Die Schlosskapelle St. Magdalena stand am Wochenende im Mittelpunkt des Geschehens der evangelisch-lutherischen Gemeinde Gleisenau. Zum einen feierte die Gemeinde dort den Festgottesdienst zur Kirchweih, zum anderen wurde Religionspädagogin und Gemeindereferentin Ute Schaller feierlich verabschiedet, die nach siebeneinhalb Jahren von Gleisenau nach Bamberg wechselt.
Die Schlosskapelle von Ebelsbach steht an der Nordostecke der Ebelsbacher Schlossanlage innerhalb der Umfassungsmauer und ist jetzt nur noch durch einen kleinen Torbogen zu betreten. An einigen Tagen im Jahr, an Christi Himmelfahrt, an der Kirchweih oder dem Tag des Denkmals, werden ihre Türen geöffnet, um dort Gottesdienst zu feiern.
Die Kapelle wurde 1580-82 unter Wilhelm von Rotenhan erbaut und ist ältestes Zeugnis protestantischen Glaubens in dieser Gegend. Zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert war sie Drehpunkt schwerer konfessioneller Auseinandersetzungen zwischen dem protestantischen Kleinadel und dem Bistum Würzburg. Nach der Säkularisierung wurde die Kapelle aber fast ein Jahrhundert lang von katholischen und evangelischen Christen gemeinsam genutzt. Heute ist die Kapelle eine kirchliche Stiftung bürgerlichen Rechts der Familie derer von Rotenhan und der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Gleisenau. Neben dem Erhalt der Kapelle soll die Stiftung dazu beitragen, die Bedeutung des Gotteshauses für die Geschichte der evangelischen Gemeinde wachzuhalten. Unter den Gästen sah man so auch den früheren Schlossbesitzer Friedrich Wilhelm von Rotenhan.
Pfarrer Volkmar Gregori meinte bei der Begrüßung, dass man sonst die Kapelle auf einem einfachen Steinboden betrete. Heute sei aber der rote Teppich ausgerollt für die Verabschiedung von Gemeindereferentin und Religionspädagogin Ute Schaller.
Die Verabschiedung erfolgte im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes. In dessen Mittelpunkt stand eine „Dialog-Predigt“ der Religionspädagoginnen Ute Schaller und Elisabeth Sollmann zu Johannes 6,1-15 mit dem Wunder der Brotvermehrung. „Und die Wunder Jesu sind nicht einfach nur wie Showeffekte eines Zauberkünstlers. Sie geschehen nicht einfach so zum Nachmachen oder Angeben. Sie geschehen als Hinweis und als Auftakt für das, was noch kommen soll: das Reich Gottes. Die Wunder Jesu sind auch für uns eine Einladung, die Welt einmal mit anderen Augen zu sehen.“
Ute Schaller ging in diesem Zusammenhang auf die Probleme und Herausforderungen in der Welt und Gesellschaft ein, die auch die Kirche und die Kirchengemeinden veränderten. Auch die eine oder andere Gruppe, beispielsweise die Jugendgruppe, habe in den vergangenen Jahren ein Ende gefunden. „Wer will sich noch persönlich treffen, wenn alle Kontakte über Facebook oder WhatsApp laufen? Wie können junge Menschen oder Familien heute angesprochen und für den Glauben gewonnen werden?“ waren nur einige ihrer Fragen.
Elisabeth Sollmann ging auf den Hunger in der Welt ein. „Wir haben Verantwortung für unsere Mitmenschen und die Verhältnisse, in denen wir leben. Wir sollten es wenigstens versuchen, etwas mehr Gerechtigkeit und Hoffnung in die Welt zu tragen, statt nur die Hände in den Schoß zu legen und nichts zu tun. Ich kann nicht den Hunger in der Welt abschaffen, aber ich kann für notleidende Menschen spenden oder fair gehandelte Produkte kaufen.“ So sei der Eine-Welt-Laden in Eltmann nah und es lohne sich, die Mitarbeitenden der Kolping-Familie in der Verbreitung der Idee des Fairtrade zu unterstützen.
Gemeindereferentin Ute Schaller sah aber auch viel Positives gewachsen. „In der Kinder- und Jugendarbeit fand dieses Jahr zum dritten Mal der ,Kinder-Äktschntag' statt.“ Zwischen zehn und 20 Kinder seien mit Begeisterung dabei gewesen. Neuerdings gebe es auch einen Kindergemeindebrief. „Ich als Hauptberufliche war manchmal das Zugpferd für neue Projekte, manchmal habe ich aber auch die Ideen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgenommen und gemeinsam mit ihnen geplant und umgesetzt.“
Die beiden Predigerinnen setzten sich auch mit der Frage auseinander, dass es um die heilsame Gemeinschaft mit Gott in der Kirche gehe und nicht um die Verwaltung von Geld und Immobilien. Dabei dachte man auch an die zahlreichen Flüchtlinge, die in Eltmann leben.
Bei seiner Laudatio betonte Pfarrer Volkmar Gregori, dass sich Gemeindereferentin Ute Schaller in den vergangenen Jahren mit ganzem Herzen, mit viel Liebe und Hingabe den Kindern, Jugendlichen, Konfirmandinnen, Konfirmanden und auch den Frauen gewidmet habe. Auch habe sie beratend dem Kirchenvorstand angehört. Aus familiären Gründen wechselt sie nach Bamberg, wo sie ab dem kommenden Schuljahr an verschiedenen Schulen im Dekanatsbezirk Bamberg evangelischen Religionsunterricht erteilen wird. Pfarrer Gregori sprach Ute Schaller für ihren engagierten Dienst für die Kirchengemeinde seine besondere Anerkennung aus und wünschte ihr auch für die Zukunft viel Erfüllung im Beruf und in ihrer Familie.
Weitere Dankesworte sprachen Gisela Hümmer als Vertrauensfrau im Kirchenvorstand, Pfarrer Dr. Rosin für die katholische Kirchengemeinde und Bürgermeister Walter Ziegler für die politische Gemeinde Ebelsbach. Organistin Milena Koch und der Posaunenchor Gleisenau unter Leitung von Herbert Hofmann umrahmten den Festgottesdienst musikalisch. Anschließend waren alle Gottesdienstbesucher auf Einladung des Kirchenvorstandes zu einem Empfang im Vorhof der Schlosskapelle eingeladen.
Ute Schaller sprach bei ihrem Rückblick von „reich gefüllten Jahren mit vielen schönen Erfahrungen und guten Begegnungen“. Gerade in letzter Zeit sei ihr immer wieder aufgefallen, wie viele Gruppen und Angebote ehrenamtlicher Mitarbeit es gibt und sie bewundert, wie viele in der Kirchengemeinde seit langer Zeit treu mitarbeiteten.
Auf der anderen Seite sehne sie sich nach geregelteren Arbeitszeiten und als Mutter einer vierjährigen Tochter und Frau eines Dekanats-Jugendreferenten nach einem etwas ruhigeren Familienleben. Sie hoffe, dass ihre Nachfolgerin genauso offen aufgenommen wird, wie sie selbst, und dass sie mit allen segensreich wirken könne. Die Kirchengemeinde begrüßt, dass Nachfolgerin Sarah Zeidler schon im September ihren Posten antritt, sodass die Arbeit in der Gemeinde ohne lange Vakanz weitergeführt wird.