Wie schwer es selbst in der heutigen Zeit sein kann, einen Arbeitsplatz zu finden, davon kann Thomas Vollert aus Ottendorf „ein Liedchen singen“. Er ist wortgewandt, intelligent, hat verschiedene Abschlüsse mit guten Noten, aber er ist gehandicapt und daher auf den Rollstuhl angewiesen. Oft ein Grund für Arbeitnehmer, ihm keine Anstellung zu geben – oder einfach nicht zu können, weil der Betrieb nicht rollstuhlgerecht eingerichtet ist.
Der 26-Jährige ist frustriert, denn er möchte arbeiten und nicht demnächst von Hartz IV abhängig sein. Seinen langen „Schulweg“ hat er sich hart erkämpft. Drei Jahre Ausbildung als Bürokraft im Rummelsberger Berufsbildungswerk hat er hinter sich gebracht, mit der Note 1,2.
Mit gutem Abschluss absolvierte er anschließend im Berufsbildungswerk Waldwinkel in Aschau am Inn die Ausbildung zum „Kaufmann für Bürokommunikation“. Im Moment besucht er mehrmals wöchentlich das Berufliche Fortbildungszentrum in Schweinfurt.
Innerhalb eines Jahres schrieb er über 80 Bewerbungen an Firmen zwischen Bamberg und Würzburg – auf Erfolg. Teils waren es Krankenhäuser, gemeinnützige oder soziale Einrichtungen, wie etwa die Lebenshilfe. Alles Betriebe, die ausgeschrieben hatten, dass Behinderte bei gleicher Eignung bevorzugt werden, aber nichts davon habe sich, so Vollert, bestätigt. Oft habe er zu hören bekommen „Wenn ich einen Behinderten einstelle, dann krieg ich ihn nicht wieder los.“ Das sei keineswegs so, betont Thomas Vollert. Wenn die Leistung nicht stimme, dann ist eine Kündigung rechtens.
Viele Praktika hat er hinter sich und viele Versprechungen wurden ihm gemacht. Immer wieder war er positiv auf den Arbeitsplatz eingestimmt, hat seine Arbeit gut erledigt – dann kamen die Absagen mit oft fadenscheinigen Erläuterungen. Da er auf den Rollstuhl angewiesen ist, könne er nun mal keine schnellen Botengänge erledigen, oder schnell von A nach B mit seinem eigenen Auto fahren. Dies braucht bei allem seine Zeit und nur kurze Wege kann er mit Gehhilfen erledigen. Aber über diese Probleme wurden alle Arbeitgeber schon im Vorfeld in den Bewerbungen informiert.
Er fühlt sich ziemlich alleingelassen, was die Arbeitgeber betrifft. Hilfe bekommt er von seinen Eltern Manfred und Isolde Vollert, die hinter ihm stehen und ihn unterstützen. Sein Zuhause ist behindertengerecht gebaut, hier passe alles, betont er, jeder Griff sitze und weg von Ottendorf möchte er nicht. Flexibel sei er, aber nicht um jeden Preis.
Der sonst so positiv eingestellte Thomas Vollert wirkt verzweifelt, aber er will sich nicht unterkriegen lassen. Seine Stärken, die von seinem Umfeld besonders gelobt werden, sind seine Allgemeinbildung und seine Diskussionsfähigkeit über viele Themen des Lebens, ob Soziales oder Politik. Er hat ein großes Talent, Menschen aufzubauen, denen es nicht so gut geht. Er könne sich durchaus vorstellen, mit gehandicapten Menschen zu arbeiten und sie mit seinem erlernten Beruf vertraut zu machen. Er weiß, dass es vielen Menschen mit Behinderungen so geht wie ihm, aber er möchte weiter kämpfen, um eine passende Arbeitsstelle zu finden, denn das Kämpfen das hat er bisher in seinem Leben gelernt.