Wie wir bereits berichteten, warnt die SPD vor drohenden Schulschließungen. So heißt es, aufgrund der immer geringeren Schülerzahlen bestehe die Gefahr, dass einige kleinere Mittelschulen (ehemals Hauptschulen) bald nicht mehr betrieben werden können. Laut einer Liste, die die SPD in diesem Zusammenhang veröffentlicht hat, wären mit Knetzgau und Theres auch zwei Schulen aus dem Landkreis Haßberge betroffen.
Auch bei Schulamtsdirektorin Uli Brech ruft die Meldung Besorgnis hervor. Allerdings nicht, weil sie tatsächlich eine Gefahr sieht, dass die beiden Schulen geschlossen werden müssen. Sondern aus Angst, dass die ständige Berichterstattung darüber Eltern davon abhalten könnte, ihre Kinder in einer der angeblich betroffenen Schulen anzumelden. „Wir hätten gern Ruhe“, sagt sie, „Die Schule in Knetzgau wird grade saniert. Das würden wir doch nicht machen, wenn die Gefahr bestehen würde, dass wir demnächst schließen müssen.“
Für SPD-Pressesprecher Ulrich Meyer ist das wenig überzeugend. „Unsere Prognosen sind sogar eher konservativ“, meint er, „allerdings wundert es mich nicht, dass von Behörden, die dem Ministerium unterstehen, die Gefahr heruntergespielt wird“. Laut seiner Rechnung müssen die beiden Schulen in den nächsten vier bis fünf Jahren geschlossen werden. Als Lösung des Problems schlägt die SPD die Einführung von Gemeinschaftsschulen vor. An diesen sollen Kinder von der fünften bis zur zehnten Klasse unterrichtet werden, um danach entweder einen Beruf zu erlernen oder an ein Gymnasium zu wechseln. So könnte man wohnortnahe Schulen bis zur Mittleren Reife erhalten.
Beim Schulamt findet man diese Befürchtungen ebenso wenig nachvollziehbar, wie bei den beiden Schulen. „Ich sehe in keinster Weise die Dreibergschule Knetzgau von einer Schließung bedroht“, äußert sich Schulleiterin Hannelore Glass und verweist auf den seit 2010 bestehenden Schulverbund. In diesem haben sich die Mittelschulen in Haßfurt, Knetzgau und Theres zusammengeschlossen. „Also selbst wenn die Schülerzahlen in Zukunft geringer werden, heißt das nicht, dass wir die Schulen deswegen gleich schließen müssten“, beruhigt Schulamtsdirektorin Uli Brech. Und selbst die Gefahr der sinkenden Schülerzahlen sieht sie - zumindest momentan - nicht gegeben. „Etwa ein Drittel der Kinder geht im Moment aufs Gymnasium, ein Drittel auf die Realschule und ein Drittel auf die Mittelschule. Damit haben wir stabile Schülerzahlen und eine Klassenstärke von 20 Schülern in Knetzgau und Theres“, berichtet Brech. Zur Forderung, wohnortnahe Schulen zu erhalten, sagt sie: „Genau das machen wir doch!“
Das bestätigt auch Ulrike Binder-Vondran. „Die Übertrittszahlen sind seit Jahren stabil: Ein Drittel - ein Drittel - ein Drittel“, beschreibt die Schulleiterin der Johann-Peter-Wagner-Volksschule in Theres das Zahlenverhältnis zwischen Mittelschule, Realschule und Gymnasium. Und dass ein Geburtenrückgang die Schülerzahlen verringern würde, ist aus ihrer Sicht auch nicht zu befürchten. „Es gibt Prognosen, die auf der Geburtenrate basieren“, erklärt sie, „Danach haben wir bis zum Schuljahr 2019/2020 stabile Schülerzahlen“. Das bedeutet, dass bis dahin jedes Jahr fünf Klassen mit einer Klassenstärke von etwas über 20 Schülern zustande kommen sollen. „Weiter können wir natürlich noch nicht rechnen“, sagt die Schulleiterin, denn dazu müsste man wissen, wie viele Kinder in den kommenden Jahren geboren werden.
Im November 2013 hatte ihre Schule sogar als einer von drei Schulstandorten in Unterfranken die Auszeichnung „Schulprofil Inklusion“ erhalten. Inklusion, das bedeutet, dass eine Schule Kindern mit verschiedenen Grundvoraussetzungen Chancen bietet. Auch Schüler mit Bedarf an sonderpädagogischer Förderung können hier arbeiten, ohne dass dabei die Förderung anderer Schüler auf der Strecke bleibt. „Mich würde schon interessieren, auf welcher Basis diese Liste mit bedrohten Schulen erarbeitet wurde“, wundert sich Ulrike Binder-Vondran, „Warum Theres darauf auftaucht, kann ich absolut nicht nachvollziehen“.
Sollte der Lösungsansatz der SPD, also die Einführung von Gemeinschaftsschulen, umgesetzt werden, stellt sich natürlich die Frage, ob Schüler ausreichend auf die jeweiligen Anforderungen vorbereitet wären. Könnte ein Schüler, der bis zur zehnten Klasse gemeinsam mit Gleichaltrigen unterrichtet wurde, die kein Abitur anstreben, überhaupt auf einem Gymnasium bestehen? Ulrike Binder-Vondran meint dazu: „Die Einführung von Gemeinschaftsschulen ist eine politische Entscheidung. Wenn - und die Betonung liegt auf wenn - sich die Politiker dafür entscheiden würden, wären wir Schulen sicher flexibel genug, das auch umzusetzen.“