Sie wird ihr Aussehen grundlegend verändern. Und ihren Charakter. Hofheims Hauptstraße soll von der Durchfahrtsstraße zu einem Innenstadtbereich werden, in dem natürlich weiterhin gefahren und geparkt werden kann, aber der auch Lust macht, sich dort einfach nur aufzuhalten. Zwischen Ist und Soll, liegt der Umbau der Straße. Wie der vonstattengehen soll, stellte jetzt Stadtplaner Dag Schröder im Stadtrat vor. Einstimmig wurde vom Gremium das mit rund 1,25 Millionen Euro veranschlagte Projekt auf den Weg gebracht.
Start mit Kanalbau im Sommer
Das große Vorbild bei der Umgestaltung der Straße ist Volkachs Hauptstraße. Dort hatte sich eine Delegation von Ratsmitgliedern, Anliegern und Gewerbetreibenden ein Bild gemacht. Und sie waren mit besten Eindrücken zurückgekehrt, wie Bürgermeister Wolfgang Borst berichtete.
Start für die Umgestaltung soll noch in diesem Sommer sein. Wenngleich die ersten Bauarbeiten nicht die ganz großen Veränderungen mit sich bringen werden, denn es geht zuerst einmal um das Kanal- und Trinkwassernetz. Die Untersuchungen des Kanalnetzes hatten ergeben, dass der Kanal noch in solch einem Zustand ist, dass eine Inline-Sanierung, also eine Rohr-in-Rohr-Sanierung funktionieren werde, so Borst. Und diese Sanierung könne von Kanalschächten aus durchgeführt werden. Es müssen nicht tiefe Baugruben aufgetan werden. Einziges Problem dabei: für die Hauptarbeiten braucht es ein paar zusammenhängende Tage, an denen kein großes Regenereignis zu erwarten ist. Knapp 500 000 Euro kostet der Kanalbau. Jeweils 200 000 Euro sind dafür in diesem und im nächsten Haushalt eingestellt, der Rest dann ein Jahr später. Rund 150 000 Euro kostet die neue Trinkwasserleitung. Wenn alles glatt läuft, dann könnten die Arbeiten in der Zeit zwischen Mitte August und Mitte September über die Bühne gehen, so Borst.
Nach der Kirchweih wird's richtig ernst
Dann wird es richtig ernst in der Hauptstraße. Läuft es nach Plan, könnten dort unmittelbar nach der Hofheimer Kirchweih die Arbeiten für den ersten Bauabschnitt beginnen: von der Landgerichtsstraße, bis zum „Fränkischen Hof“, genau so weit, dass die übrige Hauptstraße für den Verkehr weiterhin genutzt werden kann. Denn eine der Prämissen für die Umgestaltung lautet: Auch während der Bauphase sollen die Geschäfte und Anlieger erreichbar bleiben. Erreicht werden soll dies, indem die einzelnen Bauabschnitte noch einmal unterteilt werden: Gehsteig für Gehsteig werden umgebaut und dann die Straße. Die Erfahrung habe gezeigt, so Dag Schröder: „Es wird so etwas länger dauern, aber sie ersparen sich Ärger.“
Und so soll sie aussehen
Und wie wird dann Hofheims neue Hauptstraße einmal aussehen? Da gibt es eine ganze Reihe markanter Änderungen.
Sie wird nicht mehr schnurgerade verlaufen, das soll schon mal die Geschwindigkeit drosseln, die Gehsteige werden breiter, Bäume mit Parkflächen im Bereich zwischen der Eisdiele und dem „Fränkischen Hof“ (siehe Grafik) werden das Bild der Hauptstraße verändern. Dag Schröder: Man dürfe die Straße nicht nur als Verkehrsweg sehen, sondern „eine gut gestaltete Straße bietet Möglichkeiten für Belebung.“
Pflaster ja, aber ein anderes als das „Wiener Pflaster“
Ein weiteres Merkmal: Sie wird barrierefrei, beinahe ebenerdig sein. Dazu muss die Straße angehoben werden. Arbeiten am Straßenkörper wären aber eh nötig geworden, denn das hatten die Untersuchungen vor einigen Monaten gezeigt: der Untergrund ist in einem schlechten Zustand, nicht tragfähig, muss für den neuen Belag ausgetauscht werden.
Und der neue Belag trägt zwar wieder den Namen Pflaster, hat aber mit dem derzeitigen „Wiener Pflaster“ wohl nur den Namen „Pflaster“ gemein, nicht aber, die Befahr- und Begeh-Eigenschaften, wie nicht nur Borst und Schröder, sondern auch Barbara Goschenhofer berichtete, die ebenfalls bei der Besichtigung in Volkach dabei gewesen war. „Das Pflaster ist komfortabelst zu begehen.“ Und auch der Geräuschpegel dürfte laut Borst nur unwesentlich über dem von Asphalt liegen.
