Für den Kreistag Haßberge stellten die Kommunalwahlen im März eine großen Einschnitt dar. Zwar wurde Landrat Wilhelm Schneider im Amt bestätigt und auch seine beiden Stellvertreter behalten nach der konstituierenden Sitzung ihre Posten. Doch ansonsten hat sich an der Besetzung des Gremiums einiges geändert. 22 Kreisräte sitzen neu im Gremium, was bedeutet, dass auf der anderen Seite 22 bisherige Mitglieder nicht mehr dabei sind. Der Landrat verabschiedete diese in der Kreistagssitzung am Montag.
"Es sind Kreisrätinnen und Kreisräte, die auf eine weitere Kandidatur verzichtet haben, aber auch solche, die bereit waren, sich weiter politisch zu engagieren, aber die erforderliche Stimmenzahl verfehlten", sagte Wilhelm Schneider. "In der Demokratie ist das ein ganz normaler Vorgang."
Emotionaler Abschied vom Vorgänger
Unter denen, die der Landrat am Montag verabschiedete, waren einige politische Urgesteine des Landkreises, was ihn zu der Aussage verleitete, auf einigen Feldern der Kreispolitik sei "eine Ära zu Ende gegangen". Besonders emotional verabschiedete er sich von seinem Amtsvorgänger Rudolf Handwerker. Der frühere Landrat hatte sich 2014 nach 24 Jahren aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl gestellt, woraufhin Schneider den Posten übernahm. Als normales Mitglied gehörte Handwerker dem Kreistag jedoch weiterhin an.
Auch mit Siegmund Kerker, Günther Geiling, Christoph Winkler, Klemens Albert, Willi Sendelbeck und dem ehemaligen Landtagsabgeordneten Kurt Sieber verabschieden sich Menschen aus dem Kreistag, die die Politik im Landkreis Haßberge über Jahrzehnte geprägt haben. Am längsten von ihnen war Sieber dabei: "Seit dem 1. Mai 2020 gibt es das erste Mal überhaupt einen Kreistag Haßberge ohne Kurt Sieber", sagte Landrat Schneider. Denn Sieber war bereits Mitglied des Gremiums, seit der heutige Landkreis Haßberge im Jahr 1972 durch die Gebietsreform entstanden war.
Wechsel in den Haßberg-Kliniken
Doch nicht nur ehemalige Kreisräte verabschiedete der Landrat in der Sitzung am Montag. Auch beim Kommunalunternehmen Haßberg-Kliniken gab es in diesem Jahr einen Führungswechsel. Stephan Kolck war von Anfang an, also insgesamt 28 Jahre lang, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, in dem 1992 die ehemals eigenständigen Krankenhäuser Haßfurt, Ebern und Hofheim zusammengefasst wurden. In dieser Zeit hatten die Haßberg-Kliniken eine wechselvolle Geschichte erlebt, zuletzt die Schließung des Hauses Hofheim und die unter großen Anstrengungen gelungene Rettung der Haßfurter Geburtenstation.
Wilhelm Schneider dankte Kolck für seine "großen Verdienste um die Aufrechterhaltung und den Ausbau der medizinischen Versorgung". Kolck fand es passend, dass er am gleichen Tag verabschiedet wurde wie Rudolf Handwerker, denn dieser habe maßgeblich die Weichen für die Karriere des Klinikchefs gestellt. Die Arbeit sei ihm durch "funktionierende Teams in allen Häusern" erleichtert worden. Diese gute Zusammenarbeit sei nun auch der Grund dafür, dass die Corona-Krise im Landkreis Haßberge "so gut gemeistert werden konnte". Beide Landräte, Handwerker und Schneider, seien außerdem "große Streiter für die Belange der Krankenhäuser" gewesen.
Kolcks Nachfolgerin Dr. Vera Antonia Büchner stellte sich im Kreistag vor. Zwar hätte sie sich einen schöneren Zeitpunkt für die Übername der Aufgabe wünschen können als ausgerechnet die Corona-Pandemie. Doch nachdem sie sich bereits bei ihrer Bewerbung für den Posten als "krisenerprobt" angepriesen habe, könne sie jetzt "noch eins draufsetzen".