Das Starkbierfest ist seit Jahren Hofheims Antwort auf den Nockherberg in München. Die 22. Auflage fand am Samstag nach drei Jahren Corona-Pause wieder im Pfarrheim statt. Dort konnte Thomas Saal, Vorsitzender des ausrichtenden Vereins Frohsinn, mit Manfred Just einen neuen Bruder Barnabas begrüßen, der der Politprominenz die Leviten lesen sollte. Dies tat er wie ein alter Hase.
Er empfahl dem neuen Bürgermeister Alexander Bergmann alle Falschparker "mit einem Wischmopp in die neuen Parkplätze vor die Tore Deiner Stadt" zu kehren. Bergmann sei schließlich ein erfahrener Fußballschiedsrichter. Daher: "Rote Karte und Geldbuße. Nur Schilder aufzustellen nützt nichts." Kritik übte Just auch am Reformstau in der Verwaltungsgemeinschaft. Denn wer dort seinen neuen Personalausweis im ersten Stock abholen will, müsse zuerst eine schriftliche Quittung vorlegen, dass im Erdgeschoss die Gebühren hierfür bezahlt worden sind. "Ja geht’s denn noch? Hängen die nicht am selben Computer und können nachschauen?", polterte Bruder Barnabas.
Dafür, dass die Gebietsreform im Jahr 1972 in Hofheim nicht großartig gefeiert wurde, hat er Verständnis. Denn seitdem habe es vor allem ein Ämtersterben gegeben. "Landratsamt weg, Amtsgericht weg, Finanzamt weg, Polizei weg, Krankenhaus weg. Seid froh, dass sowohl Hallen- als auch Freibad fest mit dem Boden verbunden sind, sonst hätte sich unserer Kreisstadt auch diese Bäder nach Haßfurt geholt", schimpfte Barnabas.
Einbahnstraßenschilder als Empfehlung
Doch Hofheim habe der Kreisstadt auch einiges voraus, nämlich einen "Eisel" (Kreisverkehr in Ei-Form) samt Insekt mit dynamischer Flügelstellung, der "vom Buchwalds Fritz höchstpersönlich bewacht wird". Auch eine Regattastrecke für Kleinjachten vor dem Steinschen Brillenladen kann Hofheim seit kurzem sein Eigen nennen. "Dort hält Jörg, der Leuchtturmwächter, Ausschau nach schön aufgetakelten Fregatten. Vielleicht findet er eine, mit der er in den Hafen der Ehe einlaufen kann", munkelte Barnabas. Dass die in Stein gemeißelte Mutter der Stadt oben ohne in der Hauptstraße wacht, habe einigen "Moralaposteln" nicht gefallen. Altbürgermeister Wolfgang Borst habe sich jedoch geweigert, der Dame "eine züchtige Schambekleidung überzuziehen", wusste Barnabas. Die neuen Einbahnstraßenschilder würden von einigen Autofahrern nur als Empfehlung verstanden. Sogar die Polizei fahre gerne einmal gegen die Fahrtrichtung hinunter, denn "dann sind sie auch schneller am Vereinsheim vom Frohsinn", monierte Barnabas, der im richtigen Leben als Steuerberater tätig ist.
In seinem Blick über die Stadtgrenzen hinaus wurde er zum "Scheuerberater". Für den Scheuer Andi gebe es Hilfe: "Gegen vorzeitiges Unterschreiben von Mautverträgen hilft jetzt Signatur forte von Ratiopharm, das Anti-Idiotikum für Verkehrsminister gegen vorzeitigen Tintenerguss", frotzelte Just. Auch zu den Klimaklebern hatte er seine eigene Meinung: "Ich würde sie kleben lassen. Die pappen dann, solange sie wollen und können nicht nach Bali in den Urlaub fliegen", riet er. Die Klimakleber hätten bewiesen, dass sie zur Handarbeit fähig sind. "Lernt Gas- und Wasserinstallateur und baut Wärmepumpen ein. Dann seid ihr die Helden, die wir heute brauchen", sagte Just.
Die Nassacher Volkstanzgruppe tanzte beim Starkbierfest klassische Reigen. Der Hofheimer Kinderchor sang und das Duo Stretz umrahmte den zünftigen Abend musikalisch.