Am Rande der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda stellte sich Erzbischof Ludwig Schick den Fragen unserer Zeitung.
Ludwig Schick: Ich bin jetzt 22 Jahre in der Bischofskonferenz, und ich empfinde jetzt keine große Veränderung im Ton. Wir haben immer schwierige Themen gehabt, und entsprechend gab es auch mal schärfere Äußerungen. Dann gab es wieder sehr friedliche Themen, die im Konsens waren.
Schick: (lacht) Weder noch! Ich bin vielleicht ein Mensch, der sich nicht so scharf äußert. Aber ich habe meine Meinung und versuche, sie erst einmal mit den anderen abzustimmen. Ich äußere mich dann schon, aber ich bin ein Mensch, der überlegt und dann spricht. Ich sage immer, man muss erst das Gehirn einschalten und dann den Mund auftun. Umgekehrt ist es schlecht.
Schick: Das berührt mich sehr und tut mir sehr leid, weil ich glaube, dass der Glaube und die Kirchenzugehörigkeit den Menschen für ein gutes Leben helfen.
Schick: In der Ökumene müssen wir vorangehen und zur Mahlgemeinschaft hinfinden. Aber wir sind noch auf dem Weg und noch nicht am Ziel. Wir müssen sowohl spirituell, theologisch als auch kirchlich die anstehenden Fragen behandeln und zu einer Antwort finden.
Schick: Die Hauskirche ist im Konzil und früher schon genannt. Es ist wichtig, dass es eine gute Verbindung gibt zwischen der Hauskirche, in der gebetet und der Glaube weitergegeben wird, und der großen Kirche, damit Kirche wirklich in der Gesellschaft präsent sein kann – und zwar in unserer bundesrepublikanischen, aber auch der weltweiten.
Schick: Laien sind für mich ganz wichtig. Ich benutzt ja das Wort Laie nicht so gern, sondern es sind die getauften Christen, die jetzt kein besonderes Amt in der Kirche haben, die aber die Kirche bilden. Durch die Taufe wird man Kirche. Ich halte es theologisch und kirchlich für nicht richtig, dass die getauften Christgläubigen so wenig im Bewusstsein sind und zum Tragen und zur Mitverantwortung kommen.
Schick: Frauen in der Kirche müssen gefördert werden. Die Ordination von Frauen zur Diakonin und Priesterin ist eine weltkirchliche Sache, die wir in Deutschland nicht regeln können.
Schick: Nein!
Schick: Wir haben die zölibatäre Lebensform, die auch viele engagierte, heilige Priester hervorgebracht hat in der Tradition und auch heute. Es gibt auch Priester, die nicht mit dem Zölibat zurechtkommen. Aber die zölibatäre Lebensform, um ganz für die Sache Jesu da sein zu können, möchte ich unbedingt bewahren. Dass es Ausnahmen davon gibt, die auch ausgeweitet werden können, ist für mich möglich.
Schick: Die Kirche wird in den Herzen vieler erwachen, dass sie selbst Verantwortung übernehmen, damit die Kirche mehr eine Gemeinschaft der Glaubenden wird. Kirche wird institutionell noch abbauen, demütiger, empathischer an den Sorgen und Nöten der Menschen teilnehmen. Kirche wird auch eine geschwisterlichere Gemeinschaft werden und so mithelfen, einen guten Geist in die Gesellschaft hineinzubringen, der dem Einzelnen hilft, gut zu leben, und der das Gemeinwohl fördert.
Schick: Indem ich vor allem bei der Ausbildung aller Hauptamtlicher dabei bin und diese Essential für eine Umkehr und Neugestaltung immer wieder einbringe und einfordere. Da müssen die Ausbilder mitmachen, da brauchen wir auch in der Ausbildung viel mehr Frauen. Fördern möchte ich auch die Laien, also die getauften Christinnen und Christen, etwa in den Pfarrgemeinderäten, damit es in den Pfarreien zu einem geschwisterlichen Miteinander kommt und nicht zu einem Von oben nach unten.
Schick: Ja, wir haben eine Reise nach Tschechien im November und eine Reise nach Vietnam schon länger im Blick, wenn es möglich ist. Doch ich bin auch ohne Reisen dank der neuen Medien in engem Kontakt mit Menschen in aller Welt. Ich bin mit der Weltkirche nach wie vor eng verbunden.
Schick: Ich wünsche mir, dass sie die Mission, die Weltkirche nicht aus den Augen verlieren. Das tun sie ja auch nicht, denn Bamberg ist eines der Bistümer, in denen weltkirchliche Themen am meisten beachtet werden. Viele Pfarreien, Vereine, Jugendgruppen engagieren sich, da bin ich sehr froh. Und ich hoffe, dass der Monat der Weltmission trotz der Einschränkungen durch die Pandemie gehalten wird, und dass wir deutlich machen: Als katholische Kirche sind wir Weltkirche. Wir werden auch katholischer, wenn wir diese weltkirchlichen Bezüge pflegen. Da merken wir, dass wir den einen Gott haben, der uns beruft, die Würde jedes Menschen zu achten unabhängig von Hautfarbe, Nation, Religion.

