„Den Charakter eines Volkes erkennt man daran, wie es seine Toten bestattet.“ Das soll der griechische Philosoph Perikles vor knapp 2500 Jahren geschrieben haben. Der Satz gilt noch immer. Man könnte auch sagen, an den Gräbern, die Friedhöfen ihr Gesicht verleihen, erkennt man den Wandel der Zeit. Der Trend zur Urnen-, statt Sargbestattung fordert die Planer heraus.
„Die Friedhöfe haben alle Bedarf“, stellt Guntram Ulsamer, Gartenfachberater am Landratsamt Haßberge, fest. Er spielt damit nicht nur auf die Überlegungen an, in welcher Form die Gemeinden der wachsenden Nachfrage nach Urnengräbern begegnen können. Ulsamer meint auch die in die Jahre gekommene Infrastruktur vieler Gottesäcker: beschädigte Wege, marode, unansehnliche Schöpfstellen für Gießwasser und unzureichende Möglichkeiten zur Entsorgung von Pflanzen- und Reststoffabfällen. Gemeinsam mit seinem Kollegen Johannes Bayer berät Ulsamer etwa zehn Gemeinden (kirchliche und politische) bei der Neugestaltung ihrer Friedhöfe.
Ein aktuelles Beispiel ist Burgpreppach, wo die evangelische Kirchengemeinde den ökumenischen Friedhof um ein Urnenfeld erweitert. Unter drei Entwürfen von Gartenberater Bayer entschieden sich die befragten Gemeindemitglieder für eine Variante, auf der die Urnengräber gruppenweise entlang zweier Kreislinien aufgereiht werden, berichtet Pfarrer Peter Bauer. Der Urnenbereich, in dem auch niedrig wachsende Bäume gepflanzt werden, wird auf einer freien Wiese linkerhand des Leichenhauses entstehen.
Erste Urnengräber der Gemeinde
Laut Pfarrer Bauer werden dies die ersten ausgewiesenen Urnengräber in der Gemeinde Burgpreppach sein. Die Pläne des Kreisfachberaters, die Bauer lobt, umfassen auch die Betonfläche vor dem Leichenhaus, die umgestaltet wird, und mehrere Baumpflanzungen im östlichen Teil des Friedhofs. Die Kosten sollen sich – dank einer ordentlichen Eigenleistung der Gemeinde – auf unter 10 000 Euro belaufen. Baubeginn ist im Herbst. Ab Januar 2015 werden die Urnengräber bereitstehen.
Die Burgpreppacher Lösung, das Urnenfeld als Erdgräber in einer Wiese anzulegen, findet Gartenberater Bayer überzeugender als eine Urnenwand, von der heute gerne Abstand genommen wird. Aus zwei Gründen: Wenn die Belegdauer einer Urnenwandkammer abgelaufen ist, bleibt – anders als beim Erdgrab, in der die Urne verrottet – immer die Frage, was mit der Urne geschieht. Und die Möglichkeit, ein Grab in einer Urnenwand über die Namensnennung des Verstorbenen hinaus persönlich zu gestalten, zum Beispiel mit Blumen, ist eingeschränkt, in manchen Friedhofssatzungen gar untersagt. Bepflanzte Urnengräber bieten mehr Freiraum.
Der Trend zur Urnenbestattung führt dazu, dass der Platzbedarf auf Friedhöfen sinkt. Großzügige Erweiterungsflächen, die bis weit in die 90er Jahre hinein angelegt wurden, sind deshalb oft überdimensioniert. Dasselbe gilt auch für die Größe der einzelnen Gräber. Seit Jahren werden die Gräber wieder kleiner angelegt. Dies kommt laut Guntram Ulsamer auch den Bedürfnissen der Hinterbliebenen entgegen, die sich um die Grabpflege kümmern müssen. Kleinere Grabflächen lassen sich leichter in Schuss halten, gerade wenn Hinterbliebene nicht vor Ort leben oder für die Grabpflege nicht so viel Zeit investieren können, als dies früher oft möglich (oder üblich) war. Die Überlegung, Hinterbliebenen mit der Grabpflege nicht zur Last zu fallen, ist ein weiterer Grund, weshalb sich immer mehr Menschen bereits zu Lebzeiten für den Fall ihres Todes eine Urnenbestattung wünschen. Noch ein Aspekt, der für ihn zählt: Urnengräber sind im Unterhalt günstiger als die Pflege großer Gräber.
Dies bekommen die Gemeinden zu spüren. Die Einnahmen durch Friedhofsgebühren sinken. Hinzu kommen leergefallene Grabstellen, die Lücken in die Gräberreihen reißen, die gerne mit Split oder Kies bedeckt werden. Davon hält Ulsamer wenig: Ohne den Einsatz verbotener Spritzmittel verunkrauten Kiesflächen schnell. Besser sei auf jeden Fall ein Rasen. Noch besser ist es, wenn Lücken in Grabreihen gezielt zu gestaltbaren Freiflächen werden.
Gestaltungswettbewerb 2015
Pflegeleichte Grabpflanzen sind Bodendecker, wie Zwergmispeln (Cotoneaster) oder Spindelsträucher (Euonymus), und kleine Sträucher, beispielsweise Buchs. Beim Auswählen der passenden Grabpflanzen helfen die Gartenfachberater. Auch örtliche Gartenbauvereine sind auf den Friedhöfen häufig engagiert. Diese schenken in diesem Jahr – fachlich begleitet von der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim – dem Friedhof als „Kulturstätte im Wandel der Zeit“ (so das Motto) besondere Aufmerksamkeit. Im kommenden Jahr wird es hierzu einen Gestaltungswettbewerb geben.
Bei Fragen zur Friedhofsgestaltung sind die Gartenberater im Landratsamt erreichbar unter Tel. (0 95 21) 94 26 21.