Der Sand- und Kiesabbau nordöstlich von Sand stößt bei vielen Einwohnern der Gemeinde, sowie in der Nachbarstadt Zeil auf große Ablehnung. Zu groß sind die Befürchtungen, durch die Entnahme der Bodenschätze könne die Hochwassergefahr steigen. Mittlerweile weist die Bürgerinitiative (BI) „Sand bleibt!“, die gegen eine Erweiterung des Abbaugebiets kämpft, auf ein weiteres Problem hin, für das sie die Sand- und Kieswerke Dotterweich (SKD) verantwortlich macht. Das Material, mit dem der Erdaushub nach dem Sandabbau wieder verfüllt wird, soll demnach verunreinigt sein.
„Seit Monaten dokumentieren und melden wir Verstöße gegen die Abbaugenehmigung, den sogenannten ,Planfeststellungsbeschluss' zum Sandabbau nordöstlich von Sand am Main“, heißt es in einer Pressemitteilung der Bürgerinitiative vom vergangenen Mittwoch. Darin warfen die Aktivisten den zuständigen Behörden vor, nicht oder zu wenig zu reagieren. Das Landratsamt hülle sich in Schweigen, das Bergamt verharmlose die Verstöße. „Fund von erdölhaltigen Produkten und jetzt sogar Eimer mit der berühmten Shell-Muschel im Uferbereich zwingen uns nun zum Gang an die Öffentlichkeit“, schreibt die BI.
Eine Reaktion auf die Nachricht von den Verunreinigungen kam am Donnerstag von der Gemeinde Sand. So sei die Nachricht von den Verunreinigungen am Mittwoch an Bürgermeister Bernhard Ruß herangetragen worden. „Um sich ein Bild von der Situation zu verschaffen, ist Bürgermeister Ruß den Uferbereich mit zwei Mitarbeitern abgegangen“, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus. Dabei seien verschiedene Verunreinigungen wie Plastik, Teile von Altreifen, Bauschutt und andere Dinge gefunden worden, die Bernhard Ruß und seine Mitarbeiter fotografierten. Um „auf Nummer sicher zu gehen“ habe der Bürgermeister die zuständigen Fachbehörden informiert, also das Bergamt, das Landratsamt und das Wasserwirtschaftsamt.
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Am Donnerstag teilte Andreas Grundmeier vom Bergamt Bayreuth mit, seine Behörde habe noch am Mittwoch eine „visuelle und organoleptische Kontrolle des Verfüllmaterials im Sandabbau“ durchgeführt. „Auffälliges Bodenmaterial wurde dabei nicht gefunden“, lautet das Ergebnis der Untersuchung. Zwar seien die Plastik- und Reifenteile, die der Sander Bürgermeister dokumentiert hatte, auch von den Mitarbeitern des Bergamtes gefunden worden. Eine Verfüllung von Bauschutt hätten sie hingegen nicht festgestellt, auch wenn kleinere Mengen davon gefunden wurden. Die Rede ist außerdem von vereinzelten Verunreinigungen, vom Kaffeebecher über alte Zeitungsseiten bis hin zum Fünf-Liter-Bierfass. Mengenmäßig sei der Anteil aber „nicht auffällig und im Rahmen der bei Auffüllungen zu erwartenden Störstoffe. Eine Umweltgefahr ist davon nicht zu erwarten.“
Grundmeier berichtet weiter, das Bergamt habe das Kieswerk aufgefordert, das Ufer und die Böschungen abzusuchen und die Verunreinigungen zu entfernen. „Die Reifenteile und die Folie waren der Firma schon bekannt. Eine Bergung war aber aufgrund der Witterungslage bislang nicht möglich“, heißt es in der Pressemeldung.
Mit der Veröffentlichung dieser Ergebnisse zog die BI ihre Vorwürfe gegen die Behörden zurück. Zwar sei es eine „Sauerei“, dass der Dreck ins Grundwasser gelange. Der „Skandal“, dass das Problem über Monate nicht bemerkt oder nicht beachtet worden sei, sei nun abgestellt. BI-Sprecher Mark Werner bestätigt auch, dass Verunreinigungen, die er noch am Sonntag selbst fotografiert hatte, mittlerweile entfernt wurden.
In einer weiteren Pressemeldung geht die Bürgerinitiative außerdem auf den aktuellen Stand zum Genehmigungsverfahren um einen möglichen Ausbau des Kiesabbaus ein. Zwar habe die Meldung von der Aussetzung des Verfahrens in der vergangenen Woche bei vielen Gegnern der Kiesausbeute „für einen kleinen Jubel“ gesorgt. Mark Werner warnt allerdings davor, jetzt unaufmerksam zu werden. Möglicherweise habe sich die Firma mit dem Antrag auf Aussetzung lediglich Zeit erkauft. Denn selbst wenn die Behörden die Erweiterung grundsätzlich für genehmigungsfähig halten würden, wäre das Vorhaben nicht umsetzbar, wenn es dem Kieswerk nicht gelingt, die dafür nötigen Grundstücke zu kaufen.
„Die heutige Haltung der Eigentümer ist jedoch für das Antragsverfahren sehr wichtig, da es keine Enteignungen geben wird und ohne verfügbare Flächen eine amtliche Abbaugenehmigung gar keinen Sinn machen würde“, heißt es von der BI. Viele Landwirte haben schon angekündigt, ihre Felder nicht zu diesem Zweck verkaufen zu wollen. Bei „Sand bleibt!“ gibt es jedoch Befürchtungen, SKD wolle die gewonnene Zeit nutzen, um die Verkäufer umzustimmen. „Wer also nun von einem Erfolg spricht und sich zurück lehnt, könnte dem Antragsteller auf den Leim gehen“, heißt es von der BI.
Positiv bewerten die Aktivisten allerdings, dass im Zusammenhang mit der anstehenden Bürgermeisterwahl in Sand alle drei Parteien, die einen Kandidaten ins Rennen schicken, in ihren Wahlkampfauftaktveranstaltungen ein klares Bekenntnis gegen die Ausweitung abgegeben haben. Der amtierende Bürgermeister Ruß (SPD), der sich am 9. April zur Wiederwahl stellt, lehnt die Ausbaupläne ebenso vehement ab, wie seine beiden Gegenkandidaten Andrea Rippstein (CSU) und Dr. Jörg Kümmel (FSB). Auch sämtliche Gemeinderäte stehen parteiübergreifend gegen die Erweiterung des Sand- und Kiesabbaus.