Mit „Hey Boss, ich brauch mehr Geld“ und „Komm unter meine Decke“ war er in den 70er Jahren einer der bekanntesten Schlagersänger Deutschlands. Gunter Gabriel war Songwriter und Hitparadenstürmer, dann verlief sein Leben wie eine Achterbahn und erst vor einigen Wochen erlitt er auf der Bühne einen leichten Schlaganfall und sprang dem Tod noch einmal von der Schippe. Zwischen seinen Auftritten in Berlin und Hamburg kam er nun am Wochenende vor Weihnachten in die „Heiligen Länder“.
Unbemerkt von Fans oder Mitbürgern saß der Gast aus Norddeutschland, der auf einem Hausboot in Hamburg wohnt, am Küchentisch der Familie Laaser, mit der er seit einiger Zeit freundschaftliche Bande pflegt. Natürlich lehnte dort die Gitarre und plötzlich griff Gabriel in die Saiten. Er spiele „Auf der Autobahn“, denn er kam direkt aus Berlin, aber auch nachdenkliche Melodien wie „Weihnachten zieht's jeden Mann nach Haus“ und „Stille Nacht“. Melancholische Melodien von einem Mann mit weichem Kern und harter Schale, die gerade vor Weihnachten aufbricht?
Für die meisten Menschen ist das Weihnachtsfest doch der Höhepunkt des Jahres. Aber es gibt auch Menschen, die in dieser Zeit besonders leiden. Kein Wunder also, dass die Festtage für Telefonseelsorger zu den arbeitsreichsten im ganzen Jahr gehören. Zu dieser Zeit sind Gefühle unterwegs: Nicht nur die Freude, das Glück und die Zufriedenheit, sondern auch die Einsamkeit, die Ratlosigkeit und die Unsicherheit.
„Ich hatte seit eineinhalb Jahren Depressionen und sie hat mir aus diesem Loch herausgeholfen. Dabei hat sie mir als Seherin Dinge und Tiefpunkte erklärt, wie es kein Psychologe konnte. Ich halte sie für ein Phänomen und bin mir bewusst, dass viele Menschen davon nichts halten. Sie hat meinen Schlaganfall vorausgesagt und auch, dass mein Manager mich betrügt“, erklärt Gunter Gabriel den Grund für seinen Besuch in Kirchlauter. Dort suchte er nämlich das Medium Chantal auf, das ebenfalls schwere Schicksalsschläge hinter sich hat, von sich behauptet, dadurch hellsichtig geworden zu sein, und es als ihre Bestimmung ansieht, anderen Menschen zu helfen. Gunter Gabriel kommen bei seinem Gespräch über den Schlaganfall auch Worte über die Lippen wie „Das war eine Warnung vom lieben Gott. Ich bin mit dem Tod in Berührung gekommen.“ Und dennoch meint er: „Auch wenn ich weiß, dass viele von solchen Weissagerinnen nichts halten, brauche ich das. Sie hat in mir Hoffnungen geweckt, als ich in diesem dunklen Loch war. Ob alles eintrifft, ist eigentlich unwichtig, aber ich lebe von der Hoffnung. Sie ist für mich eine Hoffnungsmacherin in Bezug auf meine Karriere und meine Freundin.“
Und mit seiner ehemaligen Freundin spricht er einen weiteren Punkt an, nämlich den der Einsamkeit und dass es in Sachen Liebe bei ihm nicht einfach läuft. „Am meisten macht mir die Einsamkeit zu schaffen und es ist gut, wenn jemand da ist, der an einen denkt“, sagt der Mann, der schon vier Ehen hinter sich hat und den nun erneut eine Lebensgefährtin verlassen hat. „Der Liebeskummer hat mich wieder in ein tiefes Loch gestürzt“, sagt der einstige Schlagerstar und klammert sich derzeit an eine Weissagung, wonach seine Freundin wieder zu ihm zurückkommt.
Der Dezember ist für Gunter Gabriel so etwas wie ein „sozialer Monat“. Deswegen gehören zu seinen Auftritten auch Besuche im Altersheim, im Jugendknast oder in der Bahnhofsmission in Berlin und bei Obdachlosen – und das meist ohne Gage. Für die Aktion „Ein Herz für Kinder“ beteiligte er sich auch an einem Keksverkauf in Hannover.
Diese besondere menschliche Art hat auch Chantal aus Kirchlauter von Gunter Gabriel überzeugt, den sie durch Zufall vor fünf Jahren kennenlernte und den sie jetzt wieder vermehrt seit neun Monaten getroffen hat. Chantal sitzt seit 36 Jahren wegen einer spastischen Lähmung im Rollstuhl. „Einen weiteren schweren Schicksalsschlag habe ich vor zehn Jahren bei einem Unfall erfahren, der dazu führte, dass ich circa zehn Minuten klinisch tot war und wie durch ein Wunder wieder ins Leben zurückgeholt wurde“, erklärt das selbst ernannte Medium. Während dieser Nahtoderfahrung habe ihr eine Stimme gesagt, dass es ihre Bestimmung sei, anderen Menschen zu helfen. Dies habe sich in ihrem Kopf eingeprägt und deswegen wolle sie Personen in schwierigen Situation helfen, ihr Leben neu zu ordnen.
Gunter Gabriel vertraut auf solche Menschen. „Meine Astrologin hat mich dazu gebracht, dass ich ein Musical machen soll. Das habe ich getan und das ist ein Riesenerfolg geworden.“ Am liebsten wäre es ihm jetzt aber, wenn Chantals Voraussage eintrifft, wonach Gabriels Freundin zurückkommt und der Künstler damit wieder Licht im Tal der Einsamkeit sehen würde.
Vor dem Abschied in Kirchlauter singt Gunter Gabriel mit seiner sonoren Bass-Bariton-Stimme gefühlvolle Lieder im Sinne seiner damaligen „Wohnzimmerkonzerte“, die im nächsten Jahr verfilmt werden sollen.
Dann reist er, zusammen mit seinem Freund Linth Hendriksen, weiter nach Bielefeld und Hamburg, wo er mit der Band unterwegs ist und auf seine Weise die Weihnachtsfeiertage verbringt.