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OBERAURACH
Kampfhund erregt die Gemüter
Kampfhund erregt die Gemüter
Foto: Thinkstock
kv
 |  aktualisiert: 11.07.2013 17:43 Uhr

Ein Hund der Rasse Dogo Argentino ist in einer Ortschaft der Großgemeinde Oberaurach im südlichen Landkreis von einem Grundstück entwischt und hat auf der Straße einen Rentner angefallen (wir berichteten). Die Rasse Dogo Argentino ist ein so genannter „Listenhund“ und in Bayern in der Kategorie II eingestuft. Das heißt: Der Kampfhund muss im Alter von 18 Monaten erst bei einem Wesenstest von einem Fachmann unter die Lupe genommen werden.

Ziel dieses Test ist es, die Besonderheiten im Verhalten des Hundes zu erkunden, um aktuell gefährliche Tiere zu erkennen. Doch das Verhalten des Hundes kann sich ändern. Eine langfristige Prognose zum künftigen Verhalten eines Tieres ist mit großen Unsicherheiten behaftet, da das Verhalten vor allem auch von den Umständen der Haltung abhängt. Jeder Hund kann zum aggressiven Hund erzogen werden, versichern Hundeexperten – dagegen hilft auch kein bestandener Wesenstest. Der Wesenstest wird von einem Tierarzt mit einer speziellen Ausbildung abgenommen, erklärt Roland Hesselbach vom Veterinäramt am Landratsamt in Haßfurt.

Bei gewissen Unsicherheiten des Tieres gegenüber Menschen, Umweltreizen oder anderen Hunden kann ein Leinenzwang und/oder ein Maulkorbzwang angeordnet werden. Hat der Hund den Test bestanden, stellt dann die zuständige Gemeinde ein Negativzeugnis aus. Ohne ein Negativzeugnis dürfen „Listenhunde“ nicht gehalten werden und der Hundebesitzer macht sich strafbar.

Der Vorfall mit dem Kampfhund hat auch im Internet eine rege Diskussion ausgelöst. Es geht in erster Linie um das Verhalten des Hundehalters. Ein Wesenstest nicht nur für den Hund, sondern für den Hundehalter hält ein User für erforderlich. Denn: „Wer seine Minderwertigkeitskomplexe zu kompensieren sucht, indem er solch ein hässliches und gefährliches Tier an der Leine führt, der wird leicht auch anderweitig eine Gefahr für die Gesellschaft.“

„Ganz schrecklich, was dem älteren Herrn widerfahren ist“, schreibt ein anderer Diskussionsteilnehmer. „Ein potenziell gefährliches Tier erfordert besondere Sorgfalt. Das sollte man sehr sich überlegen als künftiger Hundehalter und eher Abstand nehmen von Mastiff, Dog Argentino und einigen anderen Rassen, die gefährlich werden könnten.“ Ein Maulkorb hätte Schlimmeres verhindern können, ebenso die regelmäßige Investition in Zeit und Energie für Hundetraining oder Hundeschule. „Ein Tier kostet viel Zeit und Aufwand.“

Ein anderer Beitrag im Forum beginnt mit bitterböser Ironie: „Der will wirklich nur spielen – und zwar am liebsten mit rohem Fleisch! Den Vorschlag mit der Maulkorbpflicht für diese Rassen würde ich sofort unterschreiben und zwar bei Nichtbeachtung mit einer saftigen Geldstrafe für den Halter dieses Schoßtieres. Warum wird der Hund überhaupt eingeschläfert? Er geht doch nur seinem Instinkten nach, die durch keinen Wesenstest, Training oder Kurs dieser Welt zu 100 Prozent in den Griff zu bekommen sind.“

Einer der Vielschreiber im Internetforum legt dar: „Wer ist denn wirklich an so was schuld? Der Hund mit Sicherheit nicht. (...) Gebt mir einen Pudel und sechs Wochen Zeit und ich mache eine Bestie aus ihm. Das einzige, was Kampfhunde von 'normalen' Hunden unterscheidet ist die Anatomie (Muskel, Kiefergeometrie) und eine in manchen Fällen herabgezüchtete Hemmschwelle. Ich kenn' mich aus mit Hunden und kenne auch einige sogenannte Kampfhunde – und ich muss ehrlich sagen, Schäferhunde und Terrier sind im allgemeinen unberechenbarer.“

 
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  • R. D.
    Ist doch egal ob diese Viecher Kampfhund oder sonst wir bezeichnet werden. Sie sind und bleiben gefährlich. Dem verletzten Rentner oder den toten Kindern die von solchen "Kampfhunden" angefallen wurden ist es völlig egal wie die Bezeichnung lautet.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    In Ziffer 11 des Pressekodex des Deutschen Presserates heißt es unter anderem: "Die Presse verzichtet auf eine unangemessen sensationelle Darstellung von Gewalt, Brutalität und Leid." Ein schönes Ziel.

    Leider wird immer noch hartnäckig der aus dem Bereich des Sensationsjournalismus stammende Begriff "Kampfhund" verwendet, obwohl inzwischen von der Fachwelt anerkannt ist, dass es "den Kampfhund" nicht gibt. Kein Hund wird böse geboren. Der Mensch ist leider in der Lage, jede Hunderasse falsch zum Beißer zu erziehen - oder besser: nicht zu erziehen.

    Der Begriff "Kampfhund" ist ein politischer Kampfbegriff. Er gaukelt vor, durch die Stigmatisierung und/oder Abschaffung bestimmter Hunderassen sei ein Problem zu lösen. Dem ist nicht so. Deswegen hat der Begriff in der seriösen Berichterstattung auch nichts zu suchen.

    DogsGuard 2.0 Deutschland e.V.
    Jürgen Schütt, Vorstand
    www.dogsguard.de
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  • B. S.
    Also Sie sind die Fachwelt!? Obgleich ich ungerne mit Gesetzen um mich werfe, aber ob Sie wollen oder nicht, gibt es in Bayern eine Kampfhundeverordnung, welche eindeutig regelt, welcher Hund zu den sogenannten Kampfhunden gehört und welche Auflagen für diese Tiere bestehen. Es ist bemerkenswert, wie die sogenannte Fachwelt diese Rassen immer wieder zu "Schoßhündchen" stilisieren. Ich gebe Ihnen völlig Recht, unter diesen Rassen gibt es zweifelsohne sehr gut erzogene und gutmütige Tiere. Aber sehr viele dieser Tiere landen leider bei Menschen, die mit der Haltung eines solchen Hundes ihre Komplexe kompensieren möchten. Die wenigsten dieser Hundehalter sind in der Lage ein solches Tier entsprechend auszubilden und artgerecht zu halten. Dies gilt nicht nur für "Kampfhunde" sondern auch für alle anderen Rassen und Mischlingshunde. Ich fände es gut, wenn es einen sogenannten "Hundeführerschein" gäbe, egal für welche Rasse; dies würde dem Halter als auch dem Tier helfen.
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