Einer der besten Chöre Deutschlands gab sich am Sonntag in der vollbesetzten Pfarrkirche in Haßfurt die Ehre: das Ensemble „Cantabile Regensburg“ unter der Leitung von Professor Matthias Beckert gestaltete das alljährliche Neujahrskonzert mit Werken aus dem 17. und 20. Jahrhundert so formvollendet und mit so viel Seele, dass sich die Zuhörer nicht nur mit Worten wie „traumhaft“, „wunderbar“ und „klasse“, sondern auch mit begeistertem Applaus und stehenden Ovationen bedankten.
Seit vielen Jahren erfreut Matthias Beckert, der aus Westheim stammt und als Professor und Gastprofessor an mehreren Hochschulen für Musik tätig ist, am Anfang eines Jahres Freunde der gehobenen Chormusik mit einem außergewöhnlichen Chorkonzert. Denn zum einen ist das Ensemble „Cantabile Regensburg“ mehrfacher Preisträger von Wettbewerben im In- und Ausland und verfügt über hervorragende junge Stimmen. Zum anderen pflegt es den A-capella-Gesang, der große Herausforderungen an die Sängerinnen und Sänger stellt. Zum dritten hat die Pflege zeitgenössischer Chormusik einen hohen Stellenwert im Repertoire des Chores, so dass das Publikum auch dieses Jahr wieder in den Genuss von Liedern aus der Feder von Wolfram Buchenberg, Eric Whitacre, Arvo Pärt, James Macmillan und Alwin Schronen kam.
Weiterhin hatte Matthias Beckert Chorsätze von Richard Wetz, Maurice Duruflé und Hans Koessler aus dem 20. Jahrhundert und von Heinrich Schütz aus dem 17. Jahrhundert ausgewählt. Zum Teil spiegeln die Texte das weihnachtliche Geschehen wider oder dienen dem Gotteslob, zum Teil waren es aber auch Hymnen an die Liebe, die Nacht und die Einsamkeit. Das Reizvolle an den ausgesuchten Liedern war die Tonsprache, die unterschiedlicher nicht hätte sein können und doch insgesamt eine große Faszination ausübt. Es war eine Freude zu hören, wie die 19 Sänger und die 17 Sängerinnen die vier- bis sechsstimmigen, oft doppelchörigen Werke unter dem kompetenten Dirigat von Matthias Beckert zum Leben erweckten. Wie rein ihre Intonation selbst bei schwierigen Harmonien und sogar gewollten Disharmonien blieb, über welch hervorragende Artikulation sie verfügen und wie beseelt sie die Texte mit der Melodie verschmolzen.
Hinzu kamen eine überaus große dynamische Bandbreite und eine Ausdrucksfähigkeit, die ihresgleichen sucht. Ob es nun eingängige, schöne Melodien waren oder überraschende Harmonien, ob der Schwerpunkt in den Männer- oder in den Frauenstimmen lag, ob es konsonante oder dissonante Töne zu gestalten galt – stets fesselten die Sängerinnen und Sänger ihre Zuhörer durch ihr musikalisches Gespür, ihre gestalterische Kraft und ihre bewundernswerte Eleganz. Herrlich anzusehen war auch das „Zusammenspiel“ zwischen den Chorsängern und ihrem Dirigenten: denn es waren nur sachte Bewegungen von Matthias Beckert nötig, um den Chor zu führen, ihn jubilieren zu lassen oder zu dämpfen und ihn wie ein Instrument zum Klingen zu bringen.
Nach dem fulminanten Schlussapplaus und den stehenden Ovationen bedankten sich „Cantabile Regensburg“ und Matthias Beckert ihrerseits mit drei Zugaben: einer faszinierenden Version des Liedes „Der Mond ist aufgegangen“ von Zsolt Gárdonyi, dem bekannten „Abendlied“ von Josef Rheinberger sowie dem Lied „O du stille Zeit“ von Cesar Bresgen in einem Arrangement von Bernd Engelbrecht, dargeboten ausschließlich von den männlichen Sängern des Chores.