Spätestens seit der Kirchweihpredigt ist es kein Geheimnis mehr: Die Firma Pötsch schließt ihre Tankstelle. Werkstatt und Shop bleiben, die Zapfsäulen sind am 15. Dezember zum letzten Mal in Betrieb. Über die Gründe kursieren seit Wochen viele Gerüchte. Für die Inhaber Gerald und Katja Höhn hat die wirtschaftliche Seite den Ausschlag gegeben.
„Wir müssten investieren“, sagt Gerald Höhn, und das lohne sich nicht. Konkret müsste der Öl- und Benzinabscheider erweitert werden, um den aktuellen gesetzlichen Vorgaben zu genügen. „Ohne Umbau läuft es nicht weiter.“ Bisher gebe es noch eine Frist bis Jahresende.
Etwa 50 000 bis 60 000 Euro würde der Umbau kosten, schätzt Höhn – „zu viel für das, was rauskommt“. Er und seine Frau machen deutlich, dass sie keineswegs eine „Goldgrube“ schließen, wie gerüchteweise zu hören sei, sondern mit dem Spritverkauf von vornherein nicht viel verdient ist: Etwa ein Cent pro Liter bleibe übrig, wenn der Staat und die Mineralölgesellschaften jeweils ihren Anteil bekommen haben, und von von diesem Cent gingen noch Betriebskosten, wie Strom, ab.
Zudem sei der Tankstellenbetrieb in den letzten zehn Jahren um 30 Prozent eingebrochen. Durch die neuen Autobahnen fehlten beispielsweise die Kurzurlauber Richtung Rhön, die früher durch Ermershausen gefahren seien. Aber auch das Kaufverhalten der Leute am Ort und in der Umgebung habe sich geändert.
Umsatz hat sich halbiert
Das Unverständnis mancher Autofahrer über kurzfristige Preisschwankungen kann der Inhaber verstehen. Allerdings weist Höhn darauf hin, dass die Preise konstant oben blieben, würde er nicht die Wettbewerber im Blick haben und, falls dort die Preise sinken, bei der Mineralölgesellschaft auch für seine Tankstelle niedrigere Preise beantragen.
„Der Umsatz hat sich halbiert, die Kosten haben sich mittlerweile verdreifacht“, fasst Gerald Höhn die Entwicklung zusammen. Seine Frau fügt hinzu, die Tankstelle habe sich in den letzten Jahren nur getragen, weil sie und ihr Schwiegervater Horst an der Kasse Dienst tun. Deshalb haben sich Höhns schon länger überlegt, die Tankstelle aufzugeben, sobald sie investieren oder jemand einstellen müssen. Letzteres wäre jetzt auch der Fall, weil die Mineralölgesellschaft ein neues Kassensystem einführen will.
Grundsätzlich habe die Gesellschaft aber nichts zu tun mit der Entscheidung, jetzt aufzuhören, betont Gerald Höhn. Neben den wirtschaftlichen Gründen spielt die zeitliche Belastung eine Rolle. Höhn selbst ist mit der Arbeit in der Werkstatt ausgelastet, und „als Familienbetrieb ist man mit einer Tankstelle gebunden“. Schließlich ist auch sonntags bis 13 Uhr offen und Aufgaben wie die Preisanträge müssen selbst im Urlaub erledigt werden.
Erstes Weihnachten
„Wir haben heuer zum ersten Mal Weihnachten“, sagt Gerald Höhn. Sonst sei ja auch an Heiligabend und den Feiertagen offen gewesen und einer aus der Familie musste an der Tankstelle sitzen. Apropos Familie: Aller Voraussicht nach wird keiner der beiden Söhne von Gerald und Katja Höhn einmal die Firma übernehmen – ein weiteres Argument gegen eine größere Investition, wie sie jetzt nötig gewesen wäre.
„Wir sind uns bewusst, dass wir den Leuten ein Stück Bequemlichkeit nehmen“, sagt Katja Höhn. Doch sie geht davon aus, dass sich mit der Zeit alles einspielen wird. „Der Job hat uns Spaß gemacht, aber wenn ich irgendwann nicht mehr weiß, wovon man die Schulden bezahlen soll, muss ich einen Schlussstrich ziehen.“ Das eigentliche Herzstück der Firma, die Werkstatt, werden die Höhns weiterhin betreiben und auch nach wie vor Autozubehör anbieten. Der Shop bleibt ebenfalls erhalten: Zu den Öffnungszeiten der Werkstatt gibt es Tabak und Zeitungen zu kaufen. Stationsgutscheine müssen aber bis 15. Dezember eingelöst werden.
„Ein bisschen enttäuscht“ ist Bürgermeister Werner Döhler. Er hatte sich dafür eingesetzt, dass die Tankstelle nicht geschlossen wird. Nun spricht er von einem großen Verlust für die Gemeinde und die Region. „Die Tankstelle ist schon wichtig hier bei uns“, sagt er, räumt aber auch ein: „Aus wirtschaftlicher Sicht kann man die Betreiber verstehen.“
warum instaliert man dann nicht Tankautomaten ?????
In Breitengüßbach bei OMV kostete der Liter Diesel 1,35 €, bei Shell in Baunach 1,34 € und an der freien Tankstelle bei Rentweinsdorf sogar nur 1,33 €. Auch in Bad Königshofen nur 1,35. In Saal (Aral!) waren aber wieder 1,47 € fällig!!
Bei dieser Preispolitik von Aral ist es doch kein Wunder, dass die Tankstellen irgendwann mal pleite gehen! (sogar ohne Umgehungsstraße!!).