zurück
Horhausen
Horhausen: Wie der Wald ein altes Geheimnis preisgibt
Das Wald-Nabelnüsschen ist eine sehr seltene Pflanze. Vor 100 Jahren soll sie bei Horhausen gewachsen sein. Ein paar Pflanzenfreunde machten sich jetzt auf die Suche.
Barbara Fuchs entdeckte vor einigen Wochen zusammen mit ihrem Ehemann Werner das seit über 100 Jahre verschollene Wald-Nabelnüsschen in einem Wald bei Horhausen.
Foto: Christian Licha | Barbara Fuchs entdeckte vor einigen Wochen zusammen mit ihrem Ehemann Werner das seit über 100 Jahre verschollene Wald-Nabelnüsschen in einem Wald bei Horhausen.
Christian Licha
 |  aktualisiert: 14.05.2021 02:15 Uhr

Seit über 100 Jahren hat es keiner mehr gesehen, nun wurde es in der Nähe von Horhausen wiederentdeckt: das Wald-Nabelnüsschen, eine sehr seltene Pflanze, die auf der Roten Liste Bayern als stark gefährdet (Stufe 2) eingestuft wird. Auch als Wald-Gedenkemein bezeichnet, hat das Wald-Nabelnüsschen eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Vergissmeinnicht.

Altes Schriftstück weckt die Neugier

Im Mitteilungsblatt der Bayerischen Botanischen Gesellschaft zur Erforschung der heimischen Flora e. V. erwähnt ein Botaniker namens Dr. Hecht in der Ausgabe vom 1. Juli 1913 neben einigen Fundstellen rund um Schweinfurt auch ein Vorkommen des Wald-Nabelnüsschens im "Kreuzholz bei Horhausen". Das machte nun Otto Elsner aus Rottenstein neugierig. Als Gebietsbetreuer beim BUND Naturschutz Bayern ist er Fachmann für Pflanzen aller Art.

Das Wald-Nabelnüsschen blüht im April und Mai und hat eine himmelblaue Blütenkrone.
Foto: Christian Licha | Das Wald-Nabelnüsschen blüht im April und Mai und hat eine himmelblaue Blütenkrone.

Nur wo sollte man suchen? Auf aktuellen Karten ist keine Flurbezeichnung "Kreuzholz" in der Umgebung des Thereser Gemeindeteils zu finden. Herbert Roth, ein befreundeter, ehrenamtlicher Wiesenweihenbetreuer, half dabei, Licht ins Dunkel zu bringen. Er nahm Kontakt auf zu Heimatforscher Mario Dorsch. Dieser besitzt eine historische Karte, in der das "Kreuzholz" als kleines Waldgebiet in der Umgebung von Horhausen eingezeichnet ist. Dies erfuhr auch Dr. Werner Fuchs aus Theres, ebenfalls Wiesenweihenbetreuer. Zusammen mit seiner Ehefrau Barbara machte sich der praktische Arzt auf die Suche nach der seltenen Pflanze. Und tatsächlich fand das Ehepaar vor einigen Wochen das Wald-Nabelnüsschen mit seinen blauen Blüten in einem Wäldchen nahe des Mains.

Auch Manfred Husslein von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Haßberge ist begeistert von der Wiederentdeckung: "Dank der akribischen Vorarbeit und Suchaktion aller Beteiligten können wir jetzt auf unser einziges Nabelnüsschen-Vorkommen im Landkreis Haßberge stolz sein."

Wie sieht das Wald-Nabelnüsschen aus?

Das Wald-Nabelnüsschen ist eine einjährige krautige Pflanze. Sie wird etwa zehn bis 30 Zentimeter hoch, beschreibt Otto Elsner das Gewächs. Der Stängel ist oft sehr ästig und weit verzweigt, scharfkantig und zerstreut behaart. Die unteren Laubblätter haben eine Länge von zwei bis fünf Zentimeter und eine Breite von 0,5 bis 1,5 Zentimeter. Vorwiegend im April und Mai blüht die himmelblaue Blütekrone, die einen Durchmesser von circa vier bis sechs Millimetern hat.

Das Wald-Nabelnüsschen hat seinen Namen aufgrund der nussartigen Klausenfrüchte, die in vier Teile zerfallen.
Foto: Christian Licha | Das Wald-Nabelnüsschen hat seinen Namen aufgrund der nussartigen Klausenfrüchte, die in vier Teile zerfallen.

Seinen Namen hat das Wald-Nabelnüsschen einerseits, weil es unter anderem gerne in beschatteten Lagen von Laubmischwäldern wächst. Zusätzlich ist die Form der Früchte namensgebend, die sich nabelförmig anordnen. Die nussartigen Klausenfrüchte zerfallen in vier Teile. Sie sind glatt oder behaart, am Saum bewimpert rund zwei Millimeter lang. Durch den am Scheitel stehenden hautartigen Ringsaum wirkt die Form nabelartig. Auf der Rückseite sind die Früchte am Griffel angewachsen, erläutert der Gebietsbetreuer weiter.

Um den Erhalt des Wald-Nabelnüsschens bei Horhausen kümmern sich (von links) Gebietsbetreuer Otto Elsner, Dr. Werner Fuchs und Ehefrau Barbara, Herbert Roth und Manfred Husslein von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Haßberge.
Foto: Christian Licha | Um den Erhalt des Wald-Nabelnüsschens bei Horhausen kümmern sich (von links) Gebietsbetreuer Otto Elsner, Dr. Werner Fuchs und Ehefrau Barbara, Herbert Roth und Manfred Husslein von der Unteren Naturschutzbehörde am ...

Otto Elsner, Manfred Hußlein, Herbert Roth sowie Werner und Barbara Fuchs sind sich einig darüber, dass sie sich um den Erhalt dieser einzigartigen Pflanze kümmern müssen. Deshalb richten sie einen Appell an alle Waldbesucher: Allgemein sollten sich Spaziergänger vorsichtig bewegen, denn im Wald gibt es eine hohe Artenvielfalt an Pflanzen, die es nicht verdient haben, durch unbedachte Fußtritte vernichtet zu werden.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Horhausen
Christian Licha
Bund für Umwelt und Naturschutz
Ehepartner
Heimatforscher
Herbert Roth
Laubmischwald
Naturschutzbehörden
Pflanzen und Pflanzenwelt
Pflanzenfreunde
Wald und Waldgebiete
Waldbesucher
Werner Fuchs
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top