Der 29. August gilt in der katholischen Kirche als Gedenktag der Enthauptung Johannes des Täufers. Die Verehrung der Heiligen hat auch im Landkreis Haßberge große Tradition. Beleg dafür ist eine sogenannte Johannesschale, die in der Kirche von Vorbach bei Ebern zu sehen ist.
„Man brachte den Kopf auf einer Schale und gab ihn dem Mädchen, und sie brachte ihn ihrer Mutter“, heißt es im Matthäus-Evangelium. Fast gleichlautend berichtet auch der Evangelist Markus über die Enthauptung Johannes des Täufers unter König Herodes Antipas. Dieser Herrscher war laut dem Evangelium im von Rom aufgeteilten Heiligen Land ein tyrannischer Despot. Er soll Johannes eingekerkert haben, weil dieser ihm seinen doppelten Ehebruch öffentlich vorgehalten habe. Antipas soll seine eigene Ehefrau verstoßen und dann seine Schwägerin Herodias mit Tochter zur Frau genommen haben. Herodias sann dem Evangelium nach auf Rache.
Erfüllung eines Wunsches
Bei einem Gastmahl zum Geburtstag des Königs in den Jahren 28 bis 32 n. Chr. auf der Festung Machärus am Toten Meer, so berichtet der jüdische Historiker Josephus Flavius, tanzte die Tochter der Herodias, man nannte sie später Salome, so schön vor, dass der Stiefvater ihr die Erfüllung eines beliebigen Wunsches gewährte. Auf Betreiben der Mutter wünscht sie sich der Erzählung nach das Haupt des Täufers. Auf einer Schale bringt man ihr das abgeschlagene Haupt, und sie übergibt es ihrer Mutter.
Seit dem 13. Jahrhundert werden die sogenannten "Johannesschüsseln“ mit dem plastischen Märtyerhaupt in der katholischen Kirche als heilsam gegen Kopf- und Halsleiden betrachtet und verehrt.
Wegbereiter Jesu
Johannes der Täufer selbst ist, als zentrale Figur der Christenheit, als Wegbereiter und Vorbereiter Jesu, Patron zahlreicher Kirchen und Kapellen. Sein Bildnis und seine Plastiken sind dementsprechend zahlreich zu sehen, insbesondere auf Altarblättern und den Taufsteinen mit der Darstellung der Taufe Jesus durch Johannes am Jordan. Johannesschüsseln dagegen sind seltener.
Wie die kreisrunde Johannesschüssel mit einem Durchmesser von etwa 40 Zentimetern und einigen Bruchlinien und Nutzungsspuren ihren Weg in die Filialkirche St. Johannes der Täufer nach Vorbach gefunden hat, lässt sich nur erahnen. Eine mögliche Erklärung liefert die nahe Burgruine Raueneck mit ihrer Kapelle: Denn bis ins Jahr 1745 wurden hier Gottesdienste gefeiert, 1782 wurde dann die Filialkirche in der Gemeinde errichtet. Zahlreiche Ausstattungsstücke der Burgkapelle nahmen damals ihren Weg in den nahen Ort, somit womöglich auch die Johannesschüssel.
Gottesdienst fällt aus
Mesner und Kirchenpfleger Siegfried Jäger präsentiert alljährlich am Gedenktag der Enthauptung des Heiligen, am 29. August, die Schüssel während des Gottesdienstes mit dem Märtyrerhaupt am Altar. Wegen der Coronapandemie fällt der Gottesdienst in der Kirche dieses Jahr allerdings aus.