Franziskusschwester Claudia Hink erhebt als Ordensfrau keinen Exklusivanspruch oder hält sich für eine bessere Christin: „Jeder und jede ist berufen zu einem Auftrag in dieser Welt“, sagt die Mitarbeiterin im Ordensreferat des Erzbistums Bamberg im Gespräch mit dieser Redaktion. Anlass für das Interview ist der 25. „Welttag des geweihten Lebens“, den Papst Johannes Paul II. am Kirchenfest „Mariä Lichtmess“ (2. Februar) im Jahr 1997 eingeführt hatte, um die Wertschätzung von Orden und anderen Gemeinschaften geistlichen Lebens zu fördern. Erinnert wird zu „Mariä Lichtmess“ daran, dass Maria und Josef ihren Erstgeborenen im Tempel Gott geweiht hatten. Am Mittwoch, 2. Februar, wird Erzbischof Ludwig Schick den Welttag mit einem Festgottesdienst um 16 Uhr im Dom begehen.
Frage: Ordensleute in ihrem Habit gelten in der Öffentlichkeit vielfach als Exoten. Sind sie das nicht wirklich geworden in der säkularen Welt?
Sr. Claudia Hink: Exoten sind selten. Ja, bedauerlicherweise werden wir das immer mehr. Dafür gibt es sicher viele Gründe. Ich glaube, dass in der heutigen Zeit das Verständnis für diesen Beruf, für diese Berufung fehlt. Ich persönlich trage ganz bewusst mein Kleid, meinen Habit, um auch ein Zeichen zu setzen, für wen und für was ich gehe und stehe. Ich predige sozusagen auch ohne Worte. Oft bekomme ich dadurch einen Vertrauensvorschuss: Da kann ich was sagen, mein Anliegen vorbringen. Manchmal, aber sehr selten, ist es anstößig für einzelne Personen. Und manchmal wird es auch einfach belächelt. Das kommt meiner Meinung nach davon, dass viele einfach nicht mehr wissen, was Ordensleben bedeutet.
Was soll mit der Feier des „Tag des geweihten Lebens“ ausgedrückt werden?
Sr. Claudia: Papst Johannes Paul hat den Tag des geweihten Lebens vor 25 Jahren eingeführt. Ich glaube, er wollte uns damit sagen, wie wichtig es ist, sich immer neu die eigene Berufung bewusst zu machen. Wir sind eingeladen, uns an unsere Anfänge zu erinnern, mit welcher Begeisterung und offenem Herzen wir damals unser JA gesprochen haben. An diesem Tag wollen wir mit dankbarem Herzen auf unsere Berufung schauen, uns dem Herrn neu schenken und von ihm senden lassen. So lange wir leben, müssen und dürfen wir uns immer neu auf Gott hin ausrichten. Und übrigens: Berufen sind nicht nur die, die sich für einen Orden oder Priesterberuf entscheiden. Jeder und jede ist letztendlich von Gott berufen zu einem Dienst, zu einem Auftrag in dieser Welt.
Ordensgemeinschaften beklagen Nachwuchsmangel. Warum ist es so unattraktiv für junge Leute geworden, sich an einen Orden zu binden?
Sr. Claudia: Ich denke, der Rückgang an Religion und Glaube spielt eine große Rolle. Dazu kommen die vielen, oft auch verlockenden Angebote, die es gibt. Eine weitere Schwierigkeit für junge Menschen ist, sich für immer zu binden, was wir im Orden, was aber auch christliche Eheleute tun. Nach einer Erprobungsphase von mehreren Jahren treffen wir Ordensleute die endgültige Entscheidung, uns auf immer an diese Gemeinschaft zu binden. Was aber nicht heißt, dass ich keine freie Meinung oder keinen freien Willen mehr habe. Ich entscheide mich, mein Leben lang den Weg der Gemeinschaft mitzugehen und mich einzubringen, wo ich gebraucht werde oder wo mein Ruf mich hinführt.
Wie viele Ordensbrüder und –schwestern gibt es im Erzbistum Bamberg?
Sr. Claudia: Derzeit leben und arbeiten im Erzbistum Bamberg circa 400 Ordensfrauen und 120 Ordensbrüder, die in den verschiedensten Berufen und Aufgaben tätig sind.
Was würde fehlen, wenn indische Ordensschwestern nicht mehr in Altenpflegeheimen, Krankenhäusern aktiv wären?
Sr. Claudia: Von den 400 Ordensfrauen sind 130 indische Schwestern, die fast alle in Altenheimen und Krankenhäusern arbeiten. Wenn diese Schwestern nicht da wären, hätten wir, ganz nüchtern gesagt, einen noch größeren Personalmangel in der Pflege. Was in meinen Augen aber auch wesentlich fehlen würde, das ist der christliche Geist, der durch die Schwestern sichtbar und spürbar wird, die religiöse Begleitung bei Sterbenden und die Geborgenheit im Glauben.