Wasser ist ein kostbares Nass. Für manche ist es auch sehr kostspielig. Wie sehr die Kerbfelder Bürger das Thema Trinkwasser und die anstehende Erhöhung der Wassergebühren beschäftigt, und welche Folgen sich daraus auch auf die Stadt Hofheim als Trinkwasserlieferanten ergeben könnten, zeigte die Teilbürgerversammlung im Aidhäuser Ortsteil. Das Gasthaus zur Linde war bis auf den letzten Platz besetzt.
Laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik lag der Preis für einen Kubikmeter Trinkwasser in Bayern im Jahr 2016 bei durchschnittlich 1,55 Euro. Während die Ortsteile Happertshausen, Aidhausen, Friesenhausen und Rottenstein 0,82 Euro und Nassach 1,64 Euro pro Kubikmeter Wasser zahlen, müssen die Kerbfelder mit stolzen 3,10 Euro pro Kubikmeter für ihr Wasser wesentlich tiefer in die Tasche greifen.
Wie kommt es, dass der Wasserpreis im Gemeindegebiet dermaßen auseinanderdriftet? Außer Kerbfeld und Nassach (eigene Wasserversorgung), werden alle Ortsteile mit Wasser aus dem Hochbehälter Rottenstein versorgt. Das Wasser für Kerbfeld, das seit jeher der Lendershäuser Gruppe angeschlossen ist, muss von der Stadt Hofheim eingekauft werden.
Hinzu kommt, dass seit dem Jahr 2001 nachweislich immer mehr Wasser geliefert worden ist, als dann über die Wasseruhren der Haushalte abgerechnet wurde (wir berichteten mehrfach). Trotz jahrelanger Suche, sei man den Ursachen für den enormen Wasserverlust – mit rund 2000 Kubikmeter ein Drittel des gesamten Verbrauches – bisher nicht auf die Spur gekommen, berichtete Aidhausens Bürgermeister Dieter Möhring.
In den letzten zehn Jahren sei durch die hohen Kosten für den Bezug des Fremdwassers im Ortsteil Kerbfeld bei der Wasserversorgung ein Defizit von 144 000 Euro entstanden, informierte der Bürgermeister. Die jährlichen Defizite seien von der Gemeinde aus allgemeinen Finanzmitteln finanziert worden. „Aber so können wir nicht weitermachen. Wir sind zum Handeln gezwungen“, begründete er die angekündigte Gebührenerhöhung, über deren Höhe der Gemeinderat in seiner kommenden Sitzung entscheiden wird. Der bisherige Preis von 3,10 Euro pro Kubikmeter werde sich auf 3,47 bis 3,94 Euro erhöhen, je nachdem, ob der erhebliche Wasserverlust berücksichtigt werde oder nicht.
Einig sei man sich im Gemeinderat, dass das Defizit der vergangenen Jahre nicht umgelegt wird. „Das ist keineswegs selbstverständlich und wird auch nicht überall so gehandhabt“, betonte Möhring. „Würden wir das Defizit umlegen, hätte Kerbfeld einen Wasserpreis von 6 Euro.“
Deutlich kristallisierte sich in der folgenden Diskussion der dringende Wunsch nach Veränderung heraus. „Wie teuer soll das Wasser hier denn noch werden“, fragte Herbert Reinwand. Der Wasserpreis sei in zehn Jahren von 1,75 auf 3,10 Euro gestiegen. „Das kann doch keiner mehr bezahlen.“ Normal sei dieser Preis nicht. „Es ist auch nicht normal, so teures Wasser zu kaufen, wenn man eigenes hat“, entgegnete Möhring.
Die Gründe für diese Situation habe er und der jetzige Gemeinderat nicht zu vertreten. „Wir können gerne mutig über Alternativen diskutieren.“ Bisher habe man immer die Kosten einer neuen Leitung, die über Beiträge abgerechnet würde, gescheut. Wenn die Mehrheit der Kerbfelder nun allerdings dafür sei, die Wasserversorgung zu ändern, gehe die Gemeinde das an. Die Verträge mit der Stadt Hofheim seien jährlich kündbar, informierte Möhring auf Nachfrage.
„Hofheim kauft Wasser aus Haßfurt, Haßfurt kauft es von Schweinfurt – das muss alles mitbezahlt werden“, plädierte auch Thomas Wagenhäuser für eine Neuorientierung. Bei einem Anschluss von Kerbfeld an Rottenstein würden die Betriebskosten auf mehrere Schultern verteilt und brächten so auch den anderen Gemeindeteilen Vorteile. Es gebe, so Wagenhäuser, Möglichkeiten der Mischkalkulation, nach denen die Kerbfelder neue Leitungen nicht komplett alleine bezahlen müssten.
Ob denn das Wasser aus Rottenstein überhaupt für Kerbfeld reiche, wollte ein Teilnehmer wissen. „Nach derzeitigem Erkenntnisstand ja“, antwortete Möhring. Dies müsse aber gegebenenfalls noch mit einem Leistungstest geprüft werden.
„Wir müssen an die Zukunft und an die Jugend denken“, appellierten mehrere Bürger, dringend etwas zu unternehmen, um vom Hofheimer Wasser wegzukommen. Es werde schon so viele Jahre über die Wasserversorgung diskutiert, ohne dass sich etwas ändere, lautete die Kritik. „Sollen wir Unterschriften sammeln oder wie sollen wir vorgehen, damit sich endlich etwas tut?“
„Bevor ich ein Büro beauftrage, brauche ich ein klares Signal aus Kerbfeld“, sagte Möhring. Dies bekam er dann auch: Alle Anwesenden waren dafür, andere Möglichkeiten zur jetzigen Wasserversorgung in Angriff zu nehmen.
Das Problem mit der großen Menge an Fehlwasser sei mit einer neuen Leitung aber nicht automatisch behoben, gab ein Bürger zu bedenken. „Käme das Wasser aus Rottenstein“, entgegnete Möhring, „müssten wir wenigstens nichts dafür zahlen.“
Man könne doch den Bau einer Wasserleitung mit dem Bau eines Radwegs verbinden, schlug Ruth Schwappach, auch im Hinblick auf Fördermöglichkeiten, vor.
Laut Möhring wäre der Anschluss an Happertshausen ideal. „Dann könnten wir gleichzeitig einen Abwasserkanal mit verlegen und damit künftig die Pumpstation sparen.“
Ziel sei eine gemeinsame Wasser- und Abwasserleitung, zog das Gemeindeoberhaupt das Fazit aus der regen Diskussion. Im nächsten Schritt müsse man die anderen Ortsteile über das Vorhaben informieren und hören.