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Ebern
IG Metall wehrt sich gegen das "Streichkonzert" von Valeo bei FTE in Ebern
Sie kämpfen für den Standort Ebern und gegen Arbeitsplatzabbau (von links): Werner Strätz, Mitglied des Betriebsrates, Betriebsratsvorsitzende Sonja Meister, Ralf Dirschl, Bezirksleitung IGM Bayern, Vertrauenskörperleiter Thomas Werner, Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Andrea Sicker, IGM und stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Karin Beck.
Foto: Helmut Will | Sie kämpfen für den Standort Ebern und gegen Arbeitsplatzabbau (von links): Werner Strätz, Mitglied des Betriebsrates, Betriebsratsvorsitzende Sonja Meister, Ralf Dirschl, Bezirksleitung IGM Bayern, ...
Helmut Will
 |  aktualisiert: 31.10.2021 02:34 Uhr

Die Sorge um Arbeitsplätze ihrer Kollegen und Kolleginnen stand den Verantwortlichen von Betriebsrat und IG-Metall (IGM) ins Gesicht geschrieben, als sie von der Sitzung des Aufsichtsrates kamen. Vor dem Haupttor der Firma Valeo gaben sie vor Mikrofon und Kamera ein Statement ab. Innerhalb kurzer Zeit steht ein zweiter Stellenabbau oder eine Verlagerung von 80 Beschäftigten bevor, nachdem bereits im ersten Halbjahr 2021 im Werk Ebern 95 Stellen gestrichen wurden. Die ständigen Ankündigungen des Valeo-Konzerns schaffen Unsicherheit und Ängste bei den Beschäftigten.

"Gemeinsam für sichere Arbeitsplätze bei Valeo", war das Motto der Aktion im Frühjahr 2021. Jetzt fordern der Betriebsrat vom Team Ebern und IGM "Zukunftsmusik statt Streichkonzert". Die Stärkung des Standortes Ebern wurde gefordert statt Arbeitsplätze zu verlagern und auf "Sparprogramm" umzuschalten. Es war ein spontaner Protest, an dem sich sechs Personen von Betriebsrat und IGM beteiligten. Nach der konstituierenden Sitzung des Aufsichtsrates traten diese vor die Presse.

Ziel: Kein weiterer Abbau von Arbeitsplätzen

Als Erste erhob Sonja Meister, Betriebsratsvorsitzende in Ebern, ihre Stimme gegen das "Streichkonzert" des Unternehmens. "Nachdem wir im Herbst des letzten und Anfang dieses Jahres das erste Abbauprogramm in Ebern hinter uns hatten, waren wir schon sehr schockiert, dass uns im Juli ein nächster Stellenabbau mit 80 Arbeitsplätzen, vorwiegend in der Entwicklung, am Standort Ebern angezeigt wurde", sagte Sonja Meister. Es sei ein falsches Signal Stellen abzubauen oder verlagern zu wollen, weil es um Existenzen, um Menschen und Familien gehe.

Andrea Sicker erläutert vor der Kamera die Probleme um das Werk Valeo in Ebern.
Foto: Helmut Will | Andrea Sicker erläutert vor der Kamera die Probleme um das Werk Valeo in Ebern.

"Uns als IGM treibt ganz klar um, dass unter dem Windschatten Corona und dem Deckmantel der Transformation billig verlagert wird. Ja sogar die Sorge, dass mit ständigem Restrukturierungen die Standorte bis zur Handlungsunfähigkeit zusammengeschrumpft werden", sagte Andrea Sicker, zweite Bevollmächtigte der IGM-Geschäftsstelle Bamberg. In der Aufsichtsratssitzung habe man sich stark gemacht für die FTE-Group-Holding und den Standort in Ebern. Man stelle sich die Frage: Wenn hier nichts mehr entwickelt wird, was dann zukünftig noch produziert werden soll.

Zukunftskonzept für den Standort nötig

"Diese Frage stellen sich die Menschen und diese Sorge äußern sie auch ihrer IGM gegenüber. Am Ende des Tages geht es um viel mehr, es geht um die Industriearbeitsplätze hier in der Region, um gute Entgelte und Arbeitsbedingungen, damit Familien hier in der Region leben können, deshalb müssen die Weichen entsprechend gestellt werden", sagte Sicker. Es sei es wichtig, dass alle, Betriebsrat, IGM und die Beschäftigten, an einem Strang ziehen. Nur wenn man zusammen halte, könne vieles gelingen. Allerdings war heraus zu hören, dass seitens des Unternehmens keine Kompromissbereitschaft bestehe.

Betriebsratsvorsitzende Sonja Meister trägt die Sorgen und Ängste von Arbeitnehmern vor und fordert ein Umdenken in der Unternehmenspolitik.
Foto: Helmut Will | Betriebsratsvorsitzende Sonja Meister trägt die Sorgen und Ängste von Arbeitnehmern vor und fordert ein Umdenken in der Unternehmenspolitik.

Aus Sicht der Arbeitnehmer, so Vertrauensköperleiter Thomas Werner und stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Karin Beck, brauche es mehr Orientierung für die Menschen und ein Zukunftskonzept für den Standort Ebern, da Valeo ein wichtiger Arbeitgeber für die Region sei. "Jetzt sollen weitere 80 Arbeitsplätze verlagert werden in Billiglohnländer. Ernst gemeinte Chancen für den Standort Ebern sind nicht erkennbar", bedauert Werner. Nicht nur innerhalb des Werksgeländes gebe es großes Interesse an einem funktionierenden Industriestandort. "Wir werden die Stadt Ebern, Landkreis Haßberge und weitere Interessensvertreter an einem Tisch bringen und weiterhin informieren", so der Werner.

Rückblick: Die Firma seit der Übernahme durch Valeo

Valeo erwarb die FTE Gruppe im Juni 2016, damals waren am Standort in Ebern noch etwa 1650 Menschen beschäftigt. Nach über 15 Jahren in den Händen von Finanzinvestoren freute sich die Belegschaft über einen sogenannten strategischen Eigentümer. Leider geht die Zahl der Beschäftigten seitdem stetig bergab. Das liegt nicht alleine an den Synergieeffekten eines Großkonzernes, sondern auch am Technologiewandel in der Automobilbranche. Gerade am Standort Ebern ist man mit seinen Produkten und Komponenten fast ausschließlich vom Verbrennungsmotor abhängig. Derzeit arbeiten dort noch cirka 1300 Menschen.

FTE Group Holding GmbH

Die FTE Group Holding GmbH ist eine 100-Prozent Tochter der Valeo SE mit Hauptsitz in Frankreich. Die Arbeitnehmervertretung im Aufsichtsrat setzt sich wie folgt zusammen: Zwei Gewerkschaftsvertreter mit stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Andrea Sicker, Ralf Dirschl aus der Bezirksleitung der IG Metall Bayern, drei Arbeitnehmervertretern mit Betriebsratsvorsitzenden Sonja Meister, Vertrauenskörperleiter Thomas Werner und stellvertretender Betriebsratsvorsitzenden Karin Beck, sowie dem leitenden Angestellten Harry Bätz, Verantwortlicher der europäischen Standorte der Gruppe.
Quelle: hwi
 
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