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WASMUTHHAUSEN
Judith Gerlachs Ausflug in die digitale Diaspora
Die Protagonisten des CSU-Starkbierfests waren (von links) Ortsgruppenvorsitzender Rupert Fichtner, Ministerin Judith Gerlach, Landrat Wilhelm Schneider, Walter Brünnler, der für 60-jährige Mitgliedschaft geehrt wurde und der frühere Staatssekretär Albert Meyer.
Foto: Martin Schweiger | Die Protagonisten des CSU-Starkbierfests waren (von links) Ortsgruppenvorsitzender Rupert Fichtner, Ministerin Judith Gerlach, Landrat Wilhelm Schneider, Walter Brünnler, der für 60-jährige Mitgliedschaft geehrt ...
Martin Schweiger
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:45 Uhr

Gleich zu Beginn ihrer Rede anlässlich des Starkbierfests der CSU-Ortsgruppe Maroldsweisach im Ortsteil Wasmuthhausen teilte Judith Gerlach, die neue bayerische Staatsministerin für Digitales, ihre Besorgnis mit den Zuhörern: was wäre gewesen, wenn sie beispielsweise mit ihrem Auto in dem kleinen Dorf wegen eines Defekts liegengeblieben wäre. Aufgrund des Funklochs hätte sie möglicherweise per Handy keine Hilfe holen können. Doch glücklicherweise sei sie gut angekommen, zeigte sich die junge Mutter aus Weibersbrunn bei Aschaffenburg erleichtert.

Damit sie in Zukunft unbesorgt, das heißt mit Handyempfang, in die Haßberge reisen kann, dafür sei der 33-Jährigen extra ein Ministerium eingerichtet worden, das die Digitalisierung im Freistaat vorantreiben und alle Funklöcher ausmerzen soll. Mit dem Ministerium für Digitales sei Bayern Vorreiter in Deutschland, da es das erste seiner Art sei, sagte Gerlach. Sie sei quasi „ins kalte Wasser geworfen“ worden. Das Ministeriumsgebäude sei leer gewesen, als sie ihre Arbeit aufnahm. Sie habe dafür sorgen müssen, dass Teppiche verlegt werden, Computer angeschafft werden und habe selbst Bewerbungsgespräche geführt. Mittlerweile habe sie einen „bunten Haufen“ zusammen, der bereit sei, die Digitalisierung in alle Lebensbereiche hinein zu tragen.

Zukunftstechnologien fördern

Das Regierungsprogramm „Bayern digital“ sei sechs Milliarden Euro schwer und sehe 170 Einzelmaßnahmen vor. Ihr Ministerium hat sie damit beauftragt, Zukunftstechnologien wie die Künstliche Intelligenz zu fördern. Dazu gehörten beispielsweise Computer, die Hautkrebs besser erkennen können als das menschliche Auge. Digitale Helfer wie selbstfahrende Staubsauger oder Rasenmäher sollen „Zeit frei schaufeln“ für wichtigere Dinge. Nur beim Kühlschrank, der selbst per Internet dafür sorgt, dass er gefüllt ist, müsse man aufpassen, dass er einen nicht auf Diät setzt, kalauerte Gerlach.

Der Weg gehe nur nach vorne. Ja, es gebe Risiken, aber man dürfe sich nicht abschrecken lassen, sagte sie. Neben ihrem digitalen Lieblingsthema versäumte es die CSU-Politikerin nicht, den einen oder anderen politischen Seitenhieb auszuteilen. So bezeichnete sie die britische Premierministerin als „Theresa Mayday“. Dank des „närrischen Haufens“ im Weißen Haus sei in den USA ganzjährig Fasching. In ihrer weiteren Rede kam sie auf die „fünf Kernpfeiler im CSU-Programm“ zu sprechen.

Christlich-soziale Einstellung

Den ersten Pfeiler, die christlich-soziale Einstellung, habe sie als 17-jähriges Mädchen verinnerlicht, als sie in einer Klinik in Aschaffenburg arbeitete, um ihren Führerschein zu finanzieren. Damals habe sie die Arbeit von Ärzten und Pflegekräften schätzen gelernt, die teilweise Unmenschliches geleistet hätten.

Beim zweiten Pfeiler, der demokratischen Gesinnung, gab es einen Seitenhieb auf die AfD: „die Holocaust-Relativierer und -leugner sind weit davon entfernt, ein Mitglied in der parlamentarischen Demokratie zu sein.“ Die AfD sei ohne Konzept und Inhalte. Ihr einziges Thema seien die Flüchtlinge. Den dritten Grundpfeiler namens „konservativ“ habe Franz-Josef Strauß, den die Ministerin mehrfach zitierte, mit „an der Spitze des Fortschritts marschieren“ definiert. „Dirndl und Digitales gehören zusammen“, meinte Gerlach. Die CSU sei schon immer Trendsetter gewesen und habe bereits 1970 mit dem Umweltministerium das erste seiner Art in Deutschland installiert. Kein gutes Haar ließ Gerlach hingegen an der SPD. Es sei „bitter, was bei der SPD abgeht“, meinte sie. Die Partei fordere Taschengeld für Flüchtlinge, sträube sich aber dagegen, den Solidaritätszuschlag abzuschaffen. Den vierten Grundpfeiler „Liberalität“ definierte Gerlach mit „leben und leben lassen“. AfD, Grüne und Linke seien „Angstparteien“, die Angst als Programm haben. Die sei jedoch kein guter Ratgeber. Gleichzeitig geißelte sie die „Doppelmoral der Grünen“, die sich gegen eine dritte Startbahn in München aussprechen, aber dann, wie Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze, Bilder vom Urlaub in Kalifornien posten. Auch den Antrag der CSU, den Klimaschutz in die Bayerische Verfassung aufzunehmen, hätten die Grünen abgelehnt. „Das ist Wasser predigen und Wein saufen“, polterte Gerlach.

Bayern und Europa

Der fünfte Grundpfeiler, der „bayerisch-europäische Patriotismus“, habe Europa im Blick und Bayern im Herzen. Ein Bayern ohne Europa sei undenkbar. Dennoch sollte Bürokratie abgebaut werden und die DSVGO (Datenschutzgrundverordnung) zurückgenommen werden. Ihr Herz blute aufgrund des Brexit. „Das kann passieren, wenn man eine Wahl nicht ernst nimmt“, warnte Gerlach angesichts der mickrigen jugendlichen Wahlbeteiligung und rief dazu auf, bei der Europawahl am 26. Mai dieses Jahres seine Stimme abzugeben. Mit einem gemeinsamen Schluck aus dem Starkbierkrug und bayerischer Blasmusik endete der Vortrag.

Eine besondere Ehre wurde Walter Brünnler zuteil. Der ehemalige Ortsvorsitzende der CSU-Ortsgruppe Maroldsweisach ist seit 60 Jahren CSU-Mitglied und erhielt die Ehrennadel mit sechs Sternen aus den Händen des jetzigen Ortsgruppenvorsitzenden Rupert Fichtner. Es gratulierten außerdem Landrat Wilhelm Schneider und der ehemalige Staatssekretär Albert Meyer.

 
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