wailersbacher für die Großgemeinde Knetzgau, aber auch Dr. Norbert Kandler aus Neubrunn genannt werden, der als Archivoberrat der Diözese Würzburg aus einem großen Fundus im Bereich der Kirchen schöpfen und damit vielen Gemeinden wertvolle Informationen vermitteln konnte.
Wildbannurkunde von 1023 als Geburtsurkunde
Interessant ist sicherlich, dass die Ersterwähnung der beiden Jubiläumsorte Kirchaich und Horhausen auf dieselbe Urkunde zurückgeht. "In einer Wildbannurkunde aus dem Jahr 1023 verleiht Kaiser Heinrich II. (1014-1024) den Wildbann, d.h. das Jagdrecht (Gebote oder Verbote im Hinblick auf die Bejagung von wildlebenden Tieren) für das Gebiet, das sich zwischen den Siedlungen Lisberg, Eltmann, Gerolzhofen, Knetzgau, Castell, Iphofen und Scheinfeld erstreckt", heißt es in der Kulturlandschaftsinventarisation Nördlicher Steigerwald. Diese Gebietsgrenzen des Wildbannes werden in der Verleihungsurkunde genau umrissen.
Für den Ort Horhausen ist der damalige Name "Horehusun" hinterlegt und für den Ort Kirchaich spielt "Harmdeseich" oder "Harnideseih" eine wichtige Rolle, denn bis hierher ging der aus kaiserlicher Gunst an Würzburg vergebene Jagdbezirk. Die Grenzbeschreibung beginnt im Nordosten bei Eschenbach am Main.
Schenkung an Bischof von Würzburg
Kirchaich erscheint aber bereits in der für die Region ältesten urkundlichen Erwähnung, als zwischen 741 und 753 der Hochedle Gumbert dem ersten Bischof von Würzburg, Burkard, Schloss und Amt Wallburg (bei Eltmann) schenkte. Die Urschrift dieser Urkunde liegt aber nicht mehr vor und erst eine Abschrift aus dem Jahre 1586 berichtet von dieser Schenkung. Eine menschliche Besiedlung dieser Kulturlandschaft ist auch schon frühgeschichtlich gegeben und lässt sich insbesondere durch Funde nachweisen. Vor allem ist anzunehmen, dass dieses erste Vordringen entlang der Gewässer geschah.
Auch Horhausen ist wahrscheinlich bereits in der karolingischen Siedlungsperiode um das Jahr 800 entstanden. Der Name bildet sich aus dem althochdeutschen "horo", was so viel wie "die Häuser am Sumpf" bedeutet. Das Gebiet um Horhausen war bereits seit der Mittelsteinzeit in Freilandstationen besiedelt, wovon Funde zeugen, die an den Anhöhen am Main gefunden wurden. Zahlreiche Hügelgräber im Horhauser Unterforst deuten auf spätere Besiedlungen hin und dabei ist ein Hügelgräberfeld der Hallstattzeit nachgewiesen.
Steinbeil und Schabspitze aus dem Neolithikum
Die älteste urkundliche Erwähnung Breitbrunns stammt aus der Zeit zwischen 1112 und 1123, als die Benediktinerabtei St. Michael in Bamberg ein Gut bei "Breytenbrunnen" erwarb. Schon 804 wird der "Rennweg" und im Zusammenhang damit die "Hochstraße bei Lußberg" als alte Handelsstraße urkundlich erwähnt. Als weiteres Zeugnis für eine frühe Besiedlung der Gegend ist die geheimnisvolle Höhle am Veitenstein bei Lußberg, die sich in der Steinzeit als Schutz anbot. Hier wurden auch ein Steinbeil sowie eine Schabspitze aus dem Neolithikum (5500-2000 v. Chr.) gefunden.