Weihnachten ohne Kirchenmusik ist wohl für viele Haßbergler undenkbar. Dementsprechend gut besucht war das Konzert zum Jahresausklang am Sonntag in der Christuskirche. Der „Kleine Bezirksposaunenchor“ unter Leitung von Jürgen Koch hatte eingeladen, vom alten Jahr Abschied zu nehmen und bot seine musikalische „Begleitung mit nachdenklicher und beschwingter Musik“ an. Einen virtuosen Kontrast zu den Blechbläsern setzte der professionelle Percussionist Jonas Göbel am Marimbaphon.
Mathias Eickhoff sprach einleitende Worte und würdigte die Arbeit der 25 Bläser des evangelischen Dekanats Rügheim und ihres Dirigenten. Außer im Bezirkschor musizieren sie in ihren Heimatgemeinden im Steigerwald, dem Maintal und den Haßbergen. Musikalisch glänzen sie mit ihren blanken Instrumenten und rufen mit Konzertankündigungen stets freudige Erwartungshaltung aus, insbesondere zur Weihnachtszeit. Am Sonntag hatten sie ihr Blech wohl besonders blank geputzt und ließen stimmungsvolle Chöre sauber intoniert erschallen. Die Komposition des vor fast 400 Jahren im fränkischen Königsberg geborenen Komponisten Wolfgang Carl Briegel „Machet die Tore weit“ in einer Bearbeitung von Wolfgang Fischer erklang feierlich wie eine Hymne als Eingangschor.
Mit Werken verschiedener Komponisten und unterschiedlicher Art bewiesen die Bläser Vielseitigkeit. Klanggewaltig, sehr rhythmisch und teils rockig ließ Koch den „Bläsersatz mit Überraschungen“ von Matthias Nagel zu „Hoch macht die Tür“ musizieren. Festlich flott intonierten sie dessen „Jauchze laut“. Von Jacob de Haan in Noten gesetzt, zogen „Yellow Mountains“ wie ein Film vorbei. „Lassen Sie diese Melodie mit geschlossenen Augen an sich heran“, forderte Koch die Zuhörer auf, bevor er zum Dirigat ansetzte. „Das Schöne an den Blechbläsern ist der Kontrast“, stellte er bei seiner Moderation zwischen Klangepos, Choral und modernem Weihnachtslied fest. Tempi- und Rhythmuswechsel bestimmten das „Jingle Bells“ von Richard Roblee. „Roblee war auch schon in Haßfurt“, klärte Koch das Publikum auf, „und hat viele schöne Arrangements für uns geschrieben.“ Mit einer Komposition aus dem Jahr 1977 von Brent Chambers setzte ein fast schon symphonisch angehauchtes Stück das variationsreiche konzertante Programm fort. Das Bläserstück „Standing together“ von Chris Woods nahm Koch zum Anlass, die Bedeutung menschlichen Zusammenstehens hervorzuheben.
Einen vollen Gegensatz zu den Blechblasinstrumenten bot das Marimbaphon, ein hölzernes Schlagstabspiel mit großem Tonumfang. Von Profi Jonas Göbel in beeindruckender Weise gespielt, fügte es sich mit seinem weichen und vollen Klang harmonisch in das Programm ein. Göbel ist 1988 in Haßfurt geboren und begann als Sechsjähriger, das Klavierspiel zu erlernen. Schon kurze Zeit später gewann er eine erste offizielle Anerkennung. Weitere Jahre Unterricht und mehrere Preise folgten. Er wurde Mitglied im Bayerischen Landesjugendorchester sowie Student an der Hochschule für Musik Würzburg und später an der Hochschule für Musik und Theater München. Als erster Schlagzeuger überhaupt trat er 2011 beim „Kultursalon im Bundestag“ vor prominentem Publikum auf. Göbel, der in Wonfurt lebt, ist selbstständiger Konzertsolist, Komponist, Produzent und Pädagoge. „Er ist selbst sehr prominent“, stellte Eickhoff nach seiner Laudatio fest und sprach dem Musiker Dank für die Mitwirkung in diesem Konzert aus.
Einem „traurigen französischen Stück“ ließ Göbel eine „wichtige Komposition für Marimba“ folgen. Die 1937 geborene japanische Komponistin und Marimbaphonspielerin Keiko Abe habe das aus Afrika stammende Instrument nach Europa gebracht, erklärte er. Ihr Werk basiere auf einem russischen Volkslied. Mit seinen vier Schlägeln und imposanter Spielweise erzeugte der Percussionskünstler die nahezu perfekte Illusion eines Balalaika spielenden Quartetts.
Gemeinsam mit seinen Schülern Miriam Gebauer und Daniel Oberreuther bot Göbel ein selbstkomponiertes Werk dar. „Es ist ein minimalistisches Stück“, erläuterte er, bevor die Schlägel flogen. „Sky" lautet der Titel dieser Tonsetzung, und himmlisch klangen die Töne, die drei Schlägelpaare in den Kirchenraum schleuderten. Bei seiner letzten Darbietung, dem ruhigen Choral „A little Prayer“, demonstrierte Göbel seine Professionalität mit durchgehend gewirbeltem Spiel. Viele Schläge ließ er so schnell aufeinander folgen, dass sie nicht mehr einzeln, sondern als anhaltende, wunderbare Melodie wahrnehmbar wurden.
Mit einem weihnachtlichen Medley zum Mitsingen beendeten die Bläser das stimmungsvolle Konzert und ernteten viel Beifall.