Erreicht wird dies durch ein glattes, geschnittenes Pflaster, das bisherige Pflaster könne zum Teil wiederverwendet werden, etwa für Wasserrinnen, so Borst. Verwundert zeigte sich Hubert Bergmann, dass man nun doch wieder Pflaster als Belag einsetze, wo man doch in den vergangenen Jahren immer wieder nach Reparaturen mit einem „krummen und buckeligen Pflaster“ zu kämpfen hatte. Die Probleme beim derzeitigen Pflaster rührten daher, dass die Steine auf einer nicht tragfähigen Schicht quasi „schwimmen“, so Schröder. Das neue, glatte Pflaster werde aber auf einer massiv aufgebauten Straße eingebaut, so Borst. In Volkach habe man nachgefragt, es gebe keine Probleme, so Borst weiter.
Die Frage nach den Parkplätzen
Wie denn genau die neue Straße aufgebaut sei, wollte Philipp Schubart wissen. 35 bis 40 Zentimeter stark werde im Untergrund eine Frostschutzschicht eingebaut, dann komme eine Schicht mit Drainasphalt, darüber wenige Zentimeter Splitt und darauf dann das Pflaster.
Die Gehsteige verbreitern, aber die Parkplätze erhalten, „kann das denn funktionieren?“, wollte Schubart außerdem wissen. Die Anzahl der Parkplätze sei annähernd identisch mit der Anzahl der derzeit offiziellen Parkplätze, erwiderte Schröder.
Wie lange es denn überhaupt dauern werde, bis die neue Hauptstraße fertig sei, wollte Alexander Bergmann wissen. Laut Schröder dürfte die Bauzeit rund ein Jahr betragen. In diesem Jahr allerdings, so Borst auf Anfrage, stehe erst einmal nur der erste Bauabschnitt auf dem Plan.
Bereitet ebenerdig Probleme?
Bedenken äußerte Hubert Bergmann, dass, wenn Straße und Gehsteig ebenerdig seien, dann auch auf Gehwegen geparkt werde, die Gehwege so geschmälert würden. Ein kleiner Höhenversatz werde den Autofahrern zeigen: „Hier ist der Gehweg“, so Borst. Optisch werden die Gehwege klar erkennbar sein, so Schröder.
Ob denn nicht eine Einbahnstraßenregelung für die Hauptstraße günstiger gewesen wäre, fragte Ralf Wunderlich. In der Hauptstraße halte er eine Einbahnstraßenregelung für schwierig, die Zufahrt zu regeln, zudem für kompliziert, entgegnete Borst. Mit Blick auf den Haushalt, fragte zweiter Bürgermeister Reinhold Giebfried, ob sich bei den Baukosten etwas nach oben oder unten bewegen könne. Und Judith Geiling wollte wissen, wieviel billiger es käme, wenn statt Pflaster Asphalt als Belag benutzt würde. Etwa 35 Euro koste eingefärbter Asphalt, etwa 65 Euro die Ausführung in Stein, so Schröder und fügte hinzu: Aber die Hauptkosten lägen bei diesem Vorhaben im Untergrund, „am Untergrund können Sie nichts sparen“.
Noch einmal kam das Vorbild Volkach bei der Diskussion ins Spiel: Nachdem es ja immer wieder eine Diskrepanz gebe zwischen veranschlagten Kosten bei der Planung und den tatsächlichen Kosten, so Manfred Lang, wollte er wissen, wie dies in Volkach gelaufen sei. Man sei im Rahmen geblieben, so Dag Schröder.
Wie sieht es mit den Kosten aus?
Und wie werden die Kosten aufgeteilt, was kommt auf Anlieger und Stadt zu, fragten Judith Geiling und Burkard Mantel nach. Herangezogen werden die Anlieger für Kosten, als würde die Straße in einfachster Bauweise ausgeführt. Und dabei auch nur zu 50 Prozent bei der eigentlichen Straßenfläche, da es sich um eine Haupterschließungsstraße handelt. Bei sonstigen Flächen, wie etwa Gehweg- und Seitenbereiche, müssen Anlieger 65 Prozent berappen. Dieser Betrag wird dann von den tatsächlichen Gesamtkosten, also den derzeit veranschlagten 1,25 Millionen Euro abgezogen. Was dann an Kosten noch im Raum steht, wird von der Städtebauförderung voraussichtlich mit mindestens 60 Prozent gefördert, so Borst.