Ein Loblied auf Franken und die Siebener beherrschte den „Siebener-Tage“ in Untersteinbach, bei dem als Überraschungsgast der Bayerische Finanzminister Markus Söder auftauchte und unter großem Beifall sagte: „Der Franke schaut genau auf Seins und darauf, ob sein Grundstück gut abgegrenzt ist. Ihr seid ein hoher Schatz für unser Land und ihr braucht Unterstützung. Deswegen wollen wir das Siebener-Amt zum Weltkulturerbe machen, damit es weltweit für alle Zeit akzeptiert wird.“
Mit großem Beifall wurde Markus Söder von den „Siebenern“ des Landkreises Haßberge begrüßt. Er ließ gleich bei seinen ersten Worten keinen Zweifel aufkommen, dass er gerne zu dieser Veranstaltung gekommen war. Er sei so viel in Deutschland, Berlin oder Brüssel unterwegs, „aber Bayern ist schön und Franken ist besonders schön. Da bin ich der Markus, da bin ich daham“. Deswegen könne es auch nicht sein, dass nur in Nürnberg oder München investiert werde. „Wenn ein Land Zukunft haben soll, braucht es das Land mit Seele. Das wird nicht über München und den Marienplatz definiert, sondern über den ländlichen Raum. Als Heimatminister will ich deswegen dafür sorgen, dass dort investiert wird, wo die Infrastruktur es erfordert.“
Auch Landrat Wilhelm Schneider und Landtagsabgeordneter Steffen Vogel setzten sich leidenschaftlich und mit Erfolg für ihre Region ein, so wie es vorher Staatssekretär a.D. Albert Meyer und Altlandrat Rudolf Handwerker getan hatten. Und auch er setzte sich hier ein und unterstrich dies an drei Beispielen. Den Breitbandausbau unterstütze Bayern wie kein anderes Land, die Behördenverlagerung bringe auch für den Landkreis Haßberge etwas und „bei den Finanzausgleichsmitteln für die Kommunen ist ein bisschen weniger für München und deutlich mehr für Franken genau der richtige Weg“.
Den Feldgeschworenen sagte der Minister ein aufrichtiges Wort des Dankes. Als Finanzminister sei er ja eigentlich auch „Königsminister“, weil er die alten Traditionen des Königreiches fortsetze. So sei er für 33 Schiffe der Bayerischen Seenfahrt genauso zuständig wie für das Erbe der Feldgeschworenen. Von den 25 000 Feldgeschworenen in Bayern kommen alleine 15 000 aus Franken, quasi die „Champions-League in Bayern“. Sie setzten mehr als 80 Mio Grenzzeichen und davon 30 Mio Grenzsteine und leisteten große Arbeit. Das wolle man erhalten.
Schirmherr Landrat Wilhelm Schneider zeigte sich stolz darauf, „dass wir bei uns im Landkreis so viele Menschen haben, die sich engagieren und für das Gemeinwohl einsetzen. Mit Blick auf die vielen modernen technischen Hilfsmittel wie GPS oder satellitengestützte Ortung ist es eigentlich beinahe unvorstellbar, dass die alte Tradition der Siebener so lange erhalten geblieben ist. Doch auch in der heutigen Zeit sind Grenzverläufe im Detail oft strittig und hier leisten die Feldgeschworenen neben dem Vermessungsamt wertvolle Arbeit.“ Nach wie vor vertrauten die Vermessungsingenieure gerne auf das Gedächtnis und die Ortskenntnisse der Feldgeschworenen. Sie benötigten bei Verhandlungen und Streitigkeiten ortskundige Ansprechpartner, die sich in den einzelnen Dörfern sehr gut mit den lokalen Begebenheiten auskennen und die Grenzbeaufsichtigung gewährleisten.
Bürgermeister Matthias Bäuerlein meinte, das älteste kommunale Ehrenamt sei ein Garant für die Dauer der Grenzen und ihre Beständigkeit. MdL Steffen Vogel erinnerte daran, dass man im Landkreis den „größten Siebener-Verein“ habe und dieser für Zusammenhalt, Tradition und Gemeinschaft stehe. Man habe auch in Bayern schon einmal dieses Amt abschaffen wollen, aber die unterfränkischen Abgeordneten hatten sich dagegen entschieden. „Sollte wieder einmal jemand auf diese Idee kommen, können Sie sich darauf verlassen, dass wir mit aller Konsequenz dagegen vorgehen werden.“
Direktor Gerhard Hartmann, Leiter des Vermessungsamtes Schweinfurt, ging auf die Veränderungen der letzten Jahre ein, als ein neues Liegenschaftskataster eingeführt wurde, das wunderbar funktioniert. „Nach wie vor bringen aber Sie mehr als jedes modernste Programm, denn Sie haben Ortskenntnis und Sie sind ein Personenkreis, der als Hüter der Grenzen immer uptodate ist und diese Teamarbeit im Interesse der Bürger leistet.“ Gerade im Ausbau des Breitbandes habe man hier im letzten Jahr sehr fleißig gearbeitet.
BBV-Kreisobmann Klaus Merkel bezeichnete die Grenze und die Grenzsteine als physikalisch sichtbare Grenze, welche das Eigentum schützen soll. Oft werde man aber heute von Neidern und Missgunst getrieben, das Eigentum schützen zu müssen.
