
Wenn in den Aprilwochen Texte auswendig gelernt werden, Melodien einstudiert, Holzhämmer geschwungen und Nähmaschinen zum Rattern gebracht, dann nicht ohne Grund: Der Musicalchor "junge Stimmen", zugleich Unterstufenchor am Regiomotanus-Gymnasium in Haßfurt, gibt sich die Ehre.
"Nach uns die Sintflut" lautet der Name des Stücks, welches geleitet von Matthias Göttemann im Rahmen der "Kirchenmusik in den Hassbergen" durch den Chor zur Aufführung gebracht wird. Ein bedeutsames Thema – laufen wir doch Gefahr, in die gleiche Katastrophe hineinzuschlittern, wie die Erdbewohnenden einst zu Zeiten Noahs. Einerseits Unbekümmertheit, Technikgläubigkeit und Überheblichkeit und dem gegenüber warnende Stimmen, die nur geringfügig Gehör finden.

Ein ernstes Thema, das Göttemann mit den Jugendlichen angeht. Gesang, Gespräch, Bewegung, Mimik, Kleidung: alles aufeinander abgestimmt und die Talente der Heranwachsenden herauskitzelnd. "Ich bin zum ersten Mal dabei und darf nur drei Sätze sagen", berichtet Tristan. Wohl wissend, dass er dabei in guter Gesellschaft ist. "Ich würde gerne mehr Solo singen", meldet sich Luise zu Wort. Sie weiß, dass ein kurzer Augenblick der Aufmerksamkeit bei der Zuhörerschaft möglicherweise länger nachhallt, als langwährende Auftritte.
Kinder lernen bei kultureller Betätigung auf vielen Ebenen
"Ich suche Stücke", sagt Göttemann, "die Substanz haben: dramatischer Verlauf, Spannung, Tiefgang und Witz." Und kindgerecht soll es sein. Der Chor müsse eine wichtige Rolle spielen. Solo und Backround: Passt die Rolle zu der Persönlichkeit? Die Kinder wollen beachtet werden, sagt er. Wirklich gute Musicals zu finden, sei eine große Schwierigkeit.
Zu einem guten Auftritt gehöre auch die Unterstützung durch Eltern im Hintergrund. Die Kinder lernen unglaublich viele Dinge gleichzeitig: Stimmbildung, musikalische Förderung, Singen, Gemeinschaft, das Kennenlernen von Musik und Theater gemeinsam als Schätze unserer Kultur. Warten, bis man wieder dran ist. Rücksichtnahme auf andere. Die Frage nach der Wahrnehmung. Kinder spürten sehr wohl, dass man mit einem bestimmten Ausdruck Emotionen transportieren kann. Etwas oder jemand erreichen kann, wenn man die Gelegenheit wahrnimmt, einen Funken zu zünden.
Immer stellt sich die Frage: Welche Kostüme werden gebraucht? Gibt es Geeignete aus den Vorjahren? Beim Bühnenbild komme es darauf an, die Hauptelemente und Gegenstände herauszuheben, die auch für die Kinder in ihrer Wahrnehmung am wichtigsten sind. Das THW verleiht originale Hilfsmittel aus den Einsätzen, die die Kinder für eine Zeitblende brauchen. Sodass man schnell auch als Zuschauer den Zeitsprung nachvollziehen kann und das Geschehen authentisch wirkt.

Arche-Tiere werden von Gastkindern gespielt
Die Tiere, die auf die Arche gehen, werden von Gastkindern gespielt: Geschwister, Grundschüler, Vorschulkinder. Die Zusammenarbeit und die Integration in die Gruppe hätte immer hervorragend funktioniert.
"Ich singe nach wie vor sehr gerne bei Matthias Göttemann", sagt die 28-jährige Studentin Fabienne Reiß aus Königsberg: "Mein Bruder wurde zu Herrn Göttemann geschickt. Dann hieß es, man braucht Statisten: eine Kuh! Ach, für Schulfrei ziehen wir doch ein Kuhkostüm an". Sie blieb im Musicalchor, bis sie 14 oder 15 war, sagt sie. Anschließend habe sie im Schulchor gesungen, ab 2010 im Gospelchor, dann ging es in die Kantorei.

Mitzuerleben, welche positive Kraft sich bei den Heranwachsenden entfesselt, ist Balsam für die Seele. Mitzuerleben, wie Lehrkörper, Schülerschaft und Eltern gemeinsam an einem Strang ziehen und eine Gemeinschaft bilden, die ganz im Kontrast zur modernen Ellenbogengesellschaft steht, kann Zuversicht geben.
Wer dieses Gefühl erleben möchte, sei herzlich eingeladen. Am Sonntag, 28. April, um 17 Uhr in der Stadthalle Haßfurt heißt es dann: Bühne frei für den Musicalchor "Junge Stimmen" und das Instrumentalensemble aus Würzburg unter der Leitung von Matthias Göttemann: "Nach uns die Sintflut".