Eigentlich begann alles eher harmlos bei einem Bürgerforum im Jahre 2017 in Knetzgau. Einige Jugendliche nutzten diese Veranstaltung, um vorzusprechen und den Wunsch nach einem Skatepark zu formulieren. Dieses Saatkorn fiel auf fruchtbaren Boden. Und da in Knetzgau nicht gekleckert, sondern geklotzt wird, so Thomas Zettelmeier von der Gemeindeverwaltung mit einem Schmunzeln im Gespräch mit dieser Redaktion, beauftragten die Gemeindeväter die Fachleute von "Populär Handcrafted Skateparks" damit, eine Anlage in Knetzgau zu konzipieren. Diese soll Leuchtturmcharakter besitzen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern sogar auch aus den benachbarten Landkreisen.
Die Anlage in Knetzgau kostet rund eine halbe Million Euro
Dafür nehmen die Knetzgauer sogar richtig Geld in die Hand. Rund 450 000 Euro soll die Anlage kosten. Mit einer Leader-Förderung von 200 000 Euro wird gerechnet. Da würde der Gemeinde noch ein Eigenanteil von rund 250 000 Euro verbleiben. Dafür sollte die "Skate- und Bikeanlage Knetzgau" dann aber auch etwas Besonderes sein. Am Donnerstagabend präsentierte die planende Firma nun ihr Konzept. Wert legten Planer und Verantwortliche dabei auf das Urteil der Nutznießer dieser Einrichtung, der Jugendlichen. Und die machten kein Geheimnis daraus, dass sie von den Planungen sehr angetan sind. Unschwer daran zu erkennen, dass nur noch ein Vorschlag für eine Slackline gemacht wurde, um auch Besuchern der Anlage, die mit Skaten und dergleichen weniger im Sinn haben, eine Beschäftigung zu ermöglichen.
In der Vergangenheit waren bei der Gemeindeverwaltung immer wieder Fragen Jugendlicher laut geworden nach der Möglichkeit zur Schaffung eines Skateparks. Sie hatten bemängelt, dass es nicht nur in der Gemeinde Knetzgau sondern im gesamten Landkreis Haßberge keinerlei Möglichkeit gebe, ihrem Hobby per Inliner, Skateboard oder BMX „richtig“ nachgehen zu können. In Haßfurt, Hofheim und Zeil seien zwar kleinere Skateplätze vorhanden, diese verlören jedoch durch ihre geringe Größe und ihre begrenzten Möglichkeiten sehr schnell an Attraktivität. Größere Skateanlagen in Schweinfurt, Würzburg, Bamberg oder Coburg seien für Kinder und Jugendliche eigenständig nur sehr schwer zu erreichen.
Jugendliche haben mitgestaltet
Die Gemeindeverwaltung lud die Kinder und Jugendlichen im Januar 2018 zu einem ersten Treffen ein. Als Auftrag wurde den Kindern und Jugendlichen mitgegeben, sie sollten sich überlegen, welches Equipment wie Rampen, Wellen, Jumps, Pumptracks werden benötigt; wie soll das zukünftige Areal gestaltet sein? Im März 2018 stellten die Kinder und Jugendlichen ihre Ergebnisse im Rathaus in Knetzgau vor. Sie boten außerdem ihre Hilfe und Unterstützung bei der Planung einer Skateanlage an.
