Sie war 17 Jahre jung, als sie im Jahr 1761 nach England verheiratet wurde. Auf der Schiffsreise übte sie auf ihrem Cembalo die englische Nationalhymne und unterhielt die seekranken Mitreisenden. Er war sechs Jahre älter, musizierte gerne auf der Traversflöte, liebte den Komponisten Händel und sollte als der König bekannt werden, "der Amerika verlor" und dreizehn britische Überseekolonien abschreiben musste. Viermal verfiel er dem Wahnsinn, heute würde man eher von einer bipolaren Störung sprechen.
In den ersten 25 Ehejahren führten Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz und ihr Ehemann, König Georg III. eine glückliche Ehe, hatten insgesamt 15 Kinder, von denen 13 das Erwachsenenalter erreichten. Mindestens einmal in der Woche gab es im Buckingham House (heute Palace) ein gemeinsames Konzert von Familienmitgliedern und geladenen Gästen.
Queen Charlotte holte sich den jüngsten Sohn Johann Sebastian Bachs, Johann Christian, an ihren Hof und machte ihn zu ihrem Musiklehrer. Zum Dank komponierte er sechs Cembalokonzerte für seine Schülerin, darunter eine Reihe von Variationen von God save the King.
Andreas Gilger brilliert am Spinett
In der Sammlung der Tasteninstrumente von Schloss Weißenbrunn befindet sich seit kurzem ein Spinett, vermutlich aus dem Jahr 1768, gebaut in Edinburgh. Als Cembalistin hätte Charlotte an diesem Instrument sicher ihre Freude gehabt. Zum Auftakt der diesjährigen Konzertreihe Musiksalon Schloss Weißenbrunn lag es nahe, diese besondere Königin mit einem moderierten Konzert zu ehren und zu würdigen.
Am Spinett brillierte Andreas Gilger aus Duisburg, dem Nachbau einer barocken Traversflöte entlockte Thomas Wormitt aus Mönchengladbach ebenso gekonnt die schönsten Töne. Zur Aufführung kamen Stücke, die Charlotte mit Sicherheit kannte oder selbst gespielt hatte, unter anderem von Johann Christian Bach, dessen engem Freund Carl Friedrich Abel und auch von dem damals achtjährigen Wolfgang Amadeus Mozart, der am Londoner Hof sein Genie unter Beweis stellen durfte und der Königin acht Sonaten widmete. Höchste spielerische Anforderungen an Ausdauer und Fingerfertigkeit des Flötisten stellte ein Stück von Bachs Nachfolger am Hof, Johann Christian Fischer. Zwischen den einzelnen Stücken gab es, launisch verpackt, informative Wortbeiträge über Leben und Wirken der Königin, die 1818 verstarb.
Am Samstag, 11. November, wird das Ensemble Alter Ego mit der gleichen Instrumentenkombination die Zuhörer in die Mitte des 18. Jahrhunderts entführen. Auf dem Programm stehen Werke italienischer Komponisten, die die englische Musikkultur jener Zeit maßgeblich beeinflussten.