„He Zwerge, he Zwerge, he Zwerge, ho!“ Wenn sich erwachsene Männer seltsam geformte Mützen aufsetzen, Schürzen umbinden und als sieben Zwerge, samt Schneewittchen im Schlepptau, eher gröhlend als fröhlich singend durch Innenstädte ziehen, dann ist Junggesellenabschied angesagt. Rappen die Märchenwesen aber an sieben Abenden unter lautem Publikumsjubel durch das Nassacher Jugendheim, dann ist die Theatersaison der „Jotznosen“ aus Nassach in vollem Gange. Nach einem Jahr Pause präsentierte sich die Theatergruppe mit der Komödie „Junggesellenabschied“ von Regina Rösch in Topform und bester Spiellaune.
Der 59. Geburtstag von Paula Häuslein steht vor der Tür. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als eine Schwiegertochter – gerne vermögend – und träumt davon, endlich Oma zu werden. Auch Vater Ferdinand hätte nichts gegen eine baldige Heirat seines Sohnes Manfred, sehnt er doch mit seinem Freund Alfons seit langem eine Feier ohne die gestrengen Ehefrauen herbei. Was bleibt den geplagten Männer da anderes als ein Junggesellenabschied; eine Tradition, gegen die keine Frau der Welt ankommt. „Wenn der Bräutigam sagt, wir müssen mit, dann müssen wir mit“, malen sich die beiden Freunde das Ereignis aus. Aber eine heiratswillige Freundin ist nicht in Sicht und die Erfüllung der Wünsche scheint in weiter Ferne.
Ausflug in die Nachtclubs
Da geraten alle mächtig aus dem Häuschen, als Manfred völlig überraschend seine Verlobte Tamara von Schönfeld präsentiert. Der Freudentrubel wandelt sich in Panik, als die zukünftigen Schwiegereltern Angelina und Lanzelot von Schönfeld mit ihrem Privatjet zur Geburtstagsfeier einfliegen wollen. Wie sollen sie Wohnung und Ehemann in kurzer Zeit auf Vordermann bringen, fragt sich Paula. Nebensächlich, findet die Männerwelt, die nur noch dem Junggesellenabschied entgegen fiebert. Der Schwiegervater in spe scheint auch kein Kind von Traurigkeit und mischt beim Planen kräftig mit. Statt der von Ferdinand und Alfons geplanten Tour mit dem Bollerwagen nach Happertshausen, schleppt Lanzelot die Zwerge in die Würzburger Nachtclubs. Doch das Unglück schreitet bekanntlich schnell: Ohne Blessuren und Ehekrise kann das nicht über die Bühne gehen, ahnt der erfahrene Theatergänger.
Mit Charme, Witz und viel Situationskomik setzen die neun Schauspieler die Geschichte in Szene. Allen voran hat Marco Gräf als Ferdinand Häuslein die Lacher auf seiner Seite. Ob in langer Unterhose, als Zwerg oder im maßgeschneiderten Frack – mit seinem wohlgeformten Adoniskörper macht er in jedem Kostüm eine gute Figur. Köstlich, wie er sich nach dem Stichwort „Wasser“, ein Tipp seiner Frau für ihren Geburtstagswunsch, durch die absurdesten Ideen grübelt und schließlich bei einer Regentonne landet. Über diese Alternative zu einer Kreuzfahrt auf der Aida ist sie allerdings alles andere als erfreut. In der Rolle der Paula Häuslein bietet Beate Höchner ein breites Spektrum an Gefühlslagen. Sie schimpft und droht, sie hofft und fleht, es fließen Tränen der Verzweiflung, der Wut und der Freude. Als Sohn Manfred steht Jonas Wagner als relativ junger Mitspieler den alten Hasen in nichts nach. Selbstbewusst und trickreich führt er seine Eltern an der Nase herum. Als seine Braut Tamara von Schönfeld überzeugt Neuzugang Jule Wagner. Rainer Schwappacher, der als Ferdinands Freund Alfons die Zuschauer begeistert, führt die Riege der altgedienten Spieler an. Er wirkte während des 20-jährigen Bestehens der Gruppe bei 16 Stücken mit.
Begeistertes Publikum
Fast ebenso lange ist Karin Heumann dabei, deren Mimik stets Bände spricht. In diesem Jahr steht sie als Alfons Frau Betty ihrer Freundin Paula mit Rat und Tat zur Seite. Eine Glanzleistung liefert Renate Guthardt als naive Briefträgerin Anneliese Schnell ab. Einen anstrengenden Sprachfehler über knapp drei Stunden perfekt durchzuhalten – das muss man erst mal schaffen. Reichlich Szenenapplaus war ihr sicher. Michaela Schwappacher brilliert in der Rolle der hochnäsigen, reichen Angelina von Schönfeld. Ein hervorragendes Debüt liefert Georg Herget als Lanzelot von Schönfeld ab.
Regie führte erstmals Martin Kell, der auch soufflierte. Die Ansagen und Vorstellung der Spieler übernahm René Wagner. Dafür, dass niemand Hunger oder Durst leiden musste, sorgte die Landjugend mit fleißigen Helfern. Vom Publikum, bei dem die Aufführung sehr gut ankam, gab es großen Applaus.