Bis zu 1150 Stellen will Bosch Rexroth bis Ende 2018 an seinen sechs deutschen Standorten Augsfeld, Elchingen, Homburg, Horb, Lohr und Schwieberdingen streichen. Zur Begründung weist die Firma auf die weltweit sinkende Nachfrage nach den angebotenen Produkten hin. Das geht aus einer Pressemeldung hervor, die das Unternehmen am Dienstagnachmittag heraus gab. Wie Pressesprecherin Judith Mühlich auf Nachfrage der Heimatzeitung erklärte, können davon bis zu 110 Stellen in Augsfeld betroffen sein. Hier sind derzeit rund 450 Mitarbeiter beschäftigt.
Das Werk in Augsfeld werde sich künftig auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Die Produktion einiger bislang dort produzierter Steuerblockvarianten soll laut Mühlich in das türkische Werk in Bursa verlagert werden. Andere Steuerblockvarianten, die bereits in früheren Jahren in Augsfeld gefertigt wurden, sollen dafür wieder dorthin zurückkehren.
Wie bereits berichtet, hatte der Konzern Ende Juli Kostensenkungen für den Produktbereich Mobile Anwendungen angekündigt. Seither führt das Unternehmen Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern und ihren Beratern, damit sie das Sanierungskonzept auf Plausibilität prüfen und alternative Maßnahmen vorschlagen können. Wie Mühlich gegenüber dem HT betont, gingen auch Vorschläge aus Augsfeld in das Sanierungskonzept mit ein.
Das Unternehmen starte nun mit der Sanierung. Als Ziel der Sanierung formuliert Bosch Rexroth, mit einer Kostensenkung von 450 Millionen Euro die Zukunftsfähigkeit des Bereichs zu sichern. Dazu wolle das Unternehmen Überkapazitäten reduzieren, die Effizienz steigern und gleichzeitig zukünftiges Wachstum erleichtern.
„Unser Ziel ist es, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden“, zitiert die Pressemeldung Dr. Karl Tragl, den Vorstandsvorsitzenden der Bosch Rexroth AG. In den Verhandlungen werden auch die Maßnahmen für die Standorte mit den jeweiligen Arbeitnehmervertretern besprochen. Die Unternehmensleitung ist laut Tragl weiterhin offen für Vorschläge der Arbeitnehmervertretung zur Sanierung der betroffenen Standorte, insbesondere wenn sie die Zahl der abzubauenden Stellen verkleinern können.
Es geht um den Firmenbereich Mobile Anwendungen, wo Bauteile etwa für Bagger, Gabelstapler und Traktoren hergestellt werden. In dieser Sparte arbeiten in Deutschland 6200 Menschen – etwa jeder Fünfte dürfte spätestens 2019 seinen jetzigen Job verloren haben. Neben den 110 gefährdeten Arbeitsplätzen in Augsfeld wird der Rotstift auch in Lohr angesetzt. Dort sollen bis zu 145 von 600 des betroffenen Bereichs wegfallen. In Elchingen (Landkreis Neu-Ulm) ist zudem die Kürzung von bis zu 610 von 2470 Stellen geplant. Weitere betroffene Firmenanlagen sind in Baden-Württemberg (Horb und Schwieberdingen) und im Saarland (Homburg).
Bereits vor einem Jahr hatte es schlechte Nachrichten für die Beschäftigten gegeben, als Bosch Rexroth den Abbau von 580 Jobs in einem anderen Bereich ankündigte.
Die IG Metall kritisiert indes den „hektischen Aktionismus“, den Bosch Rexroth zeige. „Bei Schwierigkeiten in einem Bereich reflexartig den Rotstift an den Personalkosten anzusetzen, greift deutlich zu kurz“, sagt IG-Metall-Bezirksleiter Jürgen Wechsler. Einschränkungen beim Entgelt mache die Gewerkschaft nicht mit. „Die Beschäftigten zahlen nicht die Zeche für Fehler beim Management.“