
Kein Deal für unterfränkische Unternehmer. Am Dienstagabend war Michael Janek aus Aidhausen (Lkr. Haßberge) mit seinem Start-Up "Stickerstars" zu Gast in der "Höhle der Löwen". Zusammen mit seinen Kollegen Fabian Bönsch und Mirko Lauterbach wollte er in der beliebten TV-Show auf "Vox" Investoren von seiner Geschäftsidee überzeugen. Die Firma mit Sitz in Berlin vertreibt Sammelalben mit Klebebildchen vor allem für Sportvereine. Allerdings hatten Janek und Co. vielleicht etwas zu hoch gepokert, denn sie wollten 800 000 Euro und boten dafür zehn Prozent Unternehmensanteile an "Stickerstars".
Abgeschreckt von der hohen Summe
Davon waren die Unternehmer sichtlich abgeschreckt: 800 000 Euro für zehn Prozent entsprächen einer Firmenbewertung von acht Millionen Euro. "Wie kommt ihr auf diese Bewertung?", wollte Georg Kofler wissen. Michael Janek berichtete von einem Gesamtumsatz in Höhe von 5,9 Millionen Euro in den Jahren von 2015 bis 2018, der Gewinn in diesen vier Jahren habe 440 000 Euro betragen. Die Antwort von Kofler war deutlich: "Ich hätte Lust mitzumachen." Aber bei dieser Bewertung "fühle ich mich über den Tisch gezogen". Fast verärgert stieg er aus. Ebenso wie danach alle anderen Löwen.

Dabei hatte das Trio auf der Fernsehbühne einen konzentrierten Auftritt gemacht. Das Potenzial liege in Deutschland bei allein 90 000 Sportvereinen. Für teilnehmende Vereine sei die Teilnahme kostenlos. Finanziert werden das Album und die Bildchen über die Supermärkte, die beides verkaufen. Jeder Markt, so Janek, muss eine Grundgebühr von 4000 Euro an "Stickerstars" zahlen, zusätzlich geht der Erlös aus dem Verkauf der Sticker an das Start-Up. Zunächst zeigten sich die fünf Vox-Investoren (Nils Glagau, Georg Kofler, Carsten Maschmeyer, Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel) auch begeistert von der Geschäftsidee. Aber es gab dann doch keinen Deal.
700 000 Menschen während der Sendung auf der Website
Das war zwar schade, so Janek im Gespräch mit dieser Redaktion nach der Ausstrahlung der Sendung. Denn gerade Kofler und Dümmel – wegen deren Kontakten zum Einzelhandel – hatten sich die "Stickerstars"-Macher als Lieblingsinvestoren auserkoren. Und natürlich war die Enttäuschung nach dem Aus zunächst groß. "Schließlich war die Vorbereitung sehr anstrengend", erzählt Janek. Alleine die zehn Tage vor der Aufzeichnung habe er keine Nacht durchgeschlafen. Aber andererseits habe man trotz der Investorenabsage von der Teilnahme an der Sendung gewaltig profitiert. "Am Dienstagabend – während die Sendung ausgestrahlt wurde – waren 700 000 Menschen auf unserer Website", ist Janek noch einen Tag danach völlig überwältigt. "Unser Techniker hatte Kammerflimmern, ob die Seite das aushält, und am Schluss mindestens vier Bierchen intus – aber sie hat gehalten."
Das plötzliche Interesse freut Janek, andererseits findet er es lustig. Denn ihr Auftritt war bereits Anfang April aufgezeichnet worden. "Wir mussten fünf Monate lang dichthalten, man erfährt außerdem selbst erst drei Wochen vor der Ausstrahlung, dass man überhaupt in der Sendung ist." Das war am Dienstagabend aber ein Grund zum Feiern; in Anbetracht der fränkischen Abstammung von zweien der drei Protagonisten in Form eines fränkischen Abends mit Bratwürsten aus Humprechtshausen und Brötchen aus Kerbfeld (beide Lkr. Haßberge) sowie Bier aus Nürnberg.
Richtig Gas gegeben
Die Macher von "Stickerstars" haben aber nicht nur fünf Monate dichtgehalten. "Wir haben auch richtig Gas gegeben" – und weitere 100 Sportvereine aufgetan, die bis Jahresende ihre Stickeraktion bekommen. In dem kurzen Beitrag im Fernsehen sei nur ein Bruchteil dessen ausgestrahlt worden, was sich damals wirklich ereignete, so Janek. Insgesamt zwei Stunden habe ihre Vorstellung vor den Investoren gedauert. Die Aufzeichnung sei sogar unterbrochen worden, erinnert sich Janek, damit Kameraleute eigens hinter Maschmeyer und Co. platziert werden konnten, da diese so leidenschaftlich die Klebebildchen tauschten und ins "Löwen"-Album pappten, das ihnen die Kandidaten mitgebracht hatten. Auch hinter den Kulissen gab es nach der Sendung noch so manches informative Gespräch.
Vor allem die Zustimmung der erfahrenen Investoren tat gut. "Die haben uns überzeugend bestätigt, dass wir eine tolle Geschäftsidee haben." Allerdings bedauert Janek, dass es ihm nicht gelungen ist, die Investoren von der Vision seiner Firma zu überzeugen. "Die habe sich gleich an den lokalen Sportvereinen festgebissen." Aber eigentlich sollten die 800 000 Euro dazu genutzt werden, um eine neue Geschäftsidee parallel zu entwickeln. "Aber so haben wir alle Hebel gezogen, um es auch ohne Löwen hinzubekommen." Ein bisschen verrät der CEO: Ab 2020 soll eine Plattform geschaffen werden, über die keine Sportvereine versorgt werden, sondern andere Bereiche abgedeckt werden; zum Beispiel "Hochzeit sammelt Hochzeit" oder "Jubiläum sammelt Jubiläum". Dies werde aber ein anderes Geschäftsmodell ohne Mitwirkung von Supermärkten.

Michael Janek zieht für sein Unternehmen ein positives Fazit des TV-Abenteuers: "Ich kann die ,Höhle der Löwen' nur jeder Firma, die Unterstützung sucht, wärmstens empfehlen. Ich konnte leider nicht alles loswerden, was ich wollte, und die ganze Aufregung war wie ein Ritt auf der Kanonenkugel: Aber ich würde es jederzeit wieder machen."