Bayerns Europaministerin Beate Merk ist der Überzeugung, dass Schüler, Lehrer und Schulleitung der Albrecht-Dürer–Mittelschule in Haßfurt Herausragendes geleistet haben: Und zwar, was die Förderung des europäischen Gedankens und der europäischen Integration anbelangt. Deshalb hat die hochrangige CSU-Politikerin die Haßfurter Mittelschule am Dienstag in der Bayerischen Staatskanzlei mit der Europa-Urkunde ausgezeichnet.
Diese hohe Ehre wird pro Jahr nur sieben Schulen im Freistaat zuteil – aus jedem Regierungsbezirk eine, und das schulartübergreifend von der Grundschule bis zu Gymnasium oder Berufsschule. Dass man in München auf die Haßfurter Mittelschule aufmerksam wurde, verdankten Schüler und Pädagogen der Regierung von Unterfranken, sagte am Mittwoch Susanne Vodde auf Anfrage unserer Zeitung. Von Würzburg sei die Aufforderung gekommen, sich für die Auszeichnung zu bewerben. Vodde war die langjährige Rektorin der Albrecht-Dürer-Schule, mit Wirkung zum 1. Oktober ist sie ans Schulamt Haßberge gewechselt. Am 9. Januar soll sie offiziell zur Schulrätin ernannt werden.
Da noch nicht feststeht, wer ihr als Rektor nachfolgt, war sie es, die am Dienstag ihre Schule und gleichzeitig das Schulamt in München repräsentierte, begleitet von einer Delegation aus Schülern, Lehrern und weiteren Personen, die zum internationalen Flair der Schule beitragen.
Für die Zukunft Europas sei es essenziell, „das Bewusstsein der Jugend für die Chancen der europäischen Integration zu wecken und ihr Interesse für Europa zu vertiefen“, hatte Ministerin Merk ihre Intention zur Preisverleihung in der Staatskanzlei dargelegt. Das Engagement und die Projekte, die die Haßfurter Mittelschule diesbezüglich vorweisen kann, füllen ganze Seiten – seien es Klassenfahrten nach London oder ins Europaparlament, seien es Briefwechsel mit Litauen oder der Schweiz, die von einzelnen Klassen aufrecht erhalten werden. Regelmäßig beteiligen sich die Haßfurter Mittelschüler an Europäischen Wettbewerben mit der Einsendung von Schülerarbeiten, sie unterhalten Sprachpartnerschaften mit Grundschülern mit Migrationshintergrund oder realisieren gemeinsame Gartenprojekte mit der französischen Partnerschule Lysée Drôme Provencale. Seit vielen Jahren darf sich die Mittelschule mit dem Titel „Umweltschule in Europa – Internationale Agenda 21 Schule“ schmücken.
Immer wieder klinkt sich die Schule in Erasmus-Programme ein, sprich in Förderprogramme der Europäischen Union, so zuletzt zum Beispiel im Projekt „Eat right, be smart“ (Sei klug, esse richtig) zur Ernährungsaufklärung mit Beteiligung von Schulen aus Schweden, Italien, Portugal, Litauen, Rumänien, Türkei und Deutschland. Vor knapp einem Jahr hatte die Mittelschüler im Rahmen von „Eat right, be smart“ 18 Jugendliche und elf Lehrkräfte aus den genannten sechs Ländern zu Gast, um gemeinsam Ernährungsgewohnheiten zu erkunden und kritisch zu hinterfragen. 2015 feierte die Schule am Haßfurter Schulzentrum ein großes Schulfest unter dem Motto „Europa und die Welt.“
Da eine derart lange Liste von europäisch gefärbten Projekten vermutlich auch die von Ministerin Merk eingesetzte Jury überfordert hätte, suchten Rektorin Vodde und ihre Mitstreiter zwei Beispiele heraus: Das genannte Schulfest.
Und das seit mehreren Jahren laufende deutsch-französische Gartenprojekt am Mehrzweckgebäude „Silberfisch“, bei dem zuletzt, Ende September, 24 Schülerinnen und Schüler aus der Partnerregion District du Tricastin mit ihren deutschen Altersgenossen weiter am „sichtbaren und beständigen Zeichen für Europa“ und der seit 40 Jahren bestehenden deutsch-französische Freundschaft arbeiteten (wir berichteten).
Für Susanne Vodde ist die Europa-Urkunde eine „große Ehre“ und eine „hohe Anerkennung“ all der Leistungen, die die Albrecht-Dürer-Mittelschule zur Völkerverständigung in Europa leistet. Für den neuen Rektor oder die neue Rektorin dürfte die Urkunde Ansporn sein, in diesem Sinne weiterzuwirken.