Kerstin Brückner blättert durch Herbstbilder, Kinderzeichnungen und Rezepte. "Keine Seite ist so wie die andere", sagt sie begeistert. Brückner hält einen Tischkalender in der Hand, den es bisher so nicht zu kaufen gibt. "Wir wollen eine Momentaufnahme der Region schaffen", sagt sie. Dafür hat die Asylkoordinatorin der Gemeinde-Allianz Hofheimer Land im vergangenen Jahr ein außergewöhnliches Projekt angestoßen. Unter dem Titel "Ein Jahr im Hofheimer Land" soll ein immerwährender Kalender entstehen, an dem sich alle Menschen beteiligen können, die einen Bezug zur Region haben. Jedes Kalenderblatt gestaltet dabei eine andere Person mit ihren eigenen Fotos und Texten. Der fertige Kalender solle möglichst lange aktuell bleiben, sagt Brückner. Deshalb wolle sie auf Jahreszahlen verzichten.
Noch ist der Kalender aber nicht vollständig. "Wir suchen noch über 300 Autoren", sagt die Projektleiterin. Der Probedruck auf ihrem Schreibtisch gibt jedoch schon jetzt einen Vorgeschmack auf ein buntes Endergebnis. "Ich lege besonders viel Wert darauf, dass möglichst unterschiedliche Personen mitmachen", sagt Brückner. Schließlich solle der fertige Kalender die gesamte Vielfalt der Region mit all ihren Facetten abbilden. "Dazu gehören Kinder und Erwachsene, Dorfälteste und neu Zugezogene", sagt sie. Auch eine syrische Familie habe bereits ein Kalenderblatt gestaltet. Neben Einzelpersonen können sich Brückner zufolge auch Vereine, Kindergärten und Schulklassen beteiligen.
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt
Jeder Beitrag besteht aus einem Bild und einem kurzen, dazugehörigen Text. Bei der Gestaltung gebe es kaum Grenzen, sagt Brückner: "Das können zum Beispiel persönliche Geschichten und Erinnerungen sein, Ausflugstipps, Rätsel oder Rezepte." Probleme gebe es nur, wenn die Bildauflösung zu niedrig ist. "Dann müssen wir das Foto ganz klein abdrucken oder können es im schlimmsten Fall gar nicht verwenden." Im Zweifelsfall schicke sie auch mal etwas zurück. Wichtig sei außerdem, dass es sich um eigenes Material handelt. Sonst könne es urheberrechtliche Probleme geben, sagt sie.
Wer einen Beitrag einreichen möchte, kann diesen entweder persönlich vorbeibringen oder per Post, E-Mail oder den Messenger WhatsApp zuschicken. Kerstin Brückner sammelt die eingesendeten Bilder und Texte und gibt sie an Michaela Haas weiter. Die Grafikerin erstellt dann aus den Materialien die fertigen Kalenderseiten. Ein gestalterisches Konzept gebe es dabei nicht, sagt Haas. Stattdessen solle jede Seite für sich gut wirken. "Die Unterzeile mit dem Namen und dem Ort sind das Einzige, das durchgehend gleichbleibt", sagt sie.
Dorfbegegnungen und Kreativtreffen
"Wir wollen ja auch keinen 0815-Kalender", sagt Brückner. Am Ende gehe es aber nicht nur um den Kalender als ein besonderes Produkt "von hier, für hier". Stattdessen solle das Projekt das Miteinander in den Dörfern fördern und für mehr Zusammenhalt sorgen. "Deshalb organisiere ich während der Gestaltungsphase regelmäßige Dorfbegegnungen", sagt sie. Das erste Treffen fand im Oktober des vergangenen Jahres in Friesenhausen statt, weitere gab es im November und Januar in Nassach und Birkenfeld. Dort ginge es darum, gemeinsame Ideen für den Kalender zu entwickeln. Gleichzeitig böten solche Treffen die Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen und sich gemeinsam Gedanken über die eigene Heimat zu machen. "Besonders für Geflüchtete und andere neu Zugezogene ist das eine große Chance", sagt Brückner. Vor diesem Hintergrund wird das Projekt durch das Programm "Integration neu denken" finanziell gefördert.
Das Titelblatt des Kalenders soll ebenfalls in Zusammenarbeit entstehen. Dafür ist in den kommenden Wochen ein Kreativtreffen mit der Künstlerin und Buchillustratorin Susanne Becker aus Wüstenbirkach geplant. Der Veranstaltungsort und der genaue Termin stehen Brückner zufolge noch nicht fest.
Noch bis April nimmt die Projektleiterin Texte und Bilder entgegen. Danach wird der Kalender gedruckt. Mehrere tausend Exemplare seien bisher geplant. Pünktlich zum Jahreswechsel solle der Kalender dann in der Geschäftsstelle der Hofheimer Allianz zum Verkauf bereitliegen. Ein Exemplar werde vermutlich zwischen sechs und zehn Euro kosten, sagt Brückner. Der genaue Preis steht bisher aber noch nicht fest.
Eigene Beiträge für das Kalenderprojekt nimmt Kerstin Brückner entgegen. Per E-Mail: kerstin.brueckner@hofheimer-land.de; Per Whats-App: 0152 56848034; Per Post oder persönlich: Gemeindeallianz Hofheimer Land, z.H. Kerstin Brückner, Marktplatz 1, 97461 Hofheim