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Bamberg
"Kängurus am Pool" eröffnen die Bayerischen Theatertage in Bamberg
Bearbeitet von Michael Mahr
 |  aktualisiert: 22.04.2022 02:22 Uhr

Die 38. Bayerischen Theatertage werden am Freitag, 13. Mai, um 19.30 Uhr im ETA-Hoffmann-Theater in Bamberg auf der Großen Bühne eröffnet. Gezeigt wird die Uraufführung des Stücks "Kängurus am Pool". Die folgenden Informationen sind einer Pressemitteilung des Theaters entnommen.

"17 Uhr 30 ratsch. Sommer ratsch. Winter ratsch." Bei manchen klingt es wie eine mit Inbrunst hinuntersausende Guillotine, wenn die Rollladen – oder heißt es Rollläden, wie dann angemerkt wird? – nach unten gelassen werden. Welcher nachbarschaftliche Charakter versteckt sich wohl hinter dem verdunkelnden Plastik? Die Mehrfamilienhausgemeinschaft ist sich einig: kein guter, in keinem Fall; in manchem dafür ein toter.

Ist vielleicht auch besser, dann kann er sich nicht mehr auf dem Balkon die Fußnägel knipsen, sodass man beim Sonnetanken davon berieselt wird. Ada, Elly, Tschill, Mutter Baya und ihre Tochter Sonja, Säm und Herr Ellrod sind Nachbarn, die eigentlich nicht so viel voneinander wissen (wollen). Auch dem Paketboten ist schleierhaft, wie die Zusammenhänge im Haus tatsächlich sind. Tag für Tag schleppt er Päckchen und schwere Säcke Katzenstreu über die Treppen, ein Einschreiben kann nicht zugestellt werden, weil wie immer keiner zuhause ist – und eigentlich ist er Hornist. Und damit in jedem Fall im falschen Job gelandet. Aber zumindest nicht im falschen Leben.

Gemeinschaft wider Willen

Sie alle sind eine Gemeinschaft wider Willen, die sich trotzdem als eine solche zusammennehmen muss, gerade in diesen Zeiten. Sonst laufen sie Gefahr, sich der Vorstellung hinzugeben, dass das Leben mit handfesten Verlusten ein besseres sei, wenn jemand "Weit oben. Ganz weit", eingezogen ist. Denn: "Die großen Lieben, die großen Befreiungen, die großen Erfolge, die guten Jobs, die tollen Reisen. Alles blüht auf. Alles mit der Trauer. Das Leben wird auf einmal besser. Sogar das Wetter."

Theresia Walser öffnet in "Kängurus am Pool" lauter Seelenfenster und guckt den Leuten in die Wäsche. Sie findet Leichen, zwar nicht im Keller, dafür im obersten Stockwerk, einen Brockhaus stapelnden Demenzkranken, eine Hospizclownin mit diversen anderen Ausbildungen und eine suspendierte, dem Alkohol verfallene, Lehrerin. Sie sind wie wir, in ihrer ganzen lustigen Verzweiflung.

In einem Interview sagt Autorin Theresia über all ihre Figuren: "Sie sind letztendlich ja auch Vergrößerungsspiegel dessen, was wir alle an uns selbst kennen. Wer lacht, ist involviert. Wer lacht, tritt in Beziehung. Im besten Fall lacht man den Schrecken über sich selbst weg. Schließlich rumort es in jedem von uns, das kann von leiser Unduldsamkeit bis zum gelegentlichen Vernichtungswillen reichen. Jeder Mensch ist ein Theater für sich."

Theresia Walser war dreimal für den Mühlheimer Dramatikpreis nominiert und ist aus der Theaterlandschaft nicht mehr wegzudenken. Mittlerweile sind ihre Stücke in 20 Sprachen übersetzt. "Kängurus am Pool" ist eine Auftragsarbeit, die für die Eröffnung der 38. Bayerischen Theatertage entstanden ist. Das Stück wird auch am 31. Mai gezeigt. Weitere Vorstellungen folgen, so das ETA-Hoffmann-Theater.

Besetzung: Marie-Paulina Schendel, Philine Bührer, Antonia Bockelmann, Katharina Brenner, Clara Kroneck, Ansgar Sauren, Florian Walter, Stefan Herrmann, Stephan Ullrich.

 
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