Im Erdgeschoss des „Dokumentationszentrums Sankt Michaelskapelle“ lebt die Epoche des Historismus wieder auf. Gezeigt wird unter anderem ein Querschnitt aus verschiedenen Kunstgattungen, von Skulpturen und Malerei über Glas- und Textilkunst bis zu sakralen Metallarbeiten.
Der Historismus hat auf die alten Stile wie Gotik, Romanik oder Renaissance zurückgegriffen. In der Nachkriegszeit wurde diese Epoche deshalb allerdings häufig als reiner „Kopierstil“, aber auch als „frömmelnd“ eingestuft und Ausstattungsgegenstände in Franken oft als „Steckelesgotik“ bezeichnet. Deshalb wurden sie aus vielen Kirchen wieder entfernt.
Zugleich war im Zuge der Industrialisierung auch in der sakralen Kunst die Massenproduktion auf dem Vormarsch. So wird eine Madonnenfigur gezeigt, die aus einem Katalog stammt.
An einem interaktiven Touchpanel können Besucher etwas über die Geschichte der Ritterkapelle, die Wappen am Fries, den Raum sowie den Konservator Heideloff erfahren und einen Film des Videoteams der Pfarrei St. Kilian ansehen. An der Produktion des Videoteams war auch der Historische Verein Haßberge beteiligt.
Für Heraldiker ist es sehr erfreulich, dass sie nicht nur die Wappen erklärt bekommen und die Namen der Adelsgeschlechter erfahren. Beim Antippen eines Wappens können sie auch sehen, welches Wappen, an dessen Stelle vor der Restaurierung durch Heideloff zu sehen war.
Im Obergeschoss der Ausstellung wird die Baugeschichte der Ritterkapelle anhand von Entwurfszeichnungen und Objekten sichtbar gemacht. Der Schwerpunkt liegt auf den Restaurierungsarbeiten unter dem Konservator Karl Alexander Heideloff und dem Bauamtsassessor Anton Dorner.
Heideloffs Entwurf für die Außengestaltung der Haßfurter Ritterkapelle zeigt eine Art Kathedrale mit einer prächtigen Doppelturmansicht. Die mystische Wirkung der Deckenbemalung vor der Umgestaltung im Jahr 1949 lässt eine Zeichnung der Bamberger Firma Seidlein & Co. erahnen: Vor einem tiefblauen Grund sind goldene Sterne, stilisierte Blumen und musizierende Engel zu sehen.
Zu sehen sind außerdem Objekte aus der Ritterkapelle und der Pfarrkirche, darunter ein Tabernakel aus dem rechten Seitenaltar der Pfarrkirche, ein mannshoher Leuchter und eine Figur des heiligen Michael, die zuletzt im Pfarrhaus in Haßfurt stand.