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KREIS HASSBERGE
ILS erntet nach fünf Jahren viel Lob
Bei Großeinsätzen wie diesem Unfall mit mehreren Fahrzeugen im April 2016 auf der A70 zwischen den Anschlussstellen Haßfurt und Knetzgau gilt es für die ILS, sämtliche notwendigen Einsatzkräfte zu mobilisieren und koordinieren.
Foto: Alois Wohlfahrt | Bei Großeinsätzen wie diesem Unfall mit mehreren Fahrzeugen im April 2016 auf der A70 zwischen den Anschlussstellen Haßfurt und Knetzgau gilt es für die ILS, sämtliche notwendigen Einsatzkräfte zu mobilisieren und ...
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 27.04.2023 04:38 Uhr

Deutlich über 900 000-mal hat bei der Integrierten Leitstelle (ILS) in Schweinfurt das Telefon geklingelt, seitdem sie am 24. Juli 2012 um 8 Uhr als eine der 26 bayerischen ILS ihren Vollbetrieb aufgenommen hat. Vom Großbrand bis zu Bauchweh bekamen die Disponenten der ILS am Telefon alles zu hören.

Wenn Menschen in der Region Main-Rhön die Notrufnummer 112 wählen, landen sie seit diesem Tag vor fünf Jahren automatisch bei der ILS im Schweinfurter Hafen. Von dort aus werden Retter und Helfer alarmiert, egal, ob von Feuerwehren oder Rettungsdiensten.

Anhand weniger Zahlen und Fakten lassen sich die Aufgaben umreißen, die auf den 30 ILS-Disponenten lasten, von denen tagsüber mindestens sechs, nachts mindestens drei in der Leitstelle arbeiten. Sie bearbeiten sämtliche Notrufe für Feuerwehr und Rettungsdienst aus den Landkreisen Haßberge, Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und Schweinfurt sowie aus der kreisfreien Stadt Schweinfurt. Etwa 440 000 Menschen leben in diesem Gebiet, das mit 4500 Quadratkilometern fast doppelt so groß ist wie das Saarland.

„Auf den Disponenten lastet ein großes Maß an Verantwortung.“
Florian Töpper, ZRF-Vorsitzender

„Auf den Disponenten lastet ein großes Maß an Verantwortung“, sagt Florian Töpper, der Schweinfurter Landrat, der auch Vorsitzender des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Schweinfurt ist, der die ILS unterhält. Betreiber der ILS ist das Bayerische Rote Kreuz (BRK).

Töpper nennt die Zeit seit Inbetriebnahme der ILS aus Sicht des ZRF eine „Erfolgsgeschichte“, auch dank deren Mitarbeiter, die Menschen seien, „die wissen, was draußen gebraucht wird“. Töpper lobt Thomas Schlereth, den ILS-Leiter, der sich als der „richtige Mann für den Aufbau“ bewiesen habe.

Doch wie läuft die Zusammenarbeit der ILS mit den circa 530 Feuerwehren, den Einheiten des Technischen Hilfswerks und den Rettungsdiensten in Main-Rhön? Gerade unter den Feuerwehren waren nicht wenige vor fünf Jahren, zum Start der ILS, noch skeptisch, ob „die vom Roten Kreuz“ die Feuerwehralarmierung überhaupt hinbekommen.

Seit fünf Jahren alarmiert die Integrierten Leitstelle (ILS) Schweinfurt sämtliche Feuerwehren und Rettungsdienste im Gebiet Main-Rhön. Das Bild zeigt in der Leitstelle (von links) vom Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Schweinfurt den Geschäftsstellenleiter Stefan Pabst, den Vorsitzenden Florian Töpper und ILS-Leiter Thomas Schlereth. Rechts im Bild ist eine Disponentin der ILS zu sehen.
Foto: Michael Mößlein | Seit fünf Jahren alarmiert die Integrierten Leitstelle (ILS) Schweinfurt sämtliche Feuerwehren und Rettungsdienste im Gebiet Main-Rhön.

Eine Umfrage bei den Führungsspitzen der Kreisfeuerwehren ergibt heute ein eindeutiges Bild, das Stefan Schmöger, Kreisbrandrat (KBR) des Landkreises Rhön-Grabfeld in drei Worten zusammenfasst: „einwandfrei, zufrieden, 100-prozentig“.

„Wir sind dankbar, dass wir die ILS haben“, sagt KBR Ralf Dressel (Haßberge). Die Disponenten seien als Ansprechpartner für die Einsatzleiter der Feuerwehren ein großer Vorteil im Vergleich zur Situation vor Juli 2012, als die Feuerwehralarmierung in den meisten Bereichen in Main-Rhön in Händen der Polizei lag.

Bis dann Nachalarmierungszentralen der Feuerwehren besetzt waren, verstriche Zeit, in der den ausrückenden Wehren kein kompetenter Ansprechpartner, der beispielsweise Hinweise zu Objekten oder Anfahrtswegen geben konnten, zur Verfügung stand. Dies habe sich mit der ILS geändert, so Dressel.

Es gebe natürlich immer wieder etwas nachzubessern, wenn sich bei Alarmierungen Unklarheiten ergeben, erklärt KBR Holger Strunk (Schweinfurt). Doch dies geschehe umgehend und unbürokratisch, gemäß dem Ansatz des ILS-Chefs Schlereth, der, wie er sagt, lieber Lösungen sucht, statt Probleme zu wälzen.

