Wer war Li Hongzhang? Li Hongzhang war laut Wikipedia „ein chinesischer General, der mehrere größere Rebellionen beendete. Als Vizekönig von Zhili war er einer der mächtigsten Staatsmänner im China der späten Qing-Zeit und betreute zahlreiche Reformen zur Modernisierung des Landes“. Dass eine 15-jährige Schülerin über den 1901 verstorbenen Militärführer eine Hausarbeit verfasst hat, ist trotzdem eher ungewöhnlich. Jasmin Schmitt aus Ebelsbach hat fleißig und vor allem freiwillig geschrieben.
Ihr Einsatz hat sich gelohnt. Denn sie war erfolgreich beim „Bundeswettbewerb Fremdsprachen“ (BWFS), und hier konkret beim „Ostasienwettbewerb/Chinesisch“. Dieser richtet sich an Schüler, die nur geringe Kenntnisse der Sprache in maximal eineinhalb Jahren erworben haben. „Es spielt keine Rolle, Chinesisch perfekt zu beherrschen wie es in sonstigen Sprachwettbewerben üblich ist“, erklärt Jasmin, die am E.T.A.-Hoffmann-Gymnasium in Bamberg neben Englisch und Latein auch Chinesisch lernt. Es gehe vielmehr darum, sich für die Sprache zu interessieren und sich mit dem Land auseinanderzusetzen. Vor einem Jahr war das Mädchen bereits einmal im „Reich der Mitte“. Und Jasmin will nach ihren „unglaublichen Eindrücken“ unbedingt wieder hin.
Der Hauptpreis des BWFS ist eine etwa fünfwöchige Reise nach Peking in Kooperation mit der chinesischen Botschaft. „Für diesen Preis würde ich alles tun“, lacht die junge Gymnasiastin und erklärt die Besonderheit: „Man lernt dabei China aus den Augen eines Studenten näher kennen. Man ist auf dem Campus der Universität untergebracht und nimmt an Seminaren und Kursen teil, in denen man die Sprachkenntnisse in punkto Chinesisch verbessern kann. Und man lernt Peking durch Ausflüge an typische Orte näher kennen.“ Es wäre für sie „wirklich sehr interessant, China im alltäglichen Leben aus der Perspektive fast gleichaltriger Jugendlicher kennenzulernen“.
Einladung zur zweiten Runde
Die Chancen stehen derweil nicht schlecht. Denn Jasmin Schmitt hat mit ihrer Hausarbeit über Li Hongzhang sowie weiteren Prüfungsthemen (sie musste auch gesprochene Chinesisch-Sätze aus dem Lehrbuch aufnehmen sowie einen Text von zehn bis 15 Sätzen in Schriftzeichen fertigen, in dem sie sich selbst beschreibt) die Jury überzeugt. Die Haßberglerin kam unter die besten zehn Prozent der Teilnehmer und wurde zur zweiten Runde vom 14. bis zum 16. September nach Wolfsburg eingeladen. Die Prüfung dort dauert maximal 30 Minuten und besteht aus zwei Teilen: Jasmin Schmitt muss Fragen zu ihrer Hausarbeit beantworten. Anschließend werden ihre Sprachkenntnisse geprüft. „In einem Gespräch auf Chinesisch werde ich zum alltäglichen Leben, zu meiner Familie, zur Schule, zu meinen Hobbys befragt. In diesem Teil muss ich sprechen, Texte lesen, übersetzen und die Schriftzeichen schreiben können“, sagt sie und fügt hinzu: „Wichtig ist, dass keine perfekten Sprachkenntnisse erwartet werden. Denn es geht darum, sich für Chinesisch zu interessieren und sich zu trauen, eine solch exotische Sprache zu lernen.“
Und warum interessiert sich die 15-Jährige so sehr für das Land und die Sprache? „Chinesisch ist einfach anders. Das ist Fakt“, betont sie. „Dies ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb viele Menschen sich etwas abgeneigt fühlen, wenn sie die ersten Kontakte mit Chinesisch haben.“ Ganz anders ist das bei Jasmin. Sie hat aufgrund ihrer intensiven Auseinandersetzung „viele Gemeinsamkeiten zwischen den europäischen Sprachen und Chinesisch“ entdeckt. Es gebe beispielsweise grammatikalische Konstruktionen, die es entsprechend im Lateinischen gebe. „Chinesisch zieht einen in einen Bann, der einen nicht mehr loslässt. Mich fasziniert ganz besonders die Einfachheit in der Sprache.“ Viele Satzkonstruktionen seien viel einfacher als im Deutschen. „Außerdem finde ich den Klang von Hanyu, das ist die gesprochene chinesische Sprache, sehr schön und harmonisch.“ Dies ist eine Besonderheit, die die Klarinettistin von ihrer musikalischen Seite her begeistert. So gibt es vier Töne in der chinesischen Aussprache, die notwendig sind, um die Sprache zu verstehen. Bei der Verwechslung von Tönen könne aus der Mutter das Pferd werden oder aus Schnaps 100 Biere. „Es ist also immer wieder eine Herausforderung, tonale und somit musikalische Phänomene zu berücksichtigen, die aber absolut Spaß machen.“
Lockeres Hobby
Trotz allem glaubt Jasmin Schmitt nicht daran, ihre Leidenschaft später einmal beruflich zu nutzen. „Chinesisch ist ein sehr großes Hobby von mir, aber dieses Hobby ist durch die Lockerheit geprägt“, sagt sie. Doch Berufsbilder, die mit Chinesisch zusammenhängen, sind ihrer Meinung nach hauptsächlich mit Schreibtischarbeit verbunden. „Das möchte ich später auf keinen Fall machen. Ich möchte einen Beruf mit Action, Herausforderung, Abwechslung und ein klein wenig Risiko.“ In punkto Chinesisch wolle sie sich lediglich weiterentwickeln und die Außergewöhnlichkeit der Sprache genießen.