Auch drei Monate nach der Flut im Ahrtal sind viele Menschen dort auf Hilfe von Außen angewiesen, denn viele Häuser sind noch unbewohnbar und für den bevorstehenden Winter fehlen noch Heizmöglichkeiten. Dies ließ die Limbacher nicht ruhen und sie fuhren zum zweiten Mal für drei Tage ins Ahrtal, um zu helfen. "Wir haben 41 Baustellen mit unseren Helfern abgearbeitet und damit 41 Familien Hoffnung und Zuversicht gegeben", lautete die Botschaft an ihre eigenen Familien bei der Rückkehr nach Limbach.
Die drei Organisatoren Joachim Krines, Stefan Groh und Ingo Stößel waren überrascht vom Erfolg der zweiten Hilfsaktion, die von der Stadt Eltmann mit ihrem Bürgermeister Michael Ziegler unterstützt wurde. "Die große Teilnehmerzahl hat unsere Erwartungen mehr als übertroffen und überrascht waren wir auch von den Spenden und Hilfsgütern. Mit denen war ein 7,5-Tonnen-LKW voll bepackt ins Ahrtal gefahren und wir konnten damit viele Betroffenen unterstützen."
Unter den 72 Helfern waren auch wieder zehn Frauen und die Altersspanne reichte von 14 bis 68 Jahren. Mit einem Reisebus und einigen Baustellenfahrzeugen aus dem Bereich Heizung, Sanitär und Elektro startete man zu dieser Aktion. Während man beim ersten Mal mehr in Bad Neuenahr/Ahrweiler zum Einsatz kam, waren die Helfer diesmal mit Facharbeitern breiter aufgestellt und kamen deswegen auch in anderen Orten Einsatz, wie Dernau und Marienthal, wo nur einige Häuser die Katastrophe überstanden haben. Alles andere wurde weggeschwemmt.
Grund für diese Situation ist, dass das Ahrtal dort nur 300 Meter breit ist und sich gleich rechts und links die Weinberge erheben. So ist keine Straße mehr geblieben und man kann auch heute noch so manche Baustelle nur über eine provisorische Straße erreichen. "Wir haben dort durchnässte Wohnungen entkernt, noch Schlamm aus den Kellern geschafft, Leitungen verlegt, verputzt oder auch Holzzwischendecken erneuert," erläutert Joachim Krines den Schwerpunkt der Arbeiten. "Wir konnten in den wenigen Tagen nicht alle Wünsche erfüllen und deswegen fahren wir in zwei Wochen noch einmal mit einer kleinen Gruppe von elf Personen hin, um vor allem Trockenbauarbeiten auszuführen, mit denen wir nicht fertig geworden sind."
Ingo Stößel war schon bei der ersten Hilfsaktion dabei und hatte diesmal als Mit-Organisator viel Kontakt mit Hilfsbedürftigen. Er hatte den Eindruck, dass bei der ersten Aktion in Bad Neuenahr und Ahrweiler die Arbeiten schon weiter vorangeschritten waren, aber in Marienthal und Dernau noch sehr viel von der extremen Zerstörung und den großen Schäden zu sehen sei.
Nach seiner Meinung fühlten sich viele betroffene Bürger von Politik und Behörden in mancher Hinsicht allein gelassen, vor allem wenn man nicht von einer Elementarversicherung profitiere. "Wir trafen auf Leute, die teilweise schwer depressiv sind, keinerlei Hoffnung haben und auch keine Unterstützung bekommen."
Immer wieder werde man bei den Arbeiten in den Häusern mit schlimmen Schicksalsschlägen konfrontiert wie diesem, wo das Haus einer jungen Familie zerstört und dazu auch das Haus des Schwiegervaters überflutet wurde. Als wenn das nicht schlimm genug gewesen wäre, traf die gleiche Familie drei Wochen nach der Flut ein noch dramatischeres Ereignis. Als der Schwiegervater am 65. Geburtstag seiner Ehefrau mit seinem Auto auf der schrägen Hofeinfahrt rückwärts rangierte, überfuhr er seine Ehefrau, die sofort tot war.
"Es ist schon grenzwertig, was hier auch Helfer während ihrer Arbeit mitbekommen und das müssen sie erst einmal verarbeiten. Manchmal lassen sich Hausbesitzer bei den Arbeiten aus falsch verstandener Scham gar nicht sehen. Umso mehr ist man dann überrascht am Abend oder nach den Arbeiten, wenn sie mit überschwenglichem Lob und großer Dankbarkeit aufwarten und dann auch ihre Eindrücke von dem Erlebten kundtun oder mit dem Blick auf die Arbeiten doch hoffnungsvoll in die Zukunft blicken", schildert Ingo Stößel das Gespräch mit Betroffenen.
Auch an den Helfern gehe dieser Einsatz nicht spurlos vorüber. Im Bus sei es bei der Heimfahrt auf den ersten Kilometern erst ganz still und sicher hänge so mancher seinen Erlebnissen während des Einsatzes nach. "Dabei denkt man auch schon wieder an zu Hause und bekommt den Eindruck, dass dort alltägliche Probleme eigentlich gar keine sind und es doch auf ganz andere Werte ankommt. Das wird einem mit so einem Einsatz extrem bewusst."
Die Helfer aus Eltmann, Limbach und Umgebung werden im Ahrtal nicht vergessen sein. Auf Initiative von Einwohnern aus Marienthal haben die "Haßbergler" mitgeholfen ein großes "Helferherz" anzulegen und zu bepflanzen, das möglichst lange auf diese Einsätze und die Dankbarkeit der Bevölkerung hinweisen soll. Joachim Krines erhielt dazu erst dieser Tage einen Anruf von Bürgermeisterin Carolina Weigand aus Marienthal. "Sie hat mir dabei versichert, dass sie das Helferherz pflegen und hegen wollen, damit es jahrzehntelang zu sehen ist."
"Da wir so viel Leid und Zerstörung, Hilflosigkeit und Ungerechtigkeit gesehen haben, sehen wir es als unsere Pflicht an, den Betroffenen weiterhin zu helfen. Aus diesem Grunde würden wir gerne noch vor Weihnachten weitere Hilfsgüter ins Ahrtal bringen, so Krines weiter." Mit Unterstützung der Stadt Eltmann wurde deswegen ein Spendenkonto eingerichtet, mit dem jeder Euro zu 100 Prozent an die betroffenen Opfer geht.
"Im Ahrtal haben wir dabei Personen, die eine Liste mit benötigten Sachen zusammenstellen und uns auch über die Situation der Betroffenen aufklären. So helfen wir den Betroffenen am besten. Es werden überwiegend Elektrogeräte, elektrische Heizungen, Waschmaschinen, Trockner, Kühlschränke, Holzöfen und ähnliche Sachen benötigt und die sollen von den Spendengeldern gekauft werden."
Spendenkonto: Stadt Eltmann, IBAN: DE30 7936 3151 0008 970580 / BIC: GENODEF1HAS.