
Manchmal braucht es für eine gute Idee einfach nur einen Auslöser. So erging es vor einiger Zeit Rotraut Arnold, Leiterin des Kinder-Kultur-Ortes in Königsberg. Sie brütete darüber, was sie am 17. Mai, am Aktionstag „Musik in Bayern“, mit ihren Mädchen und Jungs machen könnte. Da erklangen die Melodien des Königsberger Glockenspiels vom Rathausdach. Und schon war die Idee geboren.
Glockenspiel-Melodien
Das Glockenspiel erklingt seit 1980 zweimal am Tag, um 11.30 Uhr und 15.30 Uhr. Mit Melodien, die die heraustretenden Figuren begleiten, die in der Geschichte Königsberg eine Rolle spielten. Der Auftritt von Regiomontanus wird von „Im schönsten Wiesengrunde“ untermalt, Feldherr Tilly, der durch einen Brand 1632 Unheil über die Stadt brachte, mit „Ist ein Schnitter, heißt der Tod“, der 1673 in Königsberg geborene Friedrich Heinrich Reichsgraf von Seckendorff mit „Nun danket alle Gott“, und der am Rathauseck postierte „Roland“, Zeichen der Gerichtsbarkeit, mit „Üb immer Treu' und Redlichkeit“. Den Abschluss bildet „Nehmt Abschied Brüder“.
Warum sollen diese Lieder nicht einmal gesungen werden, dachte sich Rotraut Arnold. Die Melodien haben alle Königsberger schon oft gehört. Aber welcher Text steckt dahinter? Und gemeinsam mit den Kindern der Regiomontanus-Grundschule, den Vorschulkindern der evangelischen Kindertagesstätte „Die Arche“ und den Kindern des Kinder-Kultur-Ortes setzte Rotraut Arnold ihre Idee in die Tat um.
Begleitung am Klavier
Dort hatten sich rund einhundert Kinder mit ihren Lehrerinnen und Betreuerinnen und viele Zuhörer versammelt, um zunächst dem Glockenspiel zu lauschen. Dann hatten die Kinder ihren Auftritt. In wechselnden Gruppen sangen sie die zuvor gehörten Lieder des Glockenspiels, begleitet von Rotraut Arnold am Klavier. Eltern und viele Besucher hörten aufmerksam zu, um zum Schluss mit lang anhaltendem Beifall ihren Respekt vor der tollen Leistung zu zollen.
Die jungen Sänger, die lange für diesen Auftritt geübt hatten, wurden für ihren Vortrag von Oswald Tränkenschuh, der in die Rolle des Regiomontanus geschlüpft war, mit einem Goldtaler-Regen belohnt.
Begeistert waren vom Auftritt nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Akteure selbst, wie Kinder aus der 2 a und 4 a ganz strahlend berichteten. Letztere gar ein wenig berührt, denn „Nehmt Abschied Brüder“, heißt ja für sie tatsächlich Abschied nehmen, weil sie auf eine weiterführende Schule wechseln und von der Königsberger Schule Abschied nehmen müssen.
Lob vom Bürgermeister
Und ein Lob gab's auch von Bürgermeister Claus Bittenbrünn: „Eine tolle Aktion, da nun die Lieder des Glockenspiels auch einmal in Singform zu hören waren.“ Besonders beeindruckt war er zudem davon, dass die jungen Sänger auch den Text des schwierigen Liedes „Ist ein Schnitter, heißt der Tod“ vortrugen.