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HASSBERGKREIS
„Ich habe gerne Gewerkschaftsarbeit gemacht“
Bei der Feierstunde standen sie im Vordergrund: Diese Frauen und Männer halten seit Jahrzehnten der Gewerkschaft die Treue.
Foto: Christiane Reuther | Bei der Feierstunde standen sie im Vordergrund: Diese Frauen und Männer halten seit Jahrzehnten der Gewerkschaft die Treue.
Von unserer Mitarbeiterin Christiane Reuther
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:24 Uhr

„Es war nicht immer selbstverständlich, Gewerkschafter zu sein“, hob Sinan Öztürk, stellvertretender ver.di-Bezirksgeschäftsführer, in seiner Laudatio hervor. Diese hielt er für all die Kolleginnen und Kollegen der Gewerkschaften, die bei einer Feierstunde im Gasthaus Mützel in Augsfeld für ihre langjährige Mitgliedschaft geehrt wurden. Für Öztürk war es „eine Selbstverständlichkeit und eine vornehme Pflicht“, seinen besonderen Dank für die langjährige Treue und Arbeit in den Gewerkschaften auszusprechen.

Bevor Sinan Öztürk die Eintrittsjahre der Jubilare Revue passieren ließ, verwies er auf die Arbeit der Gewerkschafter. Diese sei zwar von großen Erfolgen gekrönt, es mussten aber immer wieder Anfeindungen und Widerstände geduldet werden. So sprach Öztürk über historische Ereignisse der Jahre, in denen die Jubilare der Gewerkschaft beitraten.

1954 war die Fußballweltmeisterschaft ein Thema. In Bayern hatten Tausende Metallarbeiter drei Wochen lang für eine Lohnerhöhung gekämpft. Und im Landkreis Haßberge begann August Werner seine Laufbahn in der IG-Metall. „Ich habe gerne Gewerkschaftsarbeit gemacht“, berichtete der Augsfelder, der für seine 60-jährige Mitgliedschaft geehrt wurde. Auch im Ruhestand war der 79-Jährige noch aktiv und hat sich im Seniorenbeirat der Stadt Haßfurt für seniorenpolitische Themen, wie Barrierefreiheit, stark gemacht.

Schon zehn Jahre später hatte die Arbeitslosenzahl mit 102 000 einen neuen Tiefstand erreicht, wie Öztürk weiter ausführte. 680 000 Stellen waren offen und der millionste Gastarbeiter eingetroffen. Das Bundeskindergeld wurde verabschiedet und die Durchschnittslöhne konnten gesteigert werden. In Genf fand die Eröffnung der Welthandelskonferenz statt und Südafrika wurde wegen Rassentrennungspolitik von den Olympischen Spielen in Tokio ausgeschlossen. Ferner lehnte der französische Romancier und Philosoph Jean-Paul Sartre den Nobelpreis für Literatur ab.

Sinan Öztürk verwies auch auf den ersten bundesweiten Streik im Öffentlichen Dienst, der vor 40 Jahren stattfand. Die Gewerkschaften Öffentlicher Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) und die Deutsche Postgewerkschaft (DPG) forderten 15 Prozent mehr Lohn und Gehalt, die Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG) 14 Prozent. Nach drei Tagen Streik gelang der Durchbruch und die Tarifparteien einigten sich auf elf Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens jedoch 170 Mark. Der damalige Bundeskanzler Willy Brandt trat von seinem Amt zurück, bedingt durch den Spionagefall Günter Guillaume. Und Walter Scheel (FDP) löste Gustav Heinemann (SPD) im Amt des Bundespräsidenten ab.

Vor 25 Jahren stand die Wiedervereinigung im Blickpunkt. Außerdem fand in Hamburg der erste Gewerkschaftstag der Industriegewerkschaft Medien, Druck und Papier, Publizistik und Kunst statt. Im Jahr 1985 wurde die IG Medien als Kartellgewerkschaft von IG Druck und Papier und Gewerkschaft Kunst gegründet und vier Jahre später in eine Mitgliedergewerkschaft umgewandelt.

Hart ging der stellvertretende Bezirksgeschäftsführer mit dem Vorhaben der Bundesregierung nach einem Gesetz zur Tarifeinheit ins Gericht. Er kritisierte die Berufsgruppengewerkschaften der Piloten und der Lokführer, weil sie sich nicht für alle Beschäftigten in einem Betrieb einsetzen würden. Als Konsequenz darauf dürfe für Öztürk auf keinen Fall das verfassungsrechtlich garantierte Streikrecht eingeschränkt werden. Erfreulich sei für den Funktionär der neueste Erfolg der Gewerkschaften: Der gesetzliche Mindestlohn.

Abschließend sprach der stellvertretende Bezirksgeschäftsführer den Jubilaren seinen besonderen Dank aus und bezeichnete sie als Garanten für eine soziale Entwicklung, auf die man auch in der Zukunft nicht verzichten könne.

 
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