Nein, ein solches Schmuckstück verkauft man nicht. Jedenfalls wird sich Edgar Schmitt nicht mehr von seiner Schüttoff F, Baujahr 1926, trennen. Anfragen hat es schon mehrere gegeben. Doch der 77-Jährige musste selbst lange warten, bis er seine Wunschmaschine bekam. Seine Hartnäckigkeit hat sich letztlich bezahlt gemacht.
Der Ebelsbacher, der wie viele andere Liebhaber alter Zweiräder und anderer alter Fahrzeuge am mittlerweile siebten Oldtimertreffen, wieder bestens organisiert vom Ebelsbacher Werbering und Automobilclub (AMC) Zeil, im Gleisenauer Schlosspark teilnahm, hatte zwar zuvor auch schon Motorräder. Vor zwei Jahren hat er sich die in Chemnitz gebaute „Schüttoff“ dann zugelegt, nachdem sie zuvor 30 Jahre in München „beheimatet“ war und ganz früher bei Rennen eingesetzt wurde. „Der Besitzer wollte sie eigentlich renovieren, weil Einiges daran gefehlt hat“, erklärte er. „Und er wollte sie nicht verkaufen.“
Doch das lange und permanente „Nachbohren“ des ehemaligen Bauingenieurs bei dem gleichaltrigen Besitzer aus der Landeshauptstadt hat schließlich zum Ziel geführt. „Nach zwei Stunden war alles erledigt. Zugeschlagen und gleich mit nach Hause genommen“, lachte er. Das Besondere für Edgar Schmitt: Das Motorrad hat eine Kopfsteuerung mit offenen Ventilen. „Das gibt es heutzutage nicht mehr“, sagte er.
Einen echten Hingucker hatte ebenso Heiko Lorz mitgebracht: ein Ford Hot Rod Coupe. Das Auto basiert auf einem Rahmen von 1932, wurde aber vom Vorbesitzer, einem englischen Schuldirektor, komplett neu aufgebaut. Wie gut für Lorz, dass sich dieser vor eineinhalb Jahren vom Fahrzeug wieder getrennt hat. Überwiegend fährt der 44-Jährige jetzt zu Oldtimertreffen oder „auch schon mal zum Eisessen“. Natürlich ist er an Ampeln oder bei langsamer Fahrt ein Blickfang. Für ihn und seine Frau Susanne eine „angenehme Situation. Die Leute freuen sich, wenn sie so ein Auto sehen. Da ist man schon stolz drauf“, machte Heiko Lorz deutlich, der sich auch beruflich mit Old- und auch „Youngtimern“, die etwa 20 Jahre alt sein sollten, beschäftigt: „Ich repariere und halte instand.“
Beim Reparieren geholfen hat auch Harald Heurich, nämlich Gernot Krahl (61) aus dem Fürther Stadtteil Vach. Krahl und Heurich, der in Löffelsterz zu Hause ist, haben sich vor drei Jahren an gleicher Stelle kennengelernt, denn beide nahmen mit Motorrädern am Treffen in Gleisenau teil. Und siehe da: Eine kaputte „Adler M 100“, welche Harald Heurich seit 50 Jahren in seinem Keller stehen hatte, wurde nach mehreren Telefonaten gemeinsam auf Vordermann gebracht. „Wir haben alles zerlegt und vor allem den Motor repariert“, sagte Gernot Krahl, der die 1951 gebaute Maschine „irgendwann einmal in meiner Kindheit“ von seinem Vater geschenkt bekommen hat. Viele Jahre stand sie dann „nur so rum“, erinnert sich der Mittelfranke. Und viele Bekannte haben ihm nur zugesichert, mitanzupacken und das Motorrad wieder fahrtüchtig zu bekommen. Passiert ist aber nichts – bis nach dem Gespräch mit Harald Heurich, dessen Frau Isolde seit 2011 ebenfalls eine „Adler M 100“ besitzt. „Viele sagen nur, aber er macht“, freute sich Gernot Krahl über das Wiedersehen im Schlosspark.
Richtig gemütlich gemacht hatten es sich unterdessen 50er Jahre-Fan Timo Aumüller aus Gerolzhofen, seine Freundin Kerstin und die Eltern Christa und Ernst. In Sonnenstühlen und bei gutem Kaffee. Doch der eigentliche Blickfang stand im Hintergrund. Die Aumüller?s waren nämlich mit einem Mercedes 250 SE Coupe aus dem Jahr 1966 gekommen, der im Schlepptau einen „Dethleffs Tourist“ von 1959 hatte. Vor vier Jahren wurden der 48-Jährige und sein 82-jähriger Vater mit dem Umbau des schnuckeligen Kult-Wohnwagens fertig. „Wir machen das rein hobbymäßig“, erklärte er. „Wir kaufen alte Fahrzeuge und restaurieren dann. Drei Wohnwägen hat der gelernte Werkzeugmacher bereits unter seinen Händen, was zwar „zeitaufwendig, aber schön“ sei. Besonders stolz war er auf sein mitgebrachtes „Exemplar“, eine Holzkonstruktion mit Aluminiumblech beplankt deshalb, weil davon auf der ganzen Welt nur noch vier gemeldet sind.
Eines der „Glanzlichter“ beim Oldtimertreffen hatte Stephan Schnaus zu bieten: einen elf Meter langen MAN-Fernreisebus vom Typ 535 HO. Bereits in den Siebziger Jahren wurde dieser in Holland in eine fahrende „Wohnung“ umgebaut und fuhr anschließend nicht nur bei unseren Nachbarn durch die Landschaft. Als seine Zeit scheinbar gekommen war und die Schrottpresse winkte, hatte der Haßfurter Mitleid. „Ich habe mich sozusagen verliebt“, lachte der 50-Jährige. Er kaufte das Fahrzeug, welches auf einem Schrottplatz in Magdeburg auf sein Ende wartete. Schnaus richtete den Bus „von Grund auf“ wieder her. Mehrere hundert Meter Stahlrohr hat er verbaut, ebenso 17 große Tafeln Blech. Und vieles mehr. Der MAN hat sich in ein uriges Wohnmobil verwandelt. Die Arbeitsstunden hat Schnaus nicht gezählt. Doch er bereut „keine Sekunde. Das ist ein absoluter Traum und ich fahre das Auto so gern. Es ist einfach nur wunderschön.“ Seit der Fertigstellung haben Stephan Schnaus und seine Frau 6500 Kilometer zurückgelegt. „Wenn ich einsteige, dann kann es auch mal zwei Tage regnen und man geht sich nicht auf den Keks. Man hat einfach ein ganz anderes Raumgefühl.“ In modernen Wohnmobilen dagegen fühle er sich beengt.
Manfred Kuhn, Vorsitzender des Ebelsbacher Werberings und „Vize“ des Zeiler AMC, bedankte sich am Ende bei Ebelsbachs Bürgermeister Walter Ziegler für die wiederholte Bereitstellung des Geländes. „Hier fühlen sich die Leute wohl, deswegen veranstalten wir unser Treffen in Gleisenau“, war der Hauptorganisator rundum zufrieden. Barockgarten mit einem schönen Schloss und noch schönere Oldtimer mit spannenden Hintergrundgeschichten – Herz, was willst du mehr?