Wir Menschen brauchen Licht! Ich kenne wenige, die sich im Dunkeln zurechtfinden. Schon rein praktisch: Wo steht nochmal der Tisch? Aua, das war er!
Manchmal verliert man im Dunkeln richtig das Gleichgewicht. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe herbeigekommen, schreibt Paulus (Röm 13,12): Das ist Advent. Das ist die Verheißung, die über unserem Leben als Christen steht.
Man kann das ganz zeitlich lesen: Jetzt ist die Nacht bald um, und es wird Tag. Christus kommt wieder und bereitet Krieg und Terror ein Ende. Das ist unsere Hoffnung, wenn wir auf diese Welt sehen!
Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe herbeigekommen: Man kann das aber auch im Angesicht der Zeitlosigkeit Gottes so lesen: Die Nacht ist von uns weggerückt und der Tag ist uns nahe gekommen. Gottes Angesicht, Gottes Liebe leuchtet uns von der Taufe an. Es leuchtet hinein in die Nacht, in der wir leben. In die Dunkelheiten von Angst oder Trauer, von Krankheit oder Unfall.
Manchmal sehen wir nur das Dunkle. Und doch erhellt die Liebe Gottes unsere Nacht. Wunderbar hat das Jochen Klepper in der tiefen Nacht des dritten Reiches formuliert: Noch manche Nacht wird fallen auf Menschen Leid und Schuld. Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte hält euch kein Dunkel mehr. Von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her. Eine Nacht, in der uns ein Licht scheint, die können wir ertragen. In der können wir uns zurechtfinden und verlieren nicht die Orientierung
Ein interessantes Phänomen ist das Licht: Wenn ich abends in unserer Küche sitze, erhellt eine kleine Lampe den Raum. Die Türen zu den Kinderzimmern sind offen. Nur einen Spalt. Und das Licht scheint da hinein.
Wenn ein Kind aufwacht, dann sieht es diesen kleinen Schein, diesen Schimmer und kann getröstet weiter schlafen. Wenn ich die Türen zumache, wird die Küche davon nicht heller!
Ich glaube, darum geht es, im Advent: Türen öffnen. Nicht nur die Türen am Adventskalender. Türen öffnen zum Nachbarn hin. Das wäre doch was, wenn wir die Adventszeit so beleben würden: Jeden Tag eine Tür öffnen. Ein Anruf bei einer Freundin. Ein Besuch bei den Nachbarn, zum Adventstee.
Vielleicht lädt jemand Flüchtlinge ein zum Plätzchenbacken? Den Enkeln vorlesen. Jeden Tag eine Tür – wenigstens einen Spaltbreit geöffnet. Ein lebendiger Adventskalender. Das Licht des nahen Tages erleuchtet unsere Nacht. Und wenn wir die Türen in unserem Leben öffnen, dann scheint dieses Licht auch in die Welt hinein.