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HAßFURT
Im Seeholz übt eine Juniorförsterin
Franziska Höhensteiger arbeitet mit Kompass und Karte im Waldabschnitt Seeholz zwischen Haßfurt und Sailershausen.
Foto: Anna Baum | Franziska Höhensteiger arbeitet mit Kompass und Karte im Waldabschnitt Seeholz zwischen Haßfurt und Sailershausen.
Von unserer Mitarbeiterin Anna Baum
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:20 Uhr

Mitten im Waldgebiet Seeholz bei Sailershausen steht eine junge Frau zwischen Bäumen und Sträuchern. Sie hält einen flachen Kompass vor ihr rechtes Auge: Franziska Höhensteiger ist gerade bei der Vermessung eines Waldwegs. Ihre Ergebnisse trägt sie auf einer Karte ein. So weiß sie genau, wo sie sich gerade im Wald befindet.

Die 26-Jährige aus Rosenheim ist eine von 28 Referendaren aus der Forstwissenschaft, die dem Universitäts-Forstamt bei der sogenannten „Forsteinrichtung“ helfen. Dabei wird der Universitätsforst rund um Haßfurt neu kartiert und der Baumbestand untersucht.

„Jeder von uns hat ungefähr 80 Hektar Waldgebiet zugewiesen bekommen, die wir kartieren und beplanen“, erzählt Franziska Höhensteiger. Das Gebiet namens „Seeholz“ zwischen Haßfurt und Sailershausen ist ihr Einsatzgebiet. Drei Aufgaben stehen im Zentrum des Auftrags an die Referendare: Erstens die Zustandserhebung, zweitens die forstbetriebliche Planung für die nächsten zehn Jahre und drittens eine Erfolgskontrolle der Arbeit in den letzten Jahren. „Wir notieren uns, was gut und was schlecht gelaufen ist und geben die Daten dann weiter“, so die Forstwissenschaftlerin. Dazu läuft sie ungefähr 35 Hektar Wald am Tag ab.

Gerade haben die 28 Absolventen der Forstwissenschaft ihren fünfmonatigen Kurs an der Forstschule Lohr am Main hinter sich. Die praktische Arbeit hier am Universitäts-Forstamt in Sailershausen ist ihr Abschlussprojekt dazu. Momentan sind die Juniorförster in der Jugendherberge in Königsberg untergebracht. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung werden am Ende in einem neuen Plan umgesetzt. Mit diesem Plan arbeitet das Universitäts-Forstamt dann in den nächsten Jahren.

Eine solche „Inventur“ fand zuletzt vor einem Jahrzehnt statt, weil sich der Wald nicht so schnell verändert. „Alle 100 mal 200 Meter ist im Wald ein Magnet vergraben“, erklärt Förster Hans Stark. Die dienen zur Orientierung, sind also Referenzpunkte der Vermessung. Davon gibt es insgesamt 1100 Stück.

Letztes Jahr haben seine Mitarbeiter die Vorarbeit für diese Inventur schon durchgeführt: „Wir suchen diesen Stichprobenpunkt, dann messen wir um den Punkt rum alle Bäume, die stärker als 12 Zentimeter sind, und tragen die Entfernung ein.“ Dann würden diese Werte mit den vor zehn Jahren verglichen. Außerdem wird auch die Qualität des Holzes der Bäume vermerkt.

Das Universitäts-Forstamt weiß durch diese Bestandsaufnahme, ob seine knapp 2200 Hektar Wald nachhaltig bewirtschaftet worden sind. Es darf nicht mehr genutzt werden, als nachwächst. „Jetzt haben wir einen Überblick darüber, welchen Zuwachs es gibt, was genutzt wurde und wieviel nachgewachsen ist – alles im Fokus der Nachhaltigkeit“, so Hans Stark.

Gemessen wird in Festmetern: Ein Festmeter (fm) ist ein Kubikmeter Holz am Stamm. In den letzten zehn Jahren sind im Durchschnitt neun fm Holz pro Hektar Wald im Jahr gewachsen. Knapp sieben fm sind davon geschlagen worden, sodass zwei fm pro Hektar übrig bleiben. Starks Fazit: „Unser Vorrat in den letzten zehn Jahren hat zugenommen.“

Wenn nicht gerade eine Inventur ansteht, arbeitet das Universitäts-Forstamt Sailershausen anderweitig mit der Forstschule Lohr. „Wir haben einen Kooperationsvertrag mit der Forstschule Lohr. Wir machen auch Übungen zur Holzkartierung und zum Waldbau mit den Schülern“, sagt Stark.

„Wir helfen denen bei der Ausbildung und dafür machen die zum Beispiel für uns diese Forsteinrichtung“. Diese Zusammenarbeit lohnt sich für beide Seiten: Der Försternachwuchs bekommt Praxiserfahrung im Wald – dafür sind die Kosten für das Forstamt viel geringer, wenn es mit Referendaren arbeitet.

Das Referendariat der Forstwissenschaftler dauert zwei Jahre. Nach der letzten Prüfung, dem Staatsexamen, können sich die Nachwuchsförster entweder bei einem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bewerben, in einem Bayerischen Staatsforst arbeiten oder sich als Sachverständiger für forstliche Planung selbstständig machen. Voraussetzung für diese Ausbildung ist ein forstwissenschaftliches Studium.

Franziska Höhensteiger hat in Weihenstephan studiert. Gerne würde sie später fest in den Staatsdienst kommen. „Da spielen dann die Noten eine wichtige Rolle“, erklärt sie. Wo sie mal arbeiten wird, ist ihr nicht so wichtig. „Natürlich wäre ich gerne mal wieder in meiner Heimat in Rosenheim“, erzählt sie. Interessante Wälder gibt es ihrer Meinung nach aber in ganz Bayern.

Das ist ein Teil der Karte, die es zu überarbeiten gilt: Alle zehn Jahre wird für 2200 Hektar Universitätsforst eine Bestandsaufnahme gemacht.
Foto: Anna Baum | Das ist ein Teil der Karte, die es zu überarbeiten gilt: Alle zehn Jahre wird für 2200 Hektar Universitätsforst eine Bestandsaufnahme gemacht.
 
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