Bau-Boom, aber „Azubi-Ebbe“: Die Bauunternehmen im Landkreis Haßberge suchen Nachwuchs – und zwar händeringend, behauptet Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Mainfranken in einer Pressemitteilung. 42 unbesetzte Ausbildungsplätze seien derzeit bei der Arbeitsagentur gemeldet. „Daran wird sich so schnell wohl auch nichts ändern. Die meisten Chefs im Kreis Haßberge sollten sich darauf gefasst machen, dass es vorerst extrem schwer wird, Azubis zu finden“, zitiert das Pressepapier Michael Groha.
Höchste Zeit für Verbesserungen
Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Mainfranken übt darin massive Kritik: „Bauarbeitgeber begreifen immer noch nicht, dass es höchste Zeit wird, die Jobs auf dem Bau deutlich attraktiver zu machen. Das fängt bei der Lohntüte an. Und das hört da auf, wo jungen Menschen die Perspektive von einer modernen Job-Zukunft auf der Baustelle gegeben werden muss.“ Im Moment prallten „der Kampf um die besten Köpfe auf eine ,Betonkopf-Geiz-Mentalität‘ der Bauarbeitgeber“. Ausdruck dafür sei das jüngste Scheitern der Bau-Tarifverhandlungen, bei der die IG BAU ein Lohn-Plus von 6 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten gefordert hat. Ebenso ein 13. Monatseinkommen für alle Bauarbeiter.
„Für die Zukunft ist auch wichtig, dass Bauarbeiter die Anfahrt zur Baustelle bezahlt bekommen. Ebenso, dass die Arbeitgeber alle Ausbildungskosten übernehmen. Dazu gehört beispielsweise auch, dass der Ausbildungsbetrieb die Fahrten zur Berufsschule bezahlt. Der Bau muss den Azubis einfach mehr bieten“, fordert Michael Groha.
„Wir haben einen Bau-Boom. Und die Betriebe im Landkreis Haßberge haben volle Auftragsbücher. Viele wissen nicht, woher sie die Leute nehmen sollen, um die Arbeit zu erledigen. Trotzdem haben die Arbeitgeber nur ein beschämend dürftiges Angebot auf den Tisch gelegt“, sagt Groha. Jetzt werde eine Schlichtung immer wahrscheinlicher.
Vorbereitet, Bau lahmzulegen
Schaffe Ex-Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement es als Schlichter dabei nicht, die Bauarbeitgeber dazu zu bewegen, ein vernünftiges Angebot auf den Tisch zu legen, drohe der Bau-Streit zu eskalieren. Davon wäre dann auch der Kreis Haßberge massiv betroffen: „Wir bereiten uns auf alles vor. Auch darauf, das Bauleben lahmzulegen. Vor allem setzen wir aber darauf, dass die Arbeitgeber eine Schlichtung als Chance begreifen“, sagt Groha.