
Neben den schon bekannten architektonischen Glanzstücken eines Mario Botta in Königsberg und Altershausen wird der Landkreis demnächst ein weiteres Werk eines renommierten Architekturbüros erhalten: Der bayerische Justizminister Winfried Bausback verkündete am Freitagnachmittag, dass der Planungsauftrag für das neue Amtsgericht am EZO-Kreisel an das Büro Nieto Sobejano Arquitectos gehen wird.
Als Vertreter des international tätiges Architekturbüros mit Niederlassungen in Madrid und Berlin kam Enrique Sobejano persönlich in die Kreisstadt gereist, um seinen Entwurf der Öffentlichkeit zu präsentieren. Gemeinsam mit seinem Firmenpartner Fuensanta Nieto gehört Sobejano zu den angesehensten Repräsentanten zeitgenössischer spanischer Architektur. Das Büro hatte sich in einem Wettbewerb gegen acht Mitkonkurrenten durchgesetzt.
An den Ideen für das künftige Haßfurter Amtsgericht ist die Ästhetik der Architekten auf dem ersten Blick zu erfassen: Die Reduzierung auf schlichte geometrische Formen sorgt für eine schnörkellose Sprache. Natürliches Licht schafft Transparenz.
Spannendes Projekt
Das Projekt in Haßfurt sei ausgesprochen spannend, sagte der Architekt, schließlich liege das Baugrundstück genau an der Verbindung zwischen der Altstadt mit seiner mittelalterlichen Ritterkapelle und der eher im freien Stil gestalteten Neubausiedlung. Deswegen habe er großen Wert auf eine sehr transparente Gestaltung gelegt.
Das neue Amtsgericht rückt rund zwölf Meter von der Hofheimer Straße weg, um vor dem Eingangsbereich eine Platzsituation zu erreichen. Der Grundriss des Gebäudes, das den Standard eines Niedrigenergiehauses erreichen wird, misst 28 auf 28 Meter. Hinter der Fassade aus Stein und Glas verbergen sich vier Etagen. Die unterste wird in den Hang hinein gebaut und soll Funktions- und Nebenräume aufnehmen. Im Hauptgeschoss liegen rund um eine große Aula die drei Sitzungssäle. Es sind wie in einem Baukastensystem voneinander getrennte Einheiten mit jeweils eigenen Nebenräumen. Rund um das Atrium, das von oben viel natürliches Licht in den Baukörper lässt, schmiegen sich zwei Obergeschosse, in denen die Büroräume für die Justizverwaltung geplant sind.

Nördlich des Amtsgerichts ist noch Platz für eine Grünfläche. Daran schließt sich ein städtisches Grundstück an, das von der Stadt bebaut werden wird. Es sei sein Wunsch, so Enrique Sobejano, dass die Nachbarbebauung sich dem Stile des neuen Amtsgerichts anpasse.
Auf dem Baugelände stand früher ein weitläufiger Supermarkt, der im Juni und Juli 2013 von einer Spezialfirma Stück für Stück abgebrochen wurde. Das Grundstück hatte zuvor die Sparkasse Ostunterfranken aus privater Hand erworben. Danach verkaufte das Kreditinstitut 4500 Quadratmeter an den Freistaat Bayern und 2000 Quadratmeter am Nordrand des Areals an die Stadt Haßfurt. Wenn die Justiz in das neue Amtsgericht einzieht, wird das Landratsamt das alte Gericht übernehmen und so seine gravierende Raumnot deutlich linden können.
Meilenstein für Haßfurt
Bürgermeister Rudi Eck sagte bei dem Empfang im Saal des Alten Rathauses, das neue Amtsgericht werde ein Meilenstein in der städtebaulichen Entwicklung Haßfurts. Gemeinsam mit Landrat Rudolf Handwerker habe man viel Überzeugungsarbeit leisten müssen und keine noch so weite Reise für sondierende Gespräche gescheut. Die Investitionskosten von rund zehn Millionen Euro würden der Wirtschaft der Stadt und der gesamten Region gut tun.
Landrat Rudolf Handwerker sprach von einem guten Tag für Kreis und Stadt. Es sei ein steiniger Weg gewesen mit zahlreichen Klippen, die zunächst als unüberwindbar angesehen wurden. Umso erfreulicher sei es nun, am Ziel zu sein.
Der Innenstaatssekretär Gerhard Eck bezeichnete die jetzt gefundene Lösung als „Sahnehäubchen“ des langjährigen kommunalpolitischen Einsatzes von Rudi Eck und Rudolf Handwerker. Beide Herren könnten kurz vor ihrem Ruhestand zurecht stolz auf das Erreichte sein. Der Entwurf sei „ausgezeichnet und wunderschön“ und füge sich toll in die städtebauliche Situation ein.

Der seit Oktober 2013 amtierende Justizminister Winfried Bausback aus Aschaffenburg betonte, ein Justizgebäude sei kein simpler Verwaltungsbau. Ein Gerichtsgebäude solle die Dritte Gewalt im Staat angemessen repräsentieren, das Selbstverständnis der Justiz – offen und transparent – sollte sich auch in der baulichen Gestaltung wiederfinden. Gerichtssäle müssten zudem waffen- und angstfrei sei, deswegen sei es wichtig, nun die baulichen und technischen Voraussetzungen für effiziente Zugangskontrollen schaffen zu können. Die architektonische Gestaltung des neuen Gerichts durch das Architektenteam aus Berlin und Madrid trage zu einer freundlichen und beruhigenden Atmosphäre bei, in der besonnen und ausgleichend verhandelt werden könne.