
Eisglatte und verschneite Fahrbahnen sind für viele Verkehrsteilnehmende ein Alptraum. Dafür zu sorgen, dass die Menschen auch bei schlechten Wetterbedingungen sicher an ihr Ziel kommen, ist die Aufgabe der Räumdienste. Doch wie ist eine solche Einrichtung organisiert und wie sorgt sie dafür, dass das Winterwetter den Straßenverkehr so wenig wie möglich beeinträchtigt?
Verantwortlich für 350 Kilometer
Franz Diem leitet die Straßenmeisterei in Zeil. Seine Aufgabe umfasst die Betreuung von 350 Kilometern Straßen im Landkreis Haßberge. Er beginnt mit den Vorbereitungen auf den Winterdienst bereits im Sommer: Die Fahrzeugflotte wird betriebsbereit gemacht, 3500 Tonnen Salzvorräte werden angeschafft und Bereitschaftspläne erstellt.

Sinken die Temperaturen, beobachten er und seine Mitarbeitenden die Witterungsverhältnisse aufmerksam. Wettervorhersagen geben ihnen die Richtung vor, Glättemeldeanlagen sammeln Daten über die aktuelle Situation vor Ort.
Wenn der Berufsverkehr kommt, müssen die Straßen frei sein
Michael Kundmüller ist Straßenwärter für den Bereich Steigerwald. Seine Nachtruhe ist derzeit kurz, zwei Stunden nach Mitternacht beginnt sein Dienst. "Ziel ist es, dass die Straßen im Bedarfsfall geräumt und von Eis befreit wurden, bevor der allmorgendliche Berufsverkehr einsetzt", erklärt er im Gespräch mit der Redaktion.
Zunächst steigt der 36-Jährige in sein Beobachtungsfahrzeug, den sogenannten "Späher", und fährt die von ihm betreute Strecke ab. Unterstützung erhält er durch eine erst kürzlich neu eingerichtete Straßenwetterstation. Diese hält anhand von Bildaufnahmen das Geschehen vor Ort fest und gibt Informationen über Windgeschwindigkeiten, Temperatur der Luft, die Straßenoberfläche sowie das Erdreich und gegebenenfalls Salzkonzentrationen.

Eine Stunde benötigt der Straßenwart für die Fahrt, dann trifft er in der Zentrale in Zeil auf seine Kollegen, berät sich. Falls geräumt werden muss, vergehen maximal 30 Minuten, bis die in Bereitschaft stehenden Fahrer eintreffen. Dann geht es auf die vorgegebene Strecke. Je nach Ausgangslage mit oder ohne Schneeschieber, doch stets ausgerüstet mit verflüssigtem und festem Salz. Und mit Schleuderketten, der Weiterentwicklung der klassischen Schneeketten, die zu einer sicheren Fahrt bei kritischen Wetterverhältnissen beitragen. Zwei Stunden dauert eine Tour. So ist gewährleistet, dass in den frühen Morgenstunden die Straßen geräumt und mit einer Salzschicht bedeckt sind.
In 33 Jahren schon viel erlebt
Rudolf Flachsenberger startet von Ermershausen aus, dem zweiten Stützpunkt der Straßenmeisterei. Auch hier lagern bedarfsgerechte Salzvorräte. Er ist seit 33 Jahren dabei und hat schon vieles erlebt: Verkehrsteilnehmende, die ihn überholen und im Straßengraben landen. Fahrerinnen und Fahrer, die so dicht hinter ihm herfahren, dass er kein vernünftiges Wendemanöver zustande bringt. Und Menschen, die es eilig haben und versuchen, ihn zu höheren Geschwindigkeiten zu drängen.

Dabei darf ihn, den Routinier, nichts aus der Ruhe bringen. Er sitzt alleine in seiner Kabine, steuert hoch konzentriert sein Fahrzeug durch Wind und Wetter, ist Herr über Schneepflug und Salzauftrag. Und doch schüttelt er immer wieder einmal nur noch den Kopf über die Unvernunft so mancher Zeitgenossinnen und Zeitgenossen.
Verkehrsteilnehmer müssen Vernunft walten lassen
Franz Diem schlägt in eine ähnliche Kerbe: All die Bemühungen trügen nur dann Früchte, wenn alle Beteiligten Vernunft walten lassen. Wer sich bei Wind und Wetter hinter sein Steuer setzt, darf nicht davon ausgehen, dass alles klappt wie am Schnürchen. Schneewehen lauerten hinter jeder Kurve, vereiste Straßenabschnitte träten urplötzlich auf. Wild bevölkere gerne die Straße, um Salz zu lecken. Und wer ein Räumfahrzeug überholt, hätte möglicherweise den Sinn einer Winterdienstaktion nicht verinnerlicht.

Zeitgeist und Klimawandel machen auch vor dem Winterdienst nicht Halt. Diem freut sich, dass Winterreifen mittlerweile ebenso obligatorisch sind wie ABS, und er stellt auch fest, dass die kritische Jahreszeit "schrumpft": Er kenne keine Aufzeichnungen, aber gefühlt seien die Einsatztage in Herbst und Frühling spürbar zurückgegangen. Der Schneepflug käme erheblich seltener in Einsatz, Hauptaugenmerk läge heute auf der Beseitigung von Vereisungen.
Rudolf Flachsenberger hat schon so manche Entwicklung miterlebt. Als er das erste Räumfahrzeug bestieg, war dem Salz noch Split zugemischt; seit der Jahrtausendwende kommt das Flüssigsalz in Einsatz, und seit mehreren Jahren muss er ohne Beifahrer auskommen. Doch jede neue Fahrzeuggeneration bringe auch Erleichterungen mit sich, sagt er und beteuert, seine Liebe zu dem Beruf sei ungebrochen.