Spätestens um halb vier konnten es die größten Schönwetter-Optimisten nicht mehr leugnen: Das Feuchte, das vom Himmel fällt, ist Regen. Ins Wasser fiel das Musikfestival am Sonntagnachmittag in Hofheim dennoch nicht. Freilich wäre der Besuch bei eitel Sonnenschein noch besser gewesen, „doch dann hätten wir die Massen womöglich gar nicht gepackt“, meinte kurz vor dem Ende der Veranstaltung am späten Nachmittag ein nach eigenen Worten „sehr zufriedener“ Tobias Alt. Wie der Manager der Hofheimer Allianz berichtete, waren zu diesem Zeitpunkt beide Bratwurststände – trotz Nachbestellungen – ausverkauft, was zeigt: Der Besuch des Festivals war besser, als es der graue Himmel erwarten ließ.
So konnte man Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst nachträglich Recht geben, der zur Eröffnung festgestellt hatte: Das Wetter sei „gerade noch so, dass es geht“. Das Angebot der 27 Gruppen, Chöre und Bands aus der Region, die an sieben Orten der Hofheimer Altstadt auftraten, nannte er „einzigartig“. Ganz im Sinne der Gemeindeallianz Hofheimer Land sollten sie zeigen, dass es Spaß macht, hier zu leben. Und das gelang den Musikern zweifelsohne.
„In Harmonie vereint“ hieß nicht nur der Marsch, den die Blaskapelle St. Johannes (Hofheim) zum Auszug der Eröffnungsfeier auf dem Marktplatz anstimmte: Das Musikfestival zeigt laut Landrat Wilhelm Schneider, dass die politischen Allianz-Gemeinden miteinander sehr gut zusammenarbeiten. Eine Eigenschaft, über die Musikgruppen ebenso verfügen sollten.
Und dass Politik und Musik zusammenpassen, zeigte das von vielen mit Spannung erwartete Allianzchörle, das in der bis auf den letzten Platz gefüllten Stadtpfarrkirche seine Premiere gab. In dem Chor singen Bürgermeister, Kreis-, Stadt und Gemeinderäte sowie Mitarbeiter der Verwaltungsgemeinschaft Hofheim. Laut Borst hatte Chorleiterin Andrea Lutsch aus einem „wüsten Haufen“ in vier Monaten einen „respektablen Klangkörper“ geformt. Auch Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär aus Ebelsbach, zugleich Schirmherrin des Musikfestivals, hatte sich in den Chor eingereiht – hinten rechts.
An den sieben Auftrittsorten präsentierten die angereisten Musiker ganz verschiedene Musik-Genres: lateinamerikanische Musik, „junge Musik“ und fränkisch-traditionelle Musik. Für jeden Musikgeschmack war hoffentlich etwas dabei, wünschte sich Schirmherrin Bär. Offenbar ging die Rechnung auf. „Alle die ich gehört habe, waren zufrieden“, sagte Allianzmanager Alt. Und er meinte damit nicht nur die Besucher der Festivals , sondern auch die Musiker.
Wer nachmittags durch die Altstadt schlenderte, durfte sich von den streckenweise nur wenig belebten Straßen nicht täuschen lassen. Denn mancher Auftritt, wie der von Los Pistoleros in der lateinamerikanischen Ecke, brachte nicht nur die Sonne Mexicos zum Glühen, sondern zog auch scharenweise Besucher in den Hof des Amts für Landwirtschaft. Gefühlte zehn Grad wärmer wurde es auch bei den pulsierenden Rhythmen der Samba-Formation Bateria Caliente, die Trillerpfeife, Trommeln und Klanginstrumente einsetzten.
Besondere Freude macht es, jungen Menschen beim Musizieren zuzuhören. Das galt für das beim Kulturverein angesiedelte Jugendorchester Hofheim genauso, wie für den Nachwuchs im Hofheimer Gesangsverein.
Frühlingshaft beschwingt kam die Blaskapelle St. Johannes daher. Im passenden Outfit – Strohhüte, weiße Hemden, Hosenträger – sorgten sie mit flotten Schlagern für schwungvolle Unterhaltung und verbreiteten gute Laune zum grauen Wetter. Genauso wie Jürgen Bergmann (Boxs), der einfach sang: „Der Himmel hängt voller Träume“ – wobei beim Blick nach oben vor allem Wolken ins Auge stachen. Und fast als Motto des Tages konnte eine Liedpassage des Gesangsvereins Hofheim gelten, als er von dunklen Wolken sang und die Zuhörer dennoch aufforderte: „Bleibt bei allem unbeirrt, freut auch wenn gesungen wird.“
Am Ende des Musikfestivals kündigte Bürgermeister Borst an, dass es ein solches Musikfestival in irgendeiner Form wieder stattfinden wird. Das würde dann Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel Recht geben, der mittags zur Eröffnung bereits vermutete: „Ich denke, das wird nicht das letzte Musikfestival sein.“
Sehen Sie hierzu auch die Videos
... vom Sternmarsch und der Eröffnung
... von der Premiere des Allianzchörles
... von einem Streifzug
... von den Iwinner-Wirtshausschrollern
... von den Fahnenschwingern des Hofheimer Spielmannszugs
... von Sinners & Saints auf dem Marktplatz
... vom Abschluss auf dem Marktplatz