Zum ersten Mal hatte die Rummelsberger Diakonie zu einem Konzert mit Weihnachtsliedern eingeladen und viele Gäste fanden sich ein, um sich den Chor anzuhören, der ebenfalls zum ersten Mal auftrat und seine Zuhörer begeisterte. Es war aber kein normaler Chor, sondern er bestand aus aktiven Mitgliedern der "Sängerlust Eltmann" sowie Sängerinnen und Sängern der Rummelsberger Diakonie, die sich aus Freude am Singen zu einem "inklusiven Chorprojekt" zusammengefunden haben und damit auch Menschen mit Behinderung eine Stimme gaben.
Hinter dieser Idee eines "inklusiven Chorprojektes" steht vor allem Clara Viering, die seit längerer Zeit schon als Dirigentin für den Jugendchor "Cantarella" und den Frauenchor "Mainklang" beim Gesangverein Sängerlust Eltmann tätig ist und in Hallstadt auch noch die "Busytones" dirigiert. Ihr Hobby ist die Musik und beruflich ist sie gerade über ihrer Masterarbeit in Sozialpädagogik, die sich auch mit diesem Thema beschäftigt.
Menschen eine Stimme geben
Da kam ihr die Idee oder die Vision, auch Menschen mit Behinderung eine Stimme zu geben. Auch die Rummelsberger Diakonie in Ebelsbach mit ihrem Leiter Thorsten Landgraf war gleich davon begeistert. In der Rummelsberger Diakonie leben derzeit 26 Bewohner in einem Alter zwischen 18 und 78 Jahren, die sich schon jetzt bei zahlreichen Freizeitaktivitäten betätigen können wie Kegeln, Dart, auch Fahrten in Freizeitparks oder vor Ort auch zu Seniorentreffen gehen.
Spannend war die Frage, ob sich Sängerinnen und Sänger aus Vereinen oder aus dem Ort zu solch einer Kooperation zwischen "Sängerlust Eltmann" und der Rummelsberger Diakonie entscheiden würden. Die Verbindung von Clara Viering zu ihrem Gesangverein in Eltmann zeigte da Wirkung, denn es meldeten sich zwei Männer und fünf bis acht Frauen und es meldeten sich externe Personen. Zum Kreis von 30 bis 40 Teilnehmern zählten auch Bewohner aus den Einrichtungen der Diakonie aus Hofheim, Ebern und Zeil. Sie wurden dafür eigens mit Fahrzeugen zur Probe gebracht.
Dirigentin Clara Viering hatte für das Projekt im November und Dezember vier Proben angesetzt und sich auch darauf entsprechend vorbereitet, ob Jung und Alt, Leute mit oder ohne Behinderung und mit oder ohne Notenkenntnissen einfach so zusammengebracht werden könnten. Und dann fand sie von Beginn an den Unterschied gar nicht so groß, wenn es auch ein besonderes Erlebnis war. "Wir haben uns vorbereitet wie in einem anderen Chor auch, mit dem Einsingen. Dann gingen wir über auf zweistimmig und probierten Kanons mit drei Gruppen. Natürlich muss man sich auf so eine neue Gruppe auch einstellen, weil es diese Konstellation bisher ja auch für mich noch nicht gab."
Aber von Probe zu Probe wurde die Harmonie besser und man merkte auch allen die Freude an. Einrichtungsleiter Thorsten Landgraf sprach von einer "willkommenen Abwechslung und Riesenbereicherung für die Bewohner. Viele, die sich bisher nicht getraut haben, ihre Lippen zu bewegen, haben sich nun getraut und sind mit Begeisterung dabei." Das bestätigte der 58-jährige Oswald. "Das hat mir gut gefallen und hat Spaß gemacht, Weihnachtslieder zu singen, die ich schon früher in der Schule gesungen habe."
Aber auch den Sängern von außerhalb bereiteten die Proben Spaß und die emotionale Energie der mitsingenden Bewohner nahm sie mit. Ludwig Müller aus Eltmann war mit Frau und Tochter eine große Verstärkung durch die verschiedenen Stimmlagen und gab mit seinem Bass eine gute Basis für den Gesamtklang. Veit Laubmeister meinte "ich mache das zum ersten Mal und finde das eine gelungene Aktion. Der Einstieg mit einfachen Weihnachtsliedern war optimal."
Dem Abschluss des Projekts fieberten dann alle entgegen. Davor wurde in einem Raum noch einmal eingesungen, bevor es dann nach außen zum ersten Auftritt ging und hierzu auch die übrigen Bewohner mit ihren Rollstühlen oder mit Hilfe den richtigen Rahmen abgaben.
Das Liedprogramm bestand aus den Ohrwürmern der Kindheit und auch der Gegenwart wie "alle Jahre wieder", "leise rieselt der Schnee", zwei Kanons und natürlich "o du fröhliche" und man merkte so gut wie keinen Unterschied zu einem anderen Chor, was auch die vielen Besucher mit viel Beifall bekundeten.
Anschließend wurde gefeiert
Mit einem Weihnachtsbasar mit Bratwürsten, Glühwein und Kinderpunsch wurde dann noch gefeiert und auch die Frage gestellt, ob es bei diesem einmaligen Projekt bleibe oder man sich auch eine Fortführung vorstellen könne. Alle befragten Heimbewohner würden sich über die Weiterführung der Chorproben freuen.
Clara Viering zog zumindest das Fazit "es hat mir Spaß gemacht und ich habe immer gespürt, dass sich die Teilnehmer oder Behinderten aus der Einrichtung richtig gefreut haben." Im Vordergrund steht nämlich jetzt ihr beruflicher Abschluss, ein zeitlich befristetes Projekt wie jetzt zur Vorweihnachtszeit könnte sie sich vorstellen. Auch Einrichtungsleiter Thorsten Landgraf fände es gut, wenn man die Freizeitaktivitäten auch mit Gesang oder Chorarbeit bereichern könnte.