Die ländliche Entwicklung könne auch nur mit dem Bürger funktionieren, stellte Baudirektor Stadler vom Amt für Ländliche Entwicklung heraus. Dabei sei der ganzheitliche Ansatz wichtig, bei dem man in den Verfahren alle Bedürfnisse des ländlichen Raumes und der Menschen beachten müsse.
Landrat Wilhelm Schneider ließ dann die Katze aus dem Sack. Es sei kein reiner Zufall, dass der Minister den Weg zur Siebenerversammlung gefunden hatte. Der Grund sei nämlich die Verabschiedung von Kreisobmann Wendelin Jooß, der 16 Jahre lang den „Thron des Siebener-Obmanns“ eingenommen habe. Wie der Landrat ausführte, habe Wendelin Jooß sein Amt mit viel Herzblut und Leidenschaft ausgefüllt und eine Vielzahl an Entwicklungen in den letzten Jahren verantwortungsvoll begleitet. Egal ob es die „Gehaltserhöhung“, also eine höhere Aufwandsentschädigung für die Feldgeschworenen, oder das Aufkommen der GPS-Systeme gewesen sei, jederzeit habe er die Ruhe bewahrt sowie mit Witz und Charme für das Dasein der Siebener gekämpft. Als Geschenk überreichte er ihm einen eigens für ihn gestalteten Grenzstein.
Finanzminister Markus Söder stimmte dem zu und meinte bei dieser langen Amtszeit von 16 Jahren, dass nur Helmut Kohl oder Albert Meyer eine solche erreicht hätten. Wendelin Jooß sei ein echter Steigerwälder, „sehr freundlich und mit dem Herz am rechten Fleck“.
Aber auch langjährige Siebener konnten die Ehrung durch Minister Söder, Landrat Wilhelm Schneider und Geschäftsführer Gerhard Hartmann vom Vermessungsamt entgegennehmen.
Ebenso wurden 35 neue Siebener vereidigt, darunter mit Irmtrud Schneyer-Fallenbacher aus Westheim auch wieder eine Frau:
Franz-Josef Förtsch (Eltmann), Matthias Hagenbucher und Irmtrud Schneyer-Fallenbacher (Westheim), Bernd Schmitt (Wohnau), Niklas Beck (Kirchaich), Manfred Stephan (Unterhohenried), David Jenatschke (Sailershausen), Peter Will (Altershausen), Heinz Rumpel, Rudolf Zipper, Georg Schorr und Christian Gehring (Neubrunn), Frank Faust und Daniel Bethmann (Rügheim), Thomas Gutjahr und Armin Wunderlich (Sulzbach), Klaus Herbst, Markus Höhn (Burgpreppach), Martin Böhm (Birkach), Harald Pfeiffer und Rudolf Flachsenberger ( Ermershausen), Karl Bayer (Humprechtshausen), Heiko Schwanert-Reuert und Markus Weis (Eyrichshof), Elmar Barth (Unterpreppach), Marco Hauck (Lichtenstein), Christian Karbacher und Tobias Ehrlich (Obersteinbach), Klaus Schwappacher (Uchenhofen), Joachim Schwarz (Wonfurt), Matthias Brandstätter (Allertshausen), Siegfried Gromhaus und Andreas Witt (Hafenpreppach), Detlef Zimmer (Schmachtenberg) und Wolfgang Kaspar (Ebern).
Nach dem Ausscheiden von Wendelin Jooß aus dem Amt des Kreisobmannes wurde auch turnusgemäß eine neue Kreisvorstandschaft gewählt. Neuer Kreisobmann wurde der 60-jährige Agraringenieur Adolf Müller aus Geroldswind. Er ist schon seit 1988 Siebener und seit 2003 Ortsobmann von Gückelhirn. Sein Stellvertreter wurde Thomas Dünninger aus Greßhausen.
Weitere Mitglieder der Vorstandschaft wurden: Günther Denninger (Rügheim), Josef Hümpfner (Hofheim), Norbert Oppelt (Unterpreppach), Werner Riegel (Albersdorf), Erich Schad (Ditterswind), Rainer Schmitt (Untersteinbach) und Klaus Schulz (Zeil).
Siebener ausgezeichnet
25 Jahre im Amt des Siebener:
Ludwig Holland (Lembach), Franz Baum, Franz Ullrich und Helmut Reuter (Ebern), Walter Engel (Burgpreppach), Norbert Gundelach (Kimmelsbach), Andreas Schor und Edwin Strauß (Kottendorf), Ernst Beierlieb und Walter Schöpplein (Lußberg), Siegfried Wagner (Neuschleichach), Raimund Vogt und Friedrich Weinig (Wonfurt).
40 jähriges Jubiläum:
Werner Hauck und Alfred Nembach (Heubach), Günter Jakob (Kleinsteinach), Alfred Schleicher und Siegfried Wolfschmidt (Maroldsweisach).
50-jähriges Jubiläum:
Andreas Dünninger (Greßhausen), Edgar Krug (Horhausen), Lorenz Nastvogel (Karbach), Theofried Leidner und Herbert Och (Rabelsdorf), Valtin Heilmann (Staatsforst), Albin Jakob (Unterpreppach), Josef Zöttlein (Vorbach).