
Bereits zweimal, am 1. März mit einem „stillen Protest“ vor dem Werkstor in der Andreas-Humann-Straße in Ebern, am 10. März und am gestrigen Mittwoch zum dritten Mal mit einem Warnstreik, brachten die IG-Metall Bamberg und die örtlichen Vertreter des Betriebsrates von Valeo ihre Sorgen um ihre Arbeitsplätze zum Ausdruck. Verbunden damit ist die Forderung nach einer moderaten Lohnerhöhung.
Diesmal wurde als Ort des Protestes der Parkplatz der Firma gegenüber des Friedhofes ausgewählt. „Friedhofsstimmung“ herrschte allerdings nicht. Im Gegenteil, „flammende Reden“ waren zu hören: Es mögen etwa 300 Menschen gewesen sein, die ihren Platz drei Stunden vor dem offiziellen Arbeitsschluss verlassen hatten, um lautstark mit Hupkonzerten ihrer Autos und Trillerpfeifen, ihre Sorge um den Arbeitsplatz und ihren Unmut über die Arbeitgeber zum Ausdruck zu bringen.
Unterstützt wurden sie von Delegationen aus dem Werk in Fischbach und dem Werk der Spindeltechnologie Weiss in Maroldsweisach. Von einer Hebebühne aus sprachen Funktionäre zu den Kollegen, wobei die Forderungen der IG-Metall vorgebracht wurden. Der gemeinsame Tenor der Funktionäre: „Hände weg vom Tarifvertrag, Arbeitsplatzsicherung und vier Prozent Lohnerhöhung.“
Thomas Werner, Vertrauenskörperleiter und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Valeo sagte, dass ein weiteres Zeichen gesetzt werden soll. Deshalb hole man die Arbeitnehmer dreieinhalbstunden vor Schichtende von ihren Arbeitsplätzen weg, um mit ihnen den Warnstreik durchzuführen. „Bisher, nach über drei Wochen Warnstreik fast 200 000 Beteiligten bayernweit, hat sich der Arbeitgeberverband nicht weiter bewegt, deshalb müssen wir den Druck weiter erhöhen“, sagte Werner.
Der Arbeitgeberverband würde nicht sehen wollen, dass die Ideen der IG-Metall letztlich der ganzen Branche helfen würden. Es werde eine Lohnerhöhung von vier Prozent gefordert und man wolle nachhaltige Zukunftssicherungsverträge und Perspektiven zur Standorterhaltung.
Andrea Sicker, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Bamberg, freute sich, als die Arbeitnehmer am Streikort eintrafen. „Danke, dass ihr gekommen seid, bleibt eine halbe Stunde und kämpft mit uns gemeinsam für den Erhalt eurer Arbeitsplatze, für eure Zukunft am Standort hier in Ebern“, rief die Funktionärin der IG-Metall Bamberg den Leuten zu.
In Bayern habe man vier Verhandlungstermine mit der Arbeitgeberseite hinter sich, wobei kaum Bewegung bei den Arbeitgebern zu erkennen sei. „Unsere Beschäftigten sind sauer. Sie erwarten ein faires Angebot und wollen bei FTE-Valeo ein Zeichen für unsere Tarifforderungen setzten." Gegenüber dem, was von der Arbeitgeberseite auf dem Tisch liege, eine Nullrunde 2020/21 und auch 2022 solle es nicht viel geben. Im Gegenteil, die Arbeitgeber wollten Verschlechterungen, so beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
Begeistert zeigte sich Betriebsratsvorsitzende Sonja Meister, über die Teilnahme ihrer Kollegen. In der Fertigung habe man aktuell gut zu tun und sogar Samstagsarbeit wäre in einigen Bereichen notwendig. Stellenabbau wäre nur begrenzt sinnvoll, weil ein Unternehmen ohne Facharbeiter und Spezialisten nicht bestehen könne. Der Standort Ebern brauche für die Zukunft ein Konzept. Das alles werde beim Management angesprochen, auch um zweigleisig zu fahren.
„Schließlich können wir in Ebern auch Medizintechnik“, so Sonja Meister. Die Sicherung der Aus- und Weiterbildung und den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen forderte Meister, auch die Auszubildenden müssten übernommen werden.
Für diese sprach Mario Bornkessel, Vertreter für Jugend und Auszubildende. Alles könne nur mit einer guten und soliden Ausbildung funktionieren. „Hört auf, der jungen Generation Steine in den Weg zu legen“, rief er an die Adresse der Arbeitgeber gerichtet.
Der Warnstreik wurde am Mittwoch für die Spätschicht um 18 Uhr und für die Nachtschicht am Donnerstagmorgen um zwei Uhr wiederholt.
