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UCHENHOFEN
Jonas kann Weihnachten mit seiner Familie feiern
Zahlreiche Gäste belebten den Dorfplatz bei der Uchenhöfer Dorfweihnacht, wo es kreative Sachen zu kaufen und köstliche Speisen und Getränke zu verkosten gab.
Foto: Manfred Wagner | Zahlreiche Gäste belebten den Dorfplatz bei der Uchenhöfer Dorfweihnacht, wo es kreative Sachen zu kaufen und köstliche Speisen und Getränke zu verkosten gab.
Von unserem Mitarbeiter Manfred Wagner
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:24 Uhr

Wie sähe unsere Welt aus, gäbe es nicht Menschen wie Gabi Finster oder Berthold Wolfschmidt? Die beiden Uchenhöfer – denen es gar nicht recht ist, so hervorgehoben zu werden – stehen stellvertretend für eine ganze Dorfgemeinschaft, die einer in Not geratenen Familie hilft. Mit dem Erlös aus der Dorfweihnacht kann die Mutter ihrem schwerbehinderten Sohn Jonas (19) in einer baden-württembergischen Klinik zur Seite stehen, und vor allem: Damit wird es der ganzen Familie ermöglicht, gemeinsam Weihnachten zu feiern.

Der 21. Mai 2013 war eigentlich ein Tag wie jeder andere. Jonas, der damals eine Ausbildung zum Industriemechaniker in der Fränkischen in Königsberg absolvierte, fuhr auf dem heißgeliebten Traktor mit seinem Opa in den Wald. Ohne erkennbaren Grund wurde ihm plötzlich schwarz vor den Augen, er verliert das Bewusstsein. Bestürzt brachte man ihn zum Arzt und schließlich ins Krankenhaus. Dort stellten die Ärzte die erschütternde und für alle schockierende Diagnose: Ein Aneurysma, also eine geplatzte Blutader im Gehirn.

Eine Notoperation im Schweinfurter Leopoldina-Krankenhaus rettet ihm das Leben, und dann beginnt für den Jungen eine Leidenszeit, von der man nicht weiß, wie lange sie noch andauert. Als Folge der Gehirnblutung kann Jonas fortan weder sprechen noch gehen. Gestern noch der fröhliche Junge von nebenan, ist er urplötzlich an den Rollstuhl gefesselt, und benötigt für alles und jedes die Hilfe seiner Verwandten. Um ihren Sohn zuhause pflegen zu können, hängt Mutter Heike ihren Beruf in der Gastronomie an den Nagel.

Dabei stand Jonas doch mitten im Leben. Er träumte davon, einmal den Bauernhof seiner Großeltern zu übernehmen. Als eingefleischter Bulldog-Fan war der Hof sein ein und alles. An eine Fortsetzung der Lehre ist ebenfalls nicht mehr zu denken. Mit einem Schlag hat sich für ihn und seine ganze Familie alles verändert.

„Locked-In-Syndrom“ nennen die Mediziner diese seltene Erkrankung. Bei vollem Bewusstsein des Schwerbehinderten – das Großhirn ist völlig intakt – lähmt sie den gesamten Körper. Seit dem Vorfall hat er nur noch minimale Bewegungsmöglichkeiten im Bereich der Augen und des Halses. Allein durch Augenzwinkern kann sich Jonas – auf äußerst mühsame Art – mit seinen Eltern unterhalten. Anhand einer vom Vater Jürgen Thein erstellten Tafel fügt der Gelähmte Buchstabe für Buchstabe zu Wörtern zusammen.

Seit dem 17. November ist er stationär im Hegau-Jugendwerk im baden-württembergischen Gailingen untergebracht. Bei der Klinik handelt es sich um eine hochspezialisierte bundesweite Modelleinrichtung speziell für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die nach einer neurologischen Erkrankung oder einem Unfall eine umfassende Rehabilitation brauchen. Bei Jonas wollen die Ärzte und Pfleger erreichen, dass der Patient lernt, seine Gesichtsmuskeln soweit zu beherrschen, dass er seine Gefühle mimisch ausdrücken kann. Einfach ausgedrückt, dass er zeigen kann, wenn er sich über etwas freut oder wenn er sich ärgert. Durch die geduldigen Übungen gibt es erste kleine Fortschritte. So kann Jonas jetzt seinen Kopf etwas nach rechts, links und hinten bewegen. Auf dieser Grundlage soll – so das therapeutische Ziel – eine selbstständige Kommunikation aufgebaut werden.

Da Jonas unter extremen Schluckbeschwerden leidet und damit verbunden immer wieder Erstickungs- und Panikanfälle hat, war es für ihn sehr wichtig, dass seine Mutter Heike von Anfang an dabei war. Die Einrichtung hält zwar Rooming-in-Zimmer vor, aber die damit verbundenen Kosten werden nicht von der Krankenkasse übernommen. Das war einer der Gründe, der dazu führte, den Erlös der diesjährigen Uchenhöfer Dorfweihnacht der Familie zu spenden.

Es würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, wollte man all die Helfer und Helferinnen nennen, die bei Vorbereitung und Durchführung der Dorfweihnacht aktiv beigetragen haben. Dem „harten Kern“ der Organisation mit Gabi und Lisa Finster, Alice und Horst Hückmann, Berthold Wolfschmidt, Ulli Schellenberger und Dagmar Rahimoff wäre es ebenfalls am liebsten, gar nicht namentlich genannt zu werden. Immer wieder betonen sie, dass es ganz viele fleißige Hände waren, die im Vor- und Umfeld der dörflichen Aktion tatkräftig mit angepackt haben.

Für den Weihnachtsbasar wurde wochenlang gestrickt, gebacken, Marmelade gekocht, gebastelt, genäht, gewerkelt und dekoriert. So entstanden zahlreiche kleine, aber feine Kunstwerke. Zudem lockten frisch gebackene Waffeln, deftige Bratwürste und heißer Apfelmostglühwein zahlreiche Gäste auf den Dorfplatz, wo zum ersten Mal am Dorfbrunnen eine schöne Krippe steht. Mit viel Herzblut, heben die Organisatoren hervor, waren alle bei der Sache.

Als Veranstalter fungierte der TSV Uchenhofen. Für dessen Vorstand war es keine Frage, den gesamten Erlös von 3850 Euro zu spenden. Durch dieses ungewöhnliche Weihnachtsgeschenk ist es möglich geworden, dass Jonas ein gemeinsames Weihnachtsfest im Schoß der Familie erleben darf. Gestern haben sich Vater Jürgen, Schwester Franziska, Oma Renate Kraska und die Familie von Tante Manuela Käb auf den Weg in die Klinik zu ihrem Jonas gemacht. Dass der sich unbändig freut, Weihnachten geborgen im Kreis seiner Liebsten verbringen zu dürfen, muss nicht extra erwähnt werden.

Mit dem gespendeten Erlös aus der Uchenhöfer Dorfweihnacht kann sich Heike Thein über die Feiertage das Rooming-in für die neurologische Klinik leisten. Hier absolviert ihr schwerbehinderter Sohn Jonas eine aufwändige Reha-Maßnahme.
Foto: Manfred Wagner | Mit dem gespendeten Erlös aus der Uchenhöfer Dorfweihnacht kann sich Heike Thein über die Feiertage das Rooming-in für die neurologische Klinik leisten.
 
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