Die Wünsche der Nutzer
Laut Anregung der Kinder und Jugendlichen sollte der Skatepark folgende „Tricks“ enthalten: Halfpipe: Sportanlage in Form einer halbierten Röhre für artistische Manöver und Sprünge; Spine: Podest für Tricks in der Luft; Grind Boxen: Boxen zum Grinden (das Skateboard fährt nicht, sondern gleitet auf der Kante der Box), Boxen in verschiedenen Größen und Höhen wegen unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad und verschiedener Nutzer (BMX, Board, Inliner); Manuel PAD: Ähnlich wie Grind Box, nur wird im Anschluss sofort ein weiterer Trick, Jump ausgeführt; Double Rail: erhöhte Eisenstange, die der Sportler zum Grinden nutzt (für alle Nutzer geeignet); Stairset: Ein Stairset sind Stufen, welche Nutzern eine Vielzahl von Tricks und Jumps ermöglicht; Flatbar: Erhöhte Eisenstange (vergleichbar mit einem Handlauf an der Treppe) die zum Grinden und für Tricks genutzt wird; Pyramide: vierseitiges Podest für Tricks und zum Schwung holen; Miniramps: diverse Miniramps zum Start des Tricks, für die Tricks muss die notwendige Geschwindigkeit vorhanden sein. Alle Tricks und Jumps starten von Rampen. Für den Bikepark ist ein sog. Pumptrack geplant. Pumptrack: Ein Pumptrack ist ein Rundkurs mit Wellen, der sowohl von Bikern, Inlinern und Skatern befahren wird. Die Wellen erlauben Sprünge und dienen gleichzeitig der Geschwindigkeitsaufnahme.
Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade
Die Anlage soll auch für Anfänger geeignet sein und verschiedene Schwierigkeitsgrade aufweisen, was Thomas Zettelmeier zusammenfasst: "Wenn ein Kind sich mit einem Laufrad fortbewegen kann, kommt es auch auf dieser Anlage zurecht." Highlight der Anlage, das weit und breit laut Zettelmeier seinesgleichen sucht, soll der rund 200 Quadratmeter große Elbow Bowl mit Round und Square Pool und Waterfall werden. Dazu ein Skatepark Street über drei Ebenen auf rund 660 Quadratmeter Fläche und ein Pumptrack auf einer Fläche von etwa 300 Quadratmetern. Damit der Funpark auch attraktiv wird, sind - so Zettelmeier - einige zusätzliche Vorrichtungen und Maßnahmen notwendig wie Unterstellmöglichkeiten bei schlechtem Wetter, Toiletten und Sitzgelegenheiten. Umgesetzt werden sollen die Planungen noch heuer im Sommer und Herbst.
Alleinstellungsmerkmal Pumptrack
Der geplante Skate- und Bikepark solle mit einer Fläche von über 4000 Quadratmetern (660 Quadratmeter betonierte Fläche) eine Dimension erhalten, sagt Zettelmeier, die es so im Landkreis Haßberge und auch in den angrenzenden Regionen noch nicht gibt. Alle Funsportler wie Skater, Inliner und Biker, egal ob einheimisch oder touristisch, würden von der attraktiven und innovativen Anlage profitieren. Dabei sollen für alle Generationen auch verschiedene Schwierigkeitsstufen umgesetzt werden. Komplett neu im Landkreis Haßberge sei der Pumptrack, er sei somit ein Alleinstellungsmerkmal. Als einzigartige Anlage dieser Größenordnung im Landkreis Haßberge würden laut Zettelmeier verschiedenste Interessen im Zusammenspiel mit den verschiedenen neuen Trend- und Funsportarten miteinander verknüpft.
Interesse weit über die Landkreisgrenzen hinaus
Bei der Präsentation am Donnerstag waren 33 Jugendliche und junge Erwachsene aus Knetzgau, Zeil, Haßfurt, Sand, Unterschleichach, Königsberg, Eltmann und Gädheim anwesend. "Für die herrschenden Temperaturen ein beeindruckender Wert", so Thomas Zettelmeier. Die weite Streuung der Herkunftsgemeinden sei zudem ein Beweis dafür, in welchem Umkreis der Bedarf an einem solchen Skate- und Bikepark gesehen wird. Es sei deshalb davon auszugehen, dass die Anlage wegen ihrer Attraktivität und Einzigartigkeit im Landkreis Haßberge und weit darüber hinaus dauerhaft gut frequentiert werde. Regelmäßige öffentliche Angebote und Veranstaltungen an der Anlage sollten hierzu sicherlich auch einen Beitrag leisten.