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GÄDHEIM
In der Heimat drohten die Nachbarn ihnen mit Mord
Halten zusammen: (von links) Marita Suchopar (mit Urenkelin Josy) steht der mazedonischen Familie Redzepi mit Rat und Tat zur Seite. Eine Hilfe, die von Feta, Rabija und Lanije gerne angenommen wird.
Foto: Englert | Halten zusammen: (von links) Marita Suchopar (mit Urenkelin Josy) steht der mazedonischen Familie Redzepi mit Rat und Tat zur Seite. Eine Hilfe, die von Feta, Rabija und Lanije gerne angenommen wird.
Von unserer Mitarbeiterin Elke Englert
 |  aktualisiert: 18.08.2014 17:55 Uhr

Sie kamen aus Mazedonien und leben seit November 2013 in einem eigens für Asylanten bereitgestellten Haus in Gädheim. Lanije Redzepi, ihr Mann Jusuf, Sohn Feta (5) und Tochter Rabija (2). Hier fühlen sie sich wohl, und dies verdanken sie in erster Linie der Gädheimerin Marita Suchopar und deren Mann Wolfgang, die die Familie mit Rat und Tat unterstützen.

Mazedonien war ab 1946 offiziell südlichste Teilrepublik des sozialistischen Jugoslawien und rief 1991 seine Unabhängigkeit aus. Das Land ist eine der schwächsten Volkswirtschaften Europas und befindet sich in einem wirtschaftlichen und politischen Umschwung. Diese Situation und die ethnische Durchmischung sind immer wieder Anlass für ethnisch motivierte Konflikte, vor allem zwischen Mazedoniern und Albanern.

Neun Kilometer vom Zentrum der Hauptstadt Skopje entfernt liegt die Stadt Trubarero, aus der die Familie Redzepi stammt: ein ländlicher Bereich mit hoher Arbeitslosigkeit. Doch davon betroffen waren Lanije (29) und ihr Mann nicht. Jusuf (34) war Ausfahrer einer Zuckerfirma und lieferte an Geschäfte, unterstützt wurde er dabei von seiner Frau.

Aber mit einem Nachbarschaftsstreit fing alles an. Erst waren es die „Kleinigkeiten“ unter den Kindern, dann wurde mehr daraus, berichten sie. Es sei alles aus den Fugen geraten, und am Ende folgten ernst zu nehmende Morddrohungen des Nachbarn. Keine Hilfe war in Sicht, nur Angst und Verzweiflung, so Lanije und Jusuf: Die Nerven lagen blank. Und irgendwann stand fest: Sie müssen weg.

Auf Umwegen kam die vierköpfige Familie am 23. Oktober 2013 mit einem Kleinbus in die Nähe von Dortmund in ein Containerdorf. Nach nur einer Woche ging es weiter in die Zentrale Aufnahmestelle nach Zirndorf. Dort stellten sie einen Asylantrag bei der Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge.

Bei der Befragung nach dem Asylgrund war schnell klar, dass die Flucht begründet sei. Nach drei Wochen des Wartens stand die Wohnung in Gädheim für sie bereit. Das vorläufige Ende einer Odyssee nahte, und seit November befinden sich die Redzepis in der „Obhut“ der Gemeinde Gädheim und des Landkreises Haßberge.

Für Marita Suchopar, die nur unweit des Asylantenhauses wohnt, war sofort klar: Hier muss geholfen werden. Seitdem steht sie mit Rat und Tat zur Seite. Unterstützung findet sie auch bei ihrem Mann Wolfgang. Er stellt Telefonkontakte in die Heimat der Familie her und geht bei Fragen ins Internet. Sie tröstet, gibt Ratschläge für den Alltag, kümmert sich um die Kinder und gibt Hilfestellung beim Lernen der deutschen Sprache, die Lanije mittlerweile schon sehr gut beherrscht.

Die hilfsbereite Nachbarin weiß, dass die mazedonische Familie in Deutschland nur „geduldet“ ist. Doch gibt sie die Hoffnung nicht auf, ebenso wenig wie Lanije und Jusuf. Verzweiflung beherrscht immer noch ihr Leben – und die Angst, abgeschoben zu werden in ein Land, das ihnen wenig Hoffnung auf Überleben gibt, denn die Morddrohungen hängen über ihnen wie ein Damoklesschwert.

In Gädheim hat die Familie ihren Alltag gut im Griff. Sohn Feta besucht den Kindergarten in Untertheres, und Familienvater Jusuf bekam – dank Bürgermeister Peter Kraus – einen Minijob in der Gemeinde Gädheim. Die im sechsten Monat schwangere Lanije macht den Haushalt und kümmert sich um Tochter Rabija. Doch besonders bei ihr stehe „die Angst ganz oben“, berichtet sie. Und oft denkt sie darüber nach, was auf sie zukommen würde, wenn sie Gädheim wieder verlassen müsste.

 
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