„Wir sind dankbar, dass wir die ILS haben.“
Ralf Dressel, Kreisbrandrat Haßberge

Auch die ILS-Mitarbeiter, die größtenteils aus dem Rettungsdienstbereich stammen, haben immer wieder hinzugelernt und erfahren, dass Feuerwehreinsätze nicht gleichzusetzen sind mit Einsätzen des Rettungsdienstes, meint Strunk. Bei Feuerwehreinsätzen sei schnell viel los im Funkverkehr, weil eine Menge Fahrzeuge auf einmal unterwegs sind.

Strunk hat beobachtet, dass sich die Funksprache verändert hat: „Im Vergleich zu früher ist im Funkverkehr mit der ILS auch mal ein freundliches Wort zu hören, das nimmt manchmal Druck raus.“ Vorher herrschte eine strengere Funkdisziplin, mit fast militärischem Stil.

Die Feuerwehr Schweinfurt spricht in einer von der Pressestelle der Stadt weitergegebenen Antwort von einer „konstruktiven Zusammenarbeit“ mit der ILS. Gemeinsam habe man sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. Die Schweinfurter Feuerwehr wünscht sich für die Zukunft weiter die Bereitschaft, offen für Verbesserungen zu sein und möchte mit der ILS noch enger zusammenwachsen.

Auch Marco Brust, stellvertretender KBR in Bad Kissingen, lobt die Zusammenarbeit mit der ILS. In den vergangenen fünf Jahren habe es nie einen Stillstand gegeben, „alle vier Wochen ändert sich etwas“, umreißt er die Herausforderung. Eine große Baustelle war sicherlich die Einführung des Digitalfunks. Zuletzt wurde die Alarmierungsbekanntmachung überarbeitet, was bedeutet, dass sämtliche Alarmierungsstichworte, nach denen die Rettungskräfte alarmiert werden, überarbeitet und ergänzt wurden.

Die nächste große Baustelle werde die Umstellung auf die digitale Alarmierung sein.

Diese geht mit dem Austausch sämtlicher bisheriger analoger Funkmeldeempfänger einher, die bei Feuerwehren und Rettungsdienst im Umlauf sind – Tausende Stück. Auch die Alarmempfänger sämtlicher Sirenen müssen gewechselt werden. ILS-Leiter Schlereth erwartet die Einführung der Digitalalarmierung in nicht allzu ferner Zukunft.

Ein Datum steht nicht fest, doch die ILS Oberland im oberbayerischen Weilheim soll ab dem kommenden Jahr digital alarmieren. Und nachdem die ILS Schweinfurt in einem Notfall den Betrieb der ILS Oberland als vertretungsweise übernimmt, müsste in Schweinfurt wohl zeitnah ebenfalls zumindest die Technik zur Digitalalarmierung vorhanden sein; damit wäre die Voraussetzung geschaffen, um auch in Main-Rhön digital zu alarmieren.

Verantwortliche aller vier Rettungsdienste – BRK, Johanniter, Malteser, Arbeiter-Samariter-Bund –, mit denen die ILS Schweinfurt täglich zusammenarbeitet, loben auf Nachfrage dieser Redaktion querbeet das reibungslose Miteinander.

„Wir sind alle ein Glied in der Rettungskette.“
Markus Langguth, Rettungsdienstleiter der Johanniter Schweinfurt

„Wir sind alle ein Glied in der Rettungskette“, stellt Markus Langguth, Rettungsdienstleiter der Johanniter in Schweinfurt fest. Wenn mal etwas hakt, dann werde dank regelmäßiger Absprache das Problem schnell abgestellt, bestätigt Marco Bonfig, stellvertretender Rettungsdienstleiter der Malteser in Schweinfurt. Die Alarmierung von Rettungsdienst und Feuerwehr vor fünf Jahren zusammenzulegen, sei „vollkommen richtig“ gewesen, sagt Christoph Grimmer, Rettungsdienstleiter des BRK Haßberge.

Die Kosten für den Betrieb der ILS halten sich im Rahmen, sagt Stefan Pabst, Geschäftsstellenleiter des ZRF. Der Betriebskostenanteil der vier Landkreise und der Stadt Schweinfurt berechnen sich nach deren Einwohnerzahl und der Zahl der pro Jahr angefallenen Feuerwehralarmierungen.

Zahlen und Informationen zur ILS Schweinfurt

Die Integrierte Leitstelle hat seit ihrer Inbetriebnahme am 24. Juli 2012 bis zum Stichtag 9. Juli 2017 gut 436 000 Anrufe entgegengenommen, die den Rettungsdienst betrafen.

Die Feuerwehr betrafen im gleichen Zeitraum knapp 18 400 Anrufe. Rund 355 000 Anrufe fallen in die Kategorie „Sonstige“, das sind Anrufe, die zu keiner Einsatzalarmierung führten, etwa Telefonate mit Behörden oder Krankenhäusern.

Die ILS alarmiert in der Region Main-Rhön annähernd 1800 Einsatzfahrzeuge, davon fast 1200 von Feuerwehren und 70 beim Technischen Hilfswerk. Der Rest gehört Rettungsdiensten.

Die Zahl der Disponenten-Stellen beträgt 30. Zwei weitere Mitarbeiter sind in der bei der ILS angesiedelten Taktisch-Technischen-Betriebsstelle für die Digitalfunkbetreuung zuständig.

Eine Gruppe von derzeit 19 nebenamtlichen Kräften auf 450-Euro-Basis/20 Stunden pro Monat unterstützt die ILS bei Bedarf (Unwetterlagen, Großschadenslagen). Die ILS sucht derzeit weitere Nebenamtliche, die im November in einer einwöchigen Schulung ausgebildet werden.

 